Die Traumehe zwischen Valentino Rossi und Ducati wird Ende des Jahres auseinander gehen. Die Bemühungen der Italiener, den 33-jährigen Topfahrer zu halten, sind gescheitert. Und das, obwohl der Hersteller aus Borgo Panigale bis zuletzt alles versucht hat, um das Material für den neunfachen Weltmeister zu verbessern. Wie jetzt in einem Interview mit Masao Furusawa bestätigt wurde, hat es Ende Juli in Italien zwei Treffen des bekannten Ingenieurs mit dem Ducati-Corse-Generaldirektor Filippo Preziosi gegeben. Schwerpunkt der Gespräche waren mögliche Veränderungen an der Desmosedici GP 12, die in diesem Jahr einzig in Le Mans auf das Podest fahren konnte.

Furusawa, der Yamaha nach der Saison 2010 verlassen hat, gilt als eine der Säulen von Valentino Rossis Erfolg bei den Japanern. Nun wollte sich Preziosi beim japanischen Experten Rat holen. "Ich habe mit ihm über fundamentale Dinge gesprochen, beispielsweise wie ein Motorrad gestaltet werden sollte. Er war sehr beeindruckt und wollte, dass ich seinen Kollegen davon berichte. Zwei Tage später hat er dann seinen Chassis-Ingenieur mitgebracht", wird Furusawa bei motomatters.com zitiert.

Er habe keine Informationen und Details von Yamaha weitergegeben, sondern verstärkt über seine Vorgehensweise bei der Entwicklung im Jahr 2004 berichtet. So sei es beispielsweise um das "Schwerpunkt Dreieck" gegangen - ein Dreieck, das den Front- und Heckkontaktpunkt mit dem Boden und den Gravitationspunkt des Bikes beschreibt. "Oder wenn sie vom Fahrwerk sprechen, wird immer die "Steifheit" bezeichnet. Aber mein Ansatz ist ein anderer. Ich würde eher einen Blick auf die "Frequenz" der Fahrwerke richten und versuchen, die Front- und Heckfrequenzen so weit wie möglich anzugleichen. Es führt zu einem leichten Gewichtstransfer", so Furusawa, der Preziosis Intention hinterfragte.

"Ich musste ihn fragen, warum er mich angerufen hat. Wenn ich mich ihnen angeschlossen und gute Ergebnisse bekommen hätte, wäre es der Beweis gewesen, dass seine vorherigen Entwicklungen falsch gewesen wären. Und wenn ich mich angeschlossen und nicht Gutes hätte tun können, hätte es auch dafür gesprochen, dass es die falsche Entscheidung war", so Furusawa. Preziosis Antwort wäre deutlich gewesen: "Es spielt keine Rolle, ob ich meine Position verliere. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Mir geht es nur um eine Sache: nämlich das Bike zu verbessern."

Während seines Italien-Trips stattete Furusawa in Tavullia auch Valentino Rossi einen Besuch ab. "Als ich in Italien war, war er sich schon zu 99 Prozent klar darüber, das Team zu verlassen", so Furusawa, der bei der Rückkehr nach Japan das Gespräch mit Yamaha suchte und sich entschied, nicht wieder in den GP-Zirkus einzusteigen. Vielmehr wolle er seinen Ruhestand genießen und sich seinem eigenen Unternehmen widmen, dass sich auf die Lösung von Fragen zur Fahrzeugdynamik, Lautstärke und Vibration spezialisieren wird.

Furusawa erwartet für die kommende Saison wieder einen harten Zweikampf zwischen Jorge Lorenzo und Valentino Rossi. "Ich denke, die Spannung zwischen den beiden wird wieder ansteigen. Ich wäre nicht überrascht, wenn Valentino glaubt, dass er Jorge vor seinem Ruhestand schlagen muss. Er ist ein so entschlossener Fahrer. Es tut mir leid für die Jungs in der Box, sie werden wieder Bauchschmerzen bekommen."