Marcel Schrötter ist endlich erlöst: Beim San-Marino-GP in Misano fährt der deutsche Moto2-Pilot zum ersten WM-Podium in seiner Karriere. Schrötter agierte dabei im Rennen durchaus abgebrüht. Seine Taktik brachte ihn letztlich in die Lage, mit WM-Aspirant Miguel Oliveira um den zweiten Rang zu kämpfen.

Dabei hielt Schrötter selbst nach dem Start die zweite Position hinter dem späteren Rennsieger und WM-Leader Francesco Bagnaia inne. Schnell wurde aber deutlich: Bagnaia und auch Verfolger Mattia Pasini hatten in dieser Phase die bessere Pace. Für Schrötter aber kein Beinbruch: "Pecco war in den ersten drei Runden sehr schnell, und als Pasini kam, war es ähnlich. Ich wollte nicht zu viel riskieren und lieber eine konstante Pace gehen. Ich wurde schneller und schneller, und ab Runde fünf oder sechs habe ich gesehen, dass sie nicht mehr schneller waren."

Misano: Schrötter-Attacke gegen Oliveira schlug fehl

Zu diesem Zeitpunkt war Schrötter noch eine weitere Position zurückgefallen, nachdem auch Oliveira einen Weg vorbei fand. Zusammen mit ihm spulte Schrötter seine Runden ab. Im weiteren Rennverlauf schlossen sie die Lücke zu Pasini wieder und gingen schließlich am Italiener vorbei, als dessen Reifen schon deutlich abgenutzter waren. Ein knallharter Angriff gegen Oliveira in der letzten Runde schlug fehl, sonst hätte Schrötter auf dem Weg zu seinem ersten Podest in der Motorrad-WM sogar Platz zwei geholt.

"Er hatte Punkte, wo er schneller war und ich habe etwas mehr riskiert und versucht, dran zu bleiben. Aus den meisten Kurven kam er besser raus, daher war meine einzige Chance, dass ich da wieder mit Schwung hinkomme. Ich hab's einfach versucht. Es war natürlich eng, ich habe ja die Kurve nicht richtig bekommen. Aber ich bin einfach spitz rein, um nicht zu nah an ihm zu sein. Sonst hätte ja keiner was davon gehabt. Ich habe es auch relativ fair probiert. Wer weiß, vielleicht hätte es ja klappen können", kommentierte Schrötter das Manöver in der engen Kurve 14.

Auffällig war jedoch, dass Schrötter zu Rennbeginn nicht ganz die Pace der absoluten Spitze gehen konnte. Ein Umstand, der ihm beim Österreich-GP in Spielberg noch ein Top-3-Ergebnis verhagelte. "Mir fehlt da einfach die Erfahrung. Ich war noch nicht sehr oft in den Top-3 dabei, in Assen und Barcelona war ich mal vorn. Das Rennen ist anders als das Training. Ich muss an den ersten Runden mit vollem Tank und neuen Reifen nach einem Moto3-Rennen arbeiten. Man darf auch nicht vergessen, dass das das erste Mal an einem Wochenende ist, dass wir nach der Moto3 mit Dunlop-Reifen fahren anstelle von der MotoGP mit Michelin. Das ändert teilweise das Fahrgefühl", gibt Schrötter dafür eine plausible Erklärung ab.

Moto2 2018: Marcel Schrötter mit viel Zuversicht

In der WM liegt Schrötter auf dem siebten Platz mit jetzt 107 Punkten auf dem Konto. Sechs Rennen stehen noch aus, und der Rückstand auf den Gesamtdritten Brad Binder beträgt gerade einmal zwölf Zähler. Klar, dass Schrötter mit Zuversicht in das letzte Saisondrittel geht. Zumal ihm auch noch die meisten Strecken auf dem Kalender entgegen kommen: "Aragon mag ich sehr gerne und die Übersee-Rennen sowieso", reibt sich Schrötter die Hände.

Einzig der Japan-GP in Motegi bereitet Schrötter etwas Kopfzerbrechen, doch seit seinen jüngsten Leistungen lässt er sich davon nicht mehr aus der Ruhe bringen. "In Japan lief es bisher eher durchwachsen, aber das war in Silverstone im Vorhinein genauso. Dort sind war aber super zurecht gekommen, das gibt mir das Selbstvertrauen, dass ich das überall schaffen kann." Die Moto2-Saison 2018 könnte nach dem ersten Podium nun in Misano also noch weitere Highlights für alle Fans von Marcel Schrötter bereit halten.