Ben Spies und Valentino Rossi hatten in Assen enorme Probleme mit ihren Hinterreifen, bei denen jeweils ganze Gummi-Teile aus dem Reifen herausbrachen. Shinji Aoki, der Manager des Bridgestone Motorsport Tyre Development Department erklärte auf dem Sachsenring: "Nach Assen haben wir alle möglichen Reifen noch einmal gecheckt, zahlreiche Tests gemacht und schließlich können wir sagen, dass es kein Werksfehler war."

"Der Reifen war schon vor dem Rennen auf dem Prüfstand, danach haben wir das Ganze noch einmal gemacht. Am Ende können wir sagen, dass dieses Problem nur an Überhitzung lag. Diese Mischung war nicht auf die diesjährigen Verhältnisse in Assen ausgelegt. Auch die Temperaturen der einzelnen Teams haben wir noch einmal überprüft und dabei festgestellt, dass nur ein paar Fahrer so hohe Temperaturen und deshalb diese Probleme hatten."

Die Überhitzung habe im Vergleich zum letzten Jahr zwei Ursachen gehabt: Zum Einen seien die Bikes andere. Dabei sei man sich bei Bridgestone schon sicher, dass die Temperatur der Reifen auf der 1000er an jeder Strecke etwas ansteigt. Zum Zweiten seien die Bedingungen vor Ort anders gewesen. Im letzten Jahr lag die Streckentemperatur auf dem TT Circuit bei 18 Grad, wohingegen sie 2012 bei 40 Grad lag. Aoki ergänzte: "Außerdem führt auch der Fahrstil dazu. Wir haben das natürlich noch einmal analysiert und versucht, das auch auf anderen Strecken zu checken. Auf einigen Kursen müssen wir wahrscheinlich etwas gegen die Überhitzung unternehmen."

Für Mugello wird es neu entwickelte Mischungen geben, Foto: Milagro
Für Mugello wird es neu entwickelte Mischungen geben, Foto: Milagro

Ob das Problem neben Spies und Rossi bei noch weiteren Fahrern auftauchen könnte, wusste Aoki nicht genau. "Wir konnten keine genaueren Details zum Bike-Setting oder Fahrstil bekommen. In Assen fährt jeder Fahrer etwas anders mit hoher Schräglage. Da bin ich mir momentan nicht sicher", sagte er. Bei den CRTs habe es hingegen keine Probleme gegeben, da sich die Reifen der Claiming Rule Bikes nicht so sehr erhitzen wie die der Prototypen.

Die 2012er Reifen seien insgesamt etwas weicher. "Natürlich haben wir sie auf Überhitzung getestet, aber da kamen die gleichen Ergebnisse raus wie im letzten Jahr. Dafür fühlen sich die Fahrer etwas wohler mit den neuen Reifen in diesem Jahr", meinte Aoki. Trotzdem gab der Manager der Entwicklungsabteilung zu, in Assen einen Fehler gemacht zu haben. "Wir hatten zwei Reifen vorbereitet, die grundsätzlich aber beide in der Hitze nicht so gut funktionieren. Wir haben mit der Sicherheitskommission über die Zuteilung für Assen gesprochen und die Sicherheitskommission verlangte einen weicheren Reifen. Wir haben lange mit der Sicherheitskommission diskutiert, sie meinten Assen war letztes Jahr so kalt, deshalb war die Aufwärmleistung zu schwach und man wolle einen weicheren. Schließlich stimmten wir zu und brachten den Medium-Reifen. Der harte Reifen, den wir hatten, wäre in der Hitze aber viel leistungsstärker gewesen."

Die Schuldfrage ließ Aoki allerdings ungeklärt, schließlich laufe die Zusammenarbeit mit der Sicherheitskommission in diesem Jahr viel besser, seitdem Loris Capirossi vermittelt. "Wir schlagen immer eine Reifenwahl vor, dann reden wir mit der Sicherheitskommission darüber und am Ende wird gemeinsam entschieden." Eine Sache blieb allerdings auch nach vielen Tests ungeklärt: Obwohl Andrea Dovizioso fast das gleiche Setup wie Spies an der Yamaha nutzte, hatte der Italiener keinerlei Probleme. "Ich weiß es nicht, es könnte am Setting oder Fahrstil liegen. Ich kann dazu einfach nichts sagen. Sicher ist nur, dass das Problem daran lag, dass der Reifen zu heiß geworden ist", so Aoki.

Kritik von Stoner

Auf dem Sachsenring nahm Casey Stoner kein Blatt vor den Munde und kritisierte: "Die Technologie wird immer besser und wir werden langsamer. Es ist schwieriger für uns, Rundenrekorde zu fahren. Sie werden nie zugeben, dass mit den Reifen etwas nicht stimmt. Das ist das größte Problem, es ist enttäuschend."

Aoki musste über die Aussagen des Australiers ein wenig schmunzeln. "Die Rundenzeiten werden nicht schlechter. Alle haben den gleichen Reifen. Zuvor gab es einen Wettkampf und sicherlich hat jede Firma eine andere Herangehensweise. Jetzt ist alles gleich, sein Gefühl scheint etwas anders zu sein. Die Bikes werden besser und die Rundenzeiten verbessern sich besonders in diesem Jahr auf jeder Rennstrecke. Ich weiß nicht, warum er so etwas sagt. Wir haben nicht nur Casey, sondern unterstützen alle Teams gleichermaßen. Wir kümmern uns um alles, aber Casey scheint einfach nicht glücklich zu sein."

Dennoch regt sich etwas im Hause Bridgestone. Am Wochenende in Mugello wird es zu den zehn normalen Hinterreifen, die den Fahrern zur Auswahl stehen, vier weitere Sonderkonstruktionen geben, die in kürzester Zeit extra für Rennstrecken wie den Mugello Circuit hergestellt wurden, auf dem die Reifentemperaturen enorm ansteigen. "In Mugello gibt es eine enorme Schräglage und seit letztem Jahr noch neue Oberfläche. Die Rundenzeiten werden jetzt immer höher, also müssen wir an die Sicherheit denken. Der Reifen wird härter, um bessere Sicherheit zu bieten", erklärte Aoki.