CR-Teams sollen aus einem Häufchen Elend ein imposanted Starterfeld machen, Foto: Milagro
CR-Teams sollen aus einem Häufchen Elend ein imposanted Starterfeld machen, Foto: Milagro

Die erste Saison mit CR-Teams ist noch nicht einmal überstanden, da geht es für Dorna, MSMA (Herstellervereinigung) und die IRTA (Teamvereinigung) schon um das Jahr 2013 und darüber hinaus. Über die Regelvorschläge von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta wurde bislang viel diskutiert. Einig scheinen sich alle darin zu sein, dass sie, Kostensenkung hin oder her, an mindestens einem Punkt nicht zustimmen. Für das kommende Treffen gibt es damit vier große Parteien und vier verschiedene Standpunkte, plus die Meinungen der Satellitenteams und Crewchiefs. Fahrer seien einmal außer Acht gelassen.

Was die Dorna will

Carmelo Ezpeleta will die Kosten in der MotoGP senken und das Starterfeld erweitern. Seine ausgegebenen Maßnahmen dafür sind: Eine Standardelektronik (ECU - Electronic Control Unit), CR-Teams und zur Unterstützung dieser soll es eine Drehzahlbegrenzung geben.

Der Spanier betont, dass er damit keinen Krieg gegen die Werke führen möchte, dass die MotoGP immer eine Serie mit und für Hersteller sein wird, sagt aber gleichzeitig:

"Die MotoGP ist ein technologischer Kampf, der nirgendwo hinführt. Die Technologie ist nicht die Hauptsache: Das sind die Rennen und die Kämpfe zwischen den Fahrern."

Spätestens beim Satz 'Die Technologie ist nicht die Hauptsache', beginnt der Hamster zu humpeln, denn sowohl Yamaha, Honda, als auch Ducati betonen von ihrer Seite aus, dass sie aufgrund der Möglichkeit neue Technologien zu testen, in der MotoGP sind. Zudem sprechen sich Honda und Yamaha stark für die Elektronik aus, da diese mittlerweile auch für Straßenmaschinen unverzichtbar sei.

Die Dorna argumentiert weiter, dass bisherige Maßnahmen nicht den gewünschten Spareffekt erzielt hätten, so wollte man nicht mehr ganze Maschinen an Satellitenteams geben, sondern nur noch Motoren, Kostenpunkt 1.5 Mio Euro - zu viel. Folgelösung: CRT. Doch hier muss die Frage gestellt werden, wie will man CR-Teams konkurrenzfähig bekommen, wenn selbst die Satellitenteams nur um den Best-of-the-rest-Titel kämpfen?

Der Ducati Standpunkt

Ducati bot die Desmosedici im vergangenen Jahr für drei Satellitenteams an. Während Jorge Martinez 2012 auf CRT setzt und sich von Ducati als Partner trennte, weil die Leasing-Kosten zu hoch seien, reduzierte das Pramac Racing Team sich auf einen Fahrer mit Ducati. Filippo Preziosi betont zum einen, dass Ducati aufgrund der Entwicklungsmöglichkeiten in der MotoGP sei und erklärt zudem die Kosten aus Herstellersicht.

Hector Barbera mit der Desmosedici als Einzelkämpfer für Pramac Racing, Foto: Milagro
Hector Barbera mit der Desmosedici als Einzelkämpfer für Pramac Racing, Foto: Milagro

"Die gesamte Maschine, mit all der Technik für 1 Mio Euro an Satellitenteams leasen, das können wir uns nicht leisten", sagt er schlicht. "Wir wollen ja auch ein bestimmtes Niveau bieten, natürlich sind wir weiter bereit unsere Maschinen zum leasen zu bieten. Die Kostenfrage richtet sich nach dem, was die Teams wollen. Wollen sie die Werksspezifikation, dann müssen sie auch dafür bezahlen. Sagen sie, es reicht die Vorjahresmaschine, dann wird es billiger."

Während es bei den Leasing-Kosten für Ducati keine Diskussion gibt, würde das Werk sich die Vorschläge in Sachen ECU nicht nur anhören, sondern auch darüber nachdenken sie umsetzen, denn neben der Kostenersparnis würde es auch eine Angleichung der Werke bewirken. Doch hier gibt es Widerstand aus den eigenen Reihen, denn Rossis Crewchief Jeremy Burgess ist komplett anderer Meinung. Für ihn wird an der falschen Stelle nach Lösungen gesucht:

"Wenn man verschiedene Arten von Motoren hat, kann man schlecht eine Standardelektronik umsetzen." In der MotoGP würde noch individuell gearbeitet, während in der Formel 1 von verschiedenen Herstellern die gleichen Motoren gebaut werden. Zudem glaubt er nicht, dass die Einschränkungen das gewünschte Interesse zur Folge hat. "Man kann das nicht weiter so einschränken und dann erwarten, dass mehr Leute mitmischen wollen. Wir brauchen mehr technische Partner und wir müssen diese technischen Partner animieren, nicht einschränken."

