Nachdem das werksunterstützte BMW-Team ROWE Racing, wie von Motorsport-Magazin.com gestern berichtet, sein Fahrer-Line-up für den berühmten Langstreckenklassiker am Nürburgring ohne BMW-Werksfahrer Valentino Rossi präsentiert hat, keimte nicht nur bei Ring-Fans die Hoffnung auf, der Italiener, der kürzlich 44 Jahre alt wurde, könnte möglicherweise für ein anderes BMW-Team an den Start gehen.

Fehlende Lizenz stoppt Rossi-Debüt

Zuvor hatten bereits etliche Medien über diese Möglichkeit spekuliert, dass die Zweirad-Legende bei der 51. Auflage des Eifelmarathons am 20./21. Mai sein erstes Rennen auf der Nordschleife bestreiten könnte. Allerdings muss man dazu wissen, dass eine Teilnahme auf dem legendären Eifelkurs mit aufwendigen Auflagen verbunden ist, was übrigens nicht nur für Rossi, sondern jeden anderen Lizenzinhaber gilt. Unabhängig davon, ob er ein Profi-, Amateur- oder Hobby-Rennfahrer ist.

Valentino Rossi fuhr bei seinem ersten Rennen für BMW in Dubai gleich aufs Podium, Foto: BMW M Motorsport
Valentino Rossi fuhr bei seinem ersten Rennen für BMW in Dubai gleich aufs Podium, Foto: BMW M Motorsport

In der Vergangenheit gab es diesbezüglich, wie Motorsport-Magazin.com weiß, bereits großen Wirbel, weil der frühere Audi-Werksfahrer Edoardo Mortara 2016 nachweislich die damals geforderte Rundenzahl (18) nicht absolviert hatte, was später nur durch eine Manipulation des Teams, das wie der Fahrer für die Fahrerwechselkarte verantwortlich war, aufgeflogen ist! Deshalb gilt heutzutage für den Nachweis der gefahrenen Runden nur noch die von der Zeitnahme per Computer erfasste Lap-by-Lap-Liste.

Wie eine Pressesprecherin von BMW M Motorsport auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt, hätte auch Valentino Rossi eine für Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife nötige Lizenz benötigt – nämlich die umstrittene DMSB Permit Nordschleife (DPN).

Nordschleifen-Auflagen verhindern Rossi-Einsatz

Die DPN ist bei den meisten Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife zwingende Voraussetzung, um überhaupt an den Start gehen zu dürfen. Dazu zählen die Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS), das ADAC Qualifikationsrennen zum 24h-Rennen, das ADAC 24h-Rennen selbst sowie weitere Veranstaltungen.

Ziel der DMSB Permit Nordschleife ist es, die Sicherheit auf der mehr als 25 Kilometer langen Rennstrecke zu erhöhen, indem vor allem Nordschleifen-Neulinge besser geschult und intensiver auf die besonderen Gegebenheiten des wohl schwierigsten Rennkurses weltweit vorbereitet werden. Neben ausreichend Rennerfahrung oder der Teilnahme an DMSB anerkannten Fahrerlehrgängen ist auch das Bestehen eines E-Learning-Kurses Voraussetzung für die Erteilung der DPN, die aktuell in drei Stufen (A, B und C) ausgestellt wird.

Zudem müssen Piloten auf der Nordschleife nachweislich drei Rennergebnisse in Wertung und dabei 75% des Klassenbesten sowie insgesamt 24 Rennrunden bei einem Fahranteil von 25% pro Rennen und bezogen auf die Gesamtrunden des genannten Fahrzeugs analog der Lap-by-Lap-Liste absolviert haben.

BMW: Voller Terminkalender von Rossi machte Antreten unmöglich

Der Terminkalender von Valentino Rossi hätte diese Voraussetzungen unmöglich gemacht, heißt es seitens BMW M Motorsport als Begründung, warum er nicht im Fahreraufgebot für die 24h Nürburgring berücksichtigt werden konnte.

Neben einem möglichen Start auf der Nordschleife wurde Rossi von seinem Arbeitgeber zuletzt der Wunsch erfüllt, beim 12h-Rennen im australischen Bathurst, dem Saisonauftakt der Intercontinental GT Challenge (IGTC) starten zu dürfen. Wie schon zuvor Mitte Januar beim 12h-Rennen in Dubai (Gesamtrang drei / 4:26 Minuten Rückstand auf das siegreiche WRT-Schwesterauto) zeigte „Vale“ auch bei seiner Rennpremiere am Mount Panorama eine starke und fehlerfreie Leistung und belegte an der Seite seiner Werksfahrer-Kollegen Augusto Farfus und Maxime Martin Rang sechs im Gesamtklassement, mit rund 160 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Mercedes-AMG.

Bereits im September 2022 berichtete Motorsport-Magazin.com über das Interesse des Ex-MotoGP-Stars an einer Teilnahme beim 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring. "Ich würde gerne dort fahren", sagte Rossi damals. "Ich liebe die Nordschleife. (...) Das ist aber nicht so einfach. Du musst zuvor Rennen mit einem anderen Auto bestreiten und eine Lizenz machen. Aber vielleicht können wir es nächstes Jahr probieren."

Welche weiteren Rennen Rossi in diesem Jahr bestreitet, ist laut BMW M Motorsport noch nicht final entschieden. Seine Fans dürfen sich zumindest damit trösten, dass der „Doktor“ sich vielleicht 2024 der Herausforderung Nordschleife stellen darf…