Ein Weltmeistertitel in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM bedeutet außer einer schicken Urkunde von der FIM und einem Eintrag im Lebenslauf nicht viel. Zu viele Karrieren sind anschließend schon im Sand verlaufen. Mit Nico Terol, Julian Simon, Gabor Talmacsi, Mike di Meglio oder Arnaud Vincent sollen an dieser Stelle nur einige Beispiele aus diesem Jahrhundert genannt werden.

Ein Schicksal, dass jeden Moto3-Weltmeister treffen kann. Bei manchen ist das Risiko aber bedeutend geringer als bei anderen. Einer dieser Fahrer, bei dem man einen baldigen Einbruch nicht befürchten muss, ist Joan Mir. Nicht nur, weil er in dieser Saison bereits 9 Rennen für sich entscheiden konnte und lange auf Kurs in Richtung eines neuen Punkterekords in der kleinsten Klasse lag.

Was an Mirs Weltmeistersaison wirklich beeindruckt, ist die Art und Weise, wie er seine Rennen gewonnen hat. Natürlich, auch Fahrer wie Mirs Vorgänger als Moto3-Champion, Brad Binder, fuhren heroische Siege ein. Man erinnre sich etwa nur an dessen Premierensieg in Jerez, als er vom letzten Startplatz aus das Rennen mit über drei Sekunden Vorsprung gewann. Was Binder und andere Piloten gemein hatten aber ist, dass sie ihre Siege einfach durch unglaubliche Pace auf einem Moto3-Bike holten. Eine Fähigkeit, die nach dem Aufstieg in die Moto2 mehr oder weniger nutzlos ist.

Denn dort ist ein anderer, wesentlich aggressiverer und körperlich intensiverer Fahrstil gefragt. Eine Moto2-Maschine will kraftvoll bewegt werden. Etwas, das Mir im Bereich der Möglichkeiten eines Moto3-Bikes bereits jetzt macht. Beobachtet man den Leopard-Racing-Piloten eine Session lang von der Service Road aus beim Umlegen seiner Honda, wird einem das schnell klar.

Joan Mir bewegt sein Moto3-Bike wie kein anderer Fahrer, Foto: Tobias Linke
Joan Mir bewegt sein Moto3-Bike wie kein anderer Fahrer, Foto: Tobias Linke

Außerdem ist Mir mit einer Rennintelligenz ausgestattet, wie man sie von einem gerade erst 20 Jahre alt gewordenen Fahrer selten sieht. Zahlreiche Male behielt er in dieser Saison in teils riesigen Renngruppen den Überblick, teilte sich den Grand Prix perfekt ein und griff genau zum richtigen Zeitpunkt an. Sah Mir doch einmal die in der Moto3 seltene Chance, sich frühzeitig von der Konkurrenz abzusetzen, machte er auch das perfekt.

Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, erinnert Mir an den Champion der Moto3, der es bislang am weitesten brachte: Maverick Vinales.