Jonas Folger gehört zu den schnellsten Piloten der Moto2-Klasse. Er zählt aber auch zu ihren unberechenbarsten. Dass er das Zeug zum Champion hat, bestreitet kaum jemand. Dafür muss bei ihm aber mehr Konstanz Einzug halten. Das weiß Folger selbst und hofft, diese durch den Tapetenwechsel vom AGR Team zu Intact GP zu finden. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com spricht Folger über seine Saisonvorbereitung und die Zielsetzung für 2016:

Jonas, du hast jetzt die ersten Testfahrten mit der 2016er-Kalex hinter dir. Wie ist dein erster Eindruck?
Jonas Folger: Ich habe mich auf dem Motorrad schon im Vorjahr in Valencia richtig wohlgefühlt und die Tests jetzt waren sogar noch besser. Kalex hat definitiv noch einmal Fortschritte gemacht. Wir haben jetzt mehr Grip und eine höhere Bremsstabilität. Außerdem haben wir viele neue Komponenten ausprobiert und so in der kurzen Zeit wirklich viel geschafft. Wir haben uns ordentlich gesteigert.

Du hast gesagt, ihr habt viele neue Komponenten ausprobiert. Konntet ihr da schon aussortieren, welche Teile ihr dann im Endeffekt verwenden werdet?
Jonas Folger: Wir haben schon viel aussortiert, aber es liegt auch noch viel Testarbeit vor uns. Grob geschätzt würde ich sagen, dass wir in etwa die Hälfte geschafft haben. Wir haben noch ziemlich viele Sachen zum Testen. Von unserem Dämpfungslieferanten Öhlins kommen immer neue Teile. Die leisten im Moment sehr starke Arbeit, weil WP ziemlich zugelegt hat und mittlerweile auch einen sehr guten Job gemacht.

Ihr seid bei den Privattests in Jerez wegen des Wetters nicht so viel zum Testen gekommen wie ihr das gewollt hättet. Hat euch das in der Vorbereitung gebremst?
Jonas Folger: Nein, das war jetzt eigentlich nicht so schlimm. Wir haben dann an einem Tag so viel geschafft wie wir normal für zwei Tage planen. Da waren wir selbst begeistert. So gesehen hat es nicht wirklich einen Unterschied gemacht. Der eine Tag war wirklich top, ich bin sehr viel gefahren und wir haben den Zweitagesplan komplett durchgezogen.

Du hattest im letzten Jahr ein paar sehr gute Rennen und auch zwei Siege. Dann hattest du aber auch oft Probleme. Es hat also an der Konstanz gehapert. Denkst du, dass du diese Schwäche in deinem neuen Team und mit dem neuen Motorrad ablegen kannst?
Jonas Folger: Das ist auf jeden Fall das Ziel. Es war auch der Grund, warum ich nach zwei Jahren in einem spanischen Team jetzt sehen wollte, was ich wirklich noch kann. Mir war klar, dass ich etwas Neues und Anderes brauche. Mein Bauchgefühl hat mir dann gesagt, dass ich es hier bei Intact GP probieren soll.

Wie läuft deine Vorbereitung bis zum Saisonauftakt in Katar jetzt noch ab?
Jonas Folger: Ich war jetzt eigentlich das ganze Jahr in Spanien und habe sehr viel trainiert. Mir war wichtig, möglichst viel Zeit auf dem Motorrad zu verbringen. Wir haben täglich mindestens drei bis vier Stunden auf dem Bike verbracht. Das merkt man einfach. Ich bin mit der Vorbereitung sehr, sehr zufrieden.

In Jerez hat erstmals das gesamte Moto2-Feld zusammen getestet. Geht man als Fahrer da mit einer anderen Einstellung an die Arbeit und vergleicht bereits ein wenig, wo man im Verhältnis zur Konkurrenz steht?
Jonas Folger: Ja, natürlich. Man weiß aber erst beim Saisonauftakt in Katar wirklich, wo man steht. Bis dorthin ist es sehr spannend, weil viele Leute ziemlich verteilt testen. In einer Woche fährt das Team, in der nächsten ein anderes. Man weiß nie so genau, wie die Bedingungen waren oder welche Motoren gefahren wurden. Manchmal sind Zeiten dabei, wo man echt staunt und sich nur fragt, wie sowas möglich ist.

Folger testete mit Intact GP auch schon privat in Valencia, Foto: Dynavolt Intact GP
Folger testete mit Intact GP auch schon privat in Valencia, Foto: Dynavolt Intact GP

Mit welcher Position wärst du nach den offiziellen Testfahrten zufrieden?
Jonas Folger: Zufrieden wäre ich, wenn ich unter den ersten Drei lande. Ich will jetzt aber nicht zu hohe Erwartungen schüren. Wenn es die Top-Five werden, können wir auch zufrieden sein. Es kommt immer auf die Situation drauf an, aber unter die ersten Fünf können wir auf jeden Fall fahren.

Wie sieht deine konkrete Zielsetzung für die Saison aus?
Jonas Folger: Da kann ich wie jedes Jahr wenig sagen. Mein persönliches Ziel ist es, konstanter zu werden. Das war einfach ein großes Problem von mir, dass ich nie wusste, wie die Wochenenden laufen werden. Ich will also einfach vorne mitfahren können, egal wann, wo oder in welcher Situation.