Mercedes-AMG hat sich nach einem packenden Finale mit hauchdünnem Abstand den Sieg beim 12-Stunden-Rennen Bathurst gesichert. Jules Gounon im siegreichen #75 Mercedes-AMG GT3 von SunEnergy Racing überquerte den Zielstrich nach 323 Runden mit nur 0,9 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Matt Campbell im Grello-Porsche 911 GT3 R von Manthey (Campbell/Thomas Preining/Mathieu Jaminet). Pole-Setter Maro Engel komplettierte das Podium als Dritter für das ehemalige DTM-Team GruppeM Racing (Engel/Raffaele Marciello/Mikael Grenier).

Gounon, der sich den SunEnergy-Mercedes mit AMG-Fahrer Luca Stolz und Kenny Habul teilte, eroberte seinen dritten aufeinanderfolgenden Sieg am Mount Panorama, während das Team seinen Vorjahressieg wiederholen konnte. Hinter dem Grello-Porsche flog AMG-Pilot Engel mit nur 1,5 Sekunden Rückstand ins Ziel ein - es war eines der knappsten Finishes in der Geschichte der 12h Bathurst, die zum Kalender der Intercontinental GT Challenge zählen.

"Ich habe gar keine Worte für das, was passiert ist", jubelte Gounon, der sich am Ende mit gebrauchten Reifen nach einem Doppelstint gegen die Konkurrenz mit frischeren Schlappen verteidigen musste. "Es war ein sehr anstrengendes Rennen, vor allem der letzte Stint war sehr schwierig. Ich musste meine Position mit alten Reifen verteidigen. Hier zu gewinnen ist immer etwas Besonderes."

Engel, der eine Woche zuvor einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Daytona gefeiert hatte und wenig später in Bathurst einen neuen Streckenrekord aufstellte, führte das Rennen auf dem Weg in die Schlussphase mit 30 Sekunden Vorsprung an, bis sein Team wegen eines Problem mit dem Daten-Loggers einen ungeplanten Boxenstopp einlegen musste. Unterdessen konnte Gounons SunEnergy-Truppe auch dank einer geschickten Boxenstopp-Strategie die Führung übernehmen.

Engel setzte zur Verfolgungsjagd in der letzten Rennstunde an - und schickte Mercedes-Markenkollege Gounon nach einer Kollision in 'The Chase' ins Kiesbett. Dafür kassierte der frühere DTM-Fahrer eine Durchfahrtstrafe, während Gounon die Fahrt fortsetzen konnte. Der Vorfall brachte plötzlich den Manthey-Porsche mit Schlussfahrer Campbell auf die Bühne, der dem AMG im Heck hing. Für ein Überholmanöver reichte es jedoch nicht.

Engel: "Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch an die #75, das ist fantastisch für die Jungs. Ich freue mich für sie, für unser Team bin ich natürlich enttäuscht. Trotzdem hat das Wochenende viel Spaß gemacht. Es stehen noch viele interessante Rennen an, dort werden wir wieder angreifen."

Valentino Rossi: P6 beim Bathurst-Debüt

Der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde und die beiden BMW-Neuzugänge Dries Vanthoor sowie Charles Weerts führten den BMW M4 GT3 von WRT mit 44 Sekunden Rückstand auf den vierten Platz. Das Schwesterauto mit Bathurst-Debütant Valentino Rossi samt den Teamkollegen Augusto Farfus und Maxime Martin überquerte die Ziellinie als Sechster. Ein ungeplanter Boxenstopp wegen eines defekten Bremslichts kostete den BMW mit der #46 weitere Zeit. "Unser Resultat war enttäuschend. Wir hatten offensichtlich nicht das Werkzeug, um mehr zu erreichen", kommentierte WRT-Teamchef Vincent Vosse beim ersten werksunterstützten Einsatz für BMW.

Zwischen die beiden BMW M4 GT3 quetschte sich das Mercedes-Kundenteam Supercheap Auto unter anderem mit Ex-DTM-Meister Maximilian Götz.

"Ich habe mich auf der Strecke von Anfang an gut gefühlt und hatte eine gute Pace", sagte MotoGP-Ikone Rossi. "Es ist ein neues Auto für das Team, aber es ist sehr gut zu fahren. Während des Rennens, besonders bei heißen Bedingungen, brauchen wir etwas mehr Tempo, aber es ist erst der Anfang der Saison! Bathurst ist ein mythologischer Ort! Die Chance zu haben, hier Rennen zu fahren, ist großartig, man muss aufpassen, aber es macht sehr viel Spaß zu fahren."

Audi früh aus dem Rennen geschossen

Der Audi R8 LMS GT3 des Sportsbet Team (C.Mostert/F.Ross/L.Talbot) und der Mercedes-AMG GT3 von Craft Bamboo Racing (D.Juncadella/P.Ellis/N.Catsburg) komplettierten die Top-8 des Rennens, das ungewöhnlich lange am Ende mehr als fünf Stunden unter grünen Bedingungen durchgeführt werden konnte. Der Audi R8 von Bend Motorsport Park (C.Mies/R.Feller/Y.Shahin) und Boost Mobile Racing (J.Whincup/R.Stanaway/J.Ibrahim) mit einem weiteren GT3-Mercedes folgten auf den Positionen neun und zehn.

Chancen auf ein gutes Gesamtergebnis verloren die drei Audi Sport-Piloten Mattia Drudi/Christopher Haase/Patric Niederhauser bereits in der 13. Rennrunde, als ein Gegner ihren Audi R8 LMS hart traf, woraufhin er in die Streckenbegrenzung abflog.

Der fremdverschuldete Aufprall des Audi mit der Nummer 74 in die Reifenstapel nach nur 33 Rennminuten bedeutete den Ausfall für Startfahrer Christopher Haase und seine Teamkollegen. Die Schäden erwiesen sich als zu gravierend, um das Rennen fortsetzen zu können. "Es ist mehr als enttäuschend, wenn unser Pro-Auto kurz nach dem Start unverschuldet ausfällt", sagte Chris Reinke, Leiter Audi Sport customer racing.

Bathurst-Siege: Mercedes zieht mit Mazda und Audi gleich

Mercedes-AMG hat bei der 20. Auflage der Bathurst 12h mit dem dritten Gesamtsieg nach 2013 und 2022 zu den bisherigen Rekordhaltern Mazda (1992, 1993, 1994) und Audi (2011, 2012, 2018) aufgeschlossen. Das Mercedes-AMG-Kundenteam SunEnergy1 hat nach Mazda Australia (1992, 1993) erst als zweite Mannschaft den Vorjahreserfolg wiederholt.

Mit zwei weiteren Podien hat Mercedes-AMG seine Rekordbilanