Das Wort Erfahrung wird im Motorsport immer dann in den Mund genommen, wenn besondere Umstände es erfordern, frühere Erkenntnisse zu Rate zu ziehen, um eine Situation zu meistern. Deswegen schadet es beispielsweise nicht, bei einem MotoGP-Regenrennen schon früher einige Erfahrungen auf einer MotoGP-Maschine im Regen gemacht zu haben - vorzugsweise auch im Renneinsatz. Nun hat es das Wort Rookie so an sich, dass es Fahrer bezeichnet, die gerade frisch wo angekommen sind, also nicht vor Erfahrung strotzen, dennoch fuhr Stefan Bradl im Regen von Le Mans am Sonntag routiniert und überlegt, was ihm mit Platz fünf sein bisher bestes MotoGP-Ergebnis einbrachte.

Der Deutsche fuhr eine gute Pace, übertrieb es aber nicht, weswegen er auf seiner Maschine sitzen blieb, während vor ihm Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow nicht das Gleiche von sich behaupten konnten und Bradl dadurch zwei Positionen schenkten. Der Rookie nahm das Geschenk dankend an. "Das ist ein fantastisches Gefühl", sagte er. "Ich bin sehr glücklich und das ganze Team ist es ebenfalls: das macht mich sehr stolz. Ich denke, niemand hat in meinem vierten Rennen in dieser Klasse so ein gutes Ergebnis erwartet. Generell war das Wochenende hart, weil wir Probleme hatten, das richtige Setup für die trockenen Sessions zu finden und gestern hatte ich im Qualifying noch dazu einen schweren Sturz."

Doch am Renntag war es nicht trocken, was Bradl durchaus entgegenkam, da er wusste, seine Abstimmung im Regen war gut. "Schon in der Sichtungsrunde konnte ich spüren, dass dies meine Wow-Maschine war und meine erste Runde war unglaublich. Nach dem ersten Sektor war ich bereits Siebter." Danach machte er es sich hinter Dani Pedrosa bequem und nutzte seine Position zu Lernzwecken. Der Spanier hat einen sehr präzisen Fahrstil, davon schaute sich Bradl etwas ab. "Ich habe viel von ihm gelernt. Als es dann trocken wurde, konnte ich mit etwas mehr Vertrauen fahren und passte mich der Situation an, auch wenn Hayden versuchte, mich einzuholen."