Dominique Aegerter fuhr nach einem schwierigen Saisonstart mit ausschließlich zweistelligen Ergebnissen in Mugello als Dritter aufs Podium. Er habe sich mit der Kalex lange nicht wohl gefühlt, aber im Qualifying am Samstag sei etwas passiert. "Ich habe mich sehr gut gefühlt, das Team hat mir das Bike anders eingestellt. Ich war ziemlich überrascht, Zweiter zu werden", gestand er. "Auch war ich im Rennen überrascht, zu führen."

Aegerter gelang ein guter Start, der ihn scheinbar mühelos an Polesetter Sam Lowes vorbeibrachte. "Ich war nervös. Ich wusste nicht, wo ich bremsen soll. Normalerweise bremse ich immer später als die anderen", meinte der Schweizer lachend. "Es ging auf, aber es war schwierig, eine Pace zu finden, die man fährt, wenn man vorne ist." Er habe nicht gewusst, wie viel er pushen kann oder soll.

Landsmann Tom Lüthi ging schließlich an ihm vorbei und übernahm die Führung. In Runde vier kam der Le-Mans-Sieger allerdings ohne Fremdeinwirkung zu Fall und schied aus. "Es ist schade, dass er hingefallen ist. Es tut mir leid für ihn", sagte Aegerter. "Wir zwei hätten sicher eine gute Pace vorne fahren können." Lüthi habe alles riskiert. Auf einem raueren Asphaltstück sei dann das Vorderrad weg gewesen. "Bei uns ist es so: Wenn man am Limit fährt, rutscht das Zeug."

Vor dem Rennen habe es mit Lüthi die Absprache gegeben, sich nicht gegenseitig zu behindern. Und für den Fall, dass beiden ein guter Start gelingen würde, hätten sie sich mit dem Windschatten geben abgewechselt, um so das Feld etwas abzuhängen. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. "Als Rabat und Zarco an mir vorbeigingen, konnten sie eine etwas höhere Pace gehen. Ich bin dann meine eigene Pace gegangen", berichtete Aegerter.

Als Lowes in den letzten Runden jedoch begann, Druck zu machen, wurde die Angelegenheit für Aegerter kniffliger. "In den letzten fünf Runden habe ich die Konzentration und auch ein bisschen die Kraft verloren. Das hat mich etwas zurückgeworfen", räumte er ein. Dennoch konnte er sich knapp vor Lowes als Dritter ins Ziel retten. "Ich bin sehr froh, wieder an der Spitze zu sein und mein erstes Podium in dieser Saison einzufahren", sagte Aegerter und gab zu, dass ihm ein großer Stein vom Herzen fällt.

"Ich wusste nicht genau, wo ich in diesem Rennen stehen werde. Eine Zeit lang war ich ziemlich nah am Sieg." Erwartet habe er diese Leistung vor dem Wochenende nicht, auch wenn es in Le Mans bereits besser lief. "Mein Ziel war, wieder in die Top-10 zu fahren, aber nach Platz zwei im Qualifying war ich wirklich überrascht."

Zurücklehnen ist jetzt allerdings nicht angesagt, vielmehr weitere harte Arbeit. Denn im Warm Up habe er kein gutes Gefühl gehabt und 1,5 Sekunden verloren. "Wir müssen lernen, wie man das Bike abstimmt und fährt, wenn es kühler ist. Das Warm Up ist immer auch ein wenig meine Schwäche. Es ist so früh am Morgen. Vielleicht bin ich da noch nicht ganz wach", scherzte er. Er brauche auch im Training mehr Konstanz, um näher an der Spitze zu sein.

"Wenn ich mit einem so guten Gefühl anreise, wie ich es hier habe, dann kann ich sicherlich an der Spitze mitfahren", blickte Aegerter auf das nächste Rennen in Barcelona voraus. "Ich habe jetzt 16 Punkte mehr, das hilft mir in der Meisterschaft. Ich glaube aber nicht, dass ich jetzt jedes Mal da vorne mitfahren kann", bremste er die Erwartungen.