Der Honda Standpunkt

Der Jeremy Burgess-Meinung kommt Honda am nächsten, HRC spricht sich sowohl für Technologieentwicklung als auch eine individuelle Elektronik aus. Während sich Yamaha und Ducati in vielen Punkten diplomatisch artikulieren, sagt Honda schlichtweg: "Aus technischer und sportlicher Sicht werden wir Carmelo zum Thema CRT und der Zukunft der MotoGP ein paar Vorschläge machen. Wenn es nur noch CR-Teams geben sollte, sind wir bei Honda nicht interessiert." Wobei das Grundkonzept 'okay' sei, der Abstand zu den Werks- und Satellitenteams aber viel zu groß.

Shuhei Nakamoto wirft noch einen weiteren Punkt ein, den es zu bedenken gilt: "Es ist schwer, einen guten Fahrer für eine CRT-Maschine zu finden." Ohne besagten guten Fahrer ist es daher noch schwieriger abzuschätzen, wie weit ein CRT-Bike wirklich von der nächsten Konkurrenz entfernt ist.

Der Yamaha Standpunkt

Bei Yamaha wird es sich schwierig gestalten, einen Kompromiss in Sachen Elektronik zu finden, denn der Hersteller setzt voll und ganz auf diesen Teil der Technologie. Zudem stimmt Lin Jarvis Ducatis Jeremy Burgess zu, dass Kreativität in der MotoGP wichtig sei. "Wir müssen uns intelligente Lösungen einfallen lassen, Hauruck-Aktionen wären dumm." Der Yamaha-Boss geht aber noch einen Schritt weiter und erläutert genau die Konsequenzen, sollten Hersteller und Dorna nicht überein kommen:

"Wenn man die technische Weiterentwicklung wegnimmt, dann nimmt man auch einen der Hauptgründe, warum die Hersteller eigentlich hier sind. In der MotoGP werden Ingenieure ausgebildet, sie werden an neue Grenzen gepusht, neue Ideen werden kreiert, die später in Serie übernommen werden. Wenn man ihnen die Gelegenheit wegnimmt zu entwickeln und zu lernen, dann nimmt man den Grund für die Teilnahme – und das ist gefährlich."

Standpunkt Satellitenteam

Colin Edwards wagte als Top-Fahrer den Schritt zum Forward Racing CR-Team, Foto: Milagro
Colin Edwards wagte als Top-Fahrer den Schritt zum Forward Racing CR-Team, Foto: Milagro

Auch bei den Satellitenteams spalten sich die Geister in Sachen CRT, doch hier geht es eher um die Frage, wird man CR-Team, oder nicht? Die einen sind bereits auf das Konzept eingegangen (Aspar), andere teilweise (Gresini mit einem CR-Bike und einer Honda Sat), die nächsten lehnen es ab (LCR). Lucio Cecchinello ist kein Freund der CR-Maschinen und die bisherigen Testergebnisse trugen nicht zu einer Meinungsänderung bei. Das Tech 3-Team zeigte sich zu Beginn enthusiastisch und startete ein eigenes Projekt für 2013, doch das ist mittlerweile auf Eis gelegt. Stattdessen will man nun weiter mit Yamaha als Partner arbeiten, solange dies möglich ist. Tech 3 CRT ist laut Bradley Smith nur noch der B-Plan. Gründe? Ein eigenes CRT-Bike zu entwickeln kostet Geld und ist zeitaufwändig.

Fazit: Der gemeinsamen Nenner vor dem anstehenden Treffen ist Kostensenkung. Die Hersteller sind sich einig, dass Technologie und Entwicklung die Gründe für ihre Teilnahme an der MotoGP sind, womit sie Carmelo Ezpeleta/der Dorna wiedersprechen. Alle sehen die Notwendigkeit von Kompromissen, allerdings werden diese je nach Hersteller und Individuum an einer anderen Stelle angesetzt. Weshalb fraglich ist, ob man nach CRT-Diskussion 12597.5 in Jerez einer gemeinsamen Basis näher ist, als in den vergangenen Monaten, oder stattdessen lieber einen Kaffee trinken gehen sollte.