Auch Chicho Lorenzos Sohn kommt hin und wieder zu Sturz, Foto: Milagro
Auch Chicho Lorenzos Sohn kommt hin und wieder zu Sturz, Foto: Milagro

Mal ehrlich. Was will Chicho Lorenzo mit seinem Brief und seinen Aussagen eigentlich bezwecken? Will er sich wichtig tun? Will er auch endlich einmal im Mittelpunkt stehen? Sein Sohn spricht schon lange nicht mehr mit ihm, muss er sich daher andere Wege suchen, um über den Motorsport zu sinnieren? Liest man seinen Brief bleibt einem keine andere Einschätzung übrig als zu konstatieren: Der hat doch 'ne Meise.

Lorenzo senior fordert härtere und vor allem mehr Strafen gegen die Fahrer. Das mag bis zu einem gewissen Punkt auch im Sinne des Sportes sein, doch der Mallorquiner geht eindeutig zu weit. Er fordert nämlich auch, dass Stürze bestraft werden sollen. Jeglicher Art. Denn wenn man für so etwas bestraft wird, würde man nicht mehr stürzen. Mit dieser Theorie würde Valentino Rossi sicher leben können - beim nächsten Vorderradrutscher einfach eine Strafe kassieren und das nächste Mal ist das Gefühl für die Front der Ducati einfach da. Prima. Dann können ja wieder Siege ins Visier genommen werden.

MotoGP ist kein Hobby-Rennen

Außerdem vergleicht Chicho Lorenzo die Stars der MotoGP mit denjenigen, die bei einem B-Lizenz-Rennen teilnehmen. Er sagt, man brauche für den Erwerb einer Lizenz nicht mehr als zwei Kopien und zwei Passfotos. Wo aber sollen denn die jungen Piloten sonst anfangen zu fahren? Und ist wirklich jeder, der mit einer zehn Jahre alten Suzuki GSX-R750 am Start eines Hobby-Rennens steht, mit einem Stoner, Lorenzo, Rossi oder Pedrosa vergleichbar? Ich zum Beispiel wusste nicht, dass ich mir einfach eine Gast-Lizenz für die MotoGP kaufen kann. Punkte wären beim aktuellen Starterfeld ja immer drin und Toni Elias würde es sicher auch freuen, wenn er einmal nicht mehr Letzter wäre. Naja, höchstwahrscheinlich würde ich ja nicht einmal die Qualifikation schaffen.

Wenn Stürze verboten sind, geht es auch bei Valentino Rossi sicher wieder vorwärts..., Foto: Milagro
Wenn Stürze verboten sind, geht es auch bei Valentino Rossi sicher wieder vorwärts..., Foto: Milagro

Chicho Lorenzo meint, dass außer durch technische Defekte, Wasser, Öl oder Gegenstände auf der Strecke keine Stürze passieren dürfen. Es blieben diejenigen Ausrutscher übrig, die aufgrund von "schlechten Entscheidungen, Fahrfehlern und Mangel an Kontrolle" passieren. Natürlich ist es immer ärgerlich, wenn jemand stürzt. Doch eine Racer-Weisheit - ja, ich weiß, zehn Euro ins Phrasen-Schwein - besagt: Wer nicht stürzt, fährt nicht am Limit. Stürze gehören dazu und das sollte auch Chicho wissen.

Es braucht Erfahrung

Als sein Sohn in die MotoGP kam, gab es nur Sieg oder Kiesbett. Beeindruckend schnell war er schon von Anfang an, doch er musste die Limits der 800er MotoGP-Biester ausloten. Teilweise war das sehr schmerzhaft, man erinnere sich nur einmal daran, wie er im Rollstuhl zum Podest gebracht wurde. Aber wo, wenn nicht auf der Strecke, soll man es denn lernen? Die einzige Möglichkeit in der Richtung etwas zu tun, ist mehr Erfahrung zu sammeln. Also mehr zu testen. Doch selbst dann. Es ist wohl keiner so erfahren wie Valentino Rossi - und trotzdem haben die Kiesbetten dieses Jahr eine magische Anziehungskraft auf ihn.

Die zu Beginn gestellte Frage, was Chicho Lorenzo mit seinen Aussagen bezwecken will, bleibt weiter im Raum stehen. Genauso wie die Erkenntnis, dass er es eigentlich besser wissen müsste, als Vater eines 38-fachen Grand Prix-Siegers und dreifachen Weltmeisters. Und genauso bleibt die Erkenntnis: Der hat doch 'ne Meise.