Geheimnisse gibt es bei Colin Edwards keine – gleich gar nicht, wenn es in dieser Saison um sein CRT-Bike geht. Immer deutlicher hatte der Amerikaner zuletzt seine Unzufriedenheit mit der BMW-Suter deutlich gemacht. Die Überrundung von Laguna Seca schien der negative Höhepunkte seines bisherigen CRT-Engagements zu sein. "Es war herzzerreißend", sagt Edwards und fügt hinzu: "Nun, die Prototypen werden immer schneller und sie entfernen sich immer mehr von uns. Als wir dieses Projekt in Malaysia gestartet haben, waren wir 3 oder 2,8 Sekunden – wie auch immer die Zahl war – hinter den Schnellsten. Wir haben uns gedacht, dass sich die Zahl verringern würde, aber unsere Entwicklungszeitplan ist nicht annähernd da, wo die Prototypen-Jungs sind. Und die Lücke ist nur größer geworden."

Elektronik, Chassis oder Motor - das eigentliche Problem sei das Gesamtpaket. Bereits nach dem Lauf in Mugello hat Edwards deshalb neue Bike-Varianten getestet, die eventuell in Brünn erstmals zum Einsatz kommen könnten. "Um ehrlich zu sein hatte ich keinen Kontakt zu den Jungs und ich weiß nicht, ob wir zu 100 Prozent diesen oder jenen Weg verfolgen", so der 38-jährige, der in der Sommerpause am Stadtrand von Houston ein "Boot Camp" durchführte, an dem unter anderem auch Jorge Lorenzo und Bradley Smith teilnahmen.

Edwards hat es sich abgewöhnt, klare Zielvorgaben zu machen. Die Aussage 'Ich weiß es nicht gehört' mittlerweile zum Standartvokabular. Kein Wunder also, dass sich der Forward Racing-Pilot auch vor dem Rennen in Indianapolis nicht festlegen will. "Ehrlich gesagt hat sich das Bike in Laguna wirklich gut angefühlt. Aber die Rundenzeiten waren langsam; alle CRT-Bikes waren langsam", sagt Edwards, dessen Einschätzungen meist mit einem ironischen Unterton versehen sind.

"Mein größtes Problem befindet sich von der Startlinie bis zur letzten Kurve und dazwischen." Die Kritik gilt jedoch nicht der Mannschaft von Forward Racing. "Ich mag das Team, wo ich bin und ich liebe das Team mit dem ich arbeite – und das Team ist eines der Besten, für die ich jemals gearbeitet habe. Wir müssen es einfach nur versuchen und es zum funktionieren bringen, irgendwie", sagt Edwards. Doch der Amerikaner verschweigt auch nicht, dass er sich gern wieder mit den Besten messen möchte. "So ist meine DNA programmiert." Eine Möglichkeit, die Edwards nach wie vor in Erwägung zieht, ist ein Start in der Superbike-Weltmeisterschaft, in der er zwei Titel holen konnte.

Doch sollte der Texaner tatsächlich der MotoGP in einer Saison den Rücken kehren, in der es erstmals drei Rennen in Übersee geben könnte? Und welche amerikanischen Talente könnten den Sprung in die Königsklasse schaffen? "Das ist eine gute Frage", sagt Edwards und bringt Dustin Dominguez ins Spiel. Auch für die Tatsache, dass sich sein Landsmann Nicky Hayden sich für ein weiteres Jahr ein Cockpit bei Ducati sichern konnte, hat Edwards eine einfache Erklärung: "Natürlich macht er einen großartigen Job bei Ducati, aber es wurde auch darüber gesprochen Cal [Crutchlow] zu holen oder Valentino [Rossi] zu halten. Aber das ist Ducatis größter Markt und sie brauchen einen amerikanischen Fahrer. Er hatte in diesem Spiel den richtigen Ausweis und es kam ihm zugute einen amerikanischen Pass zu haben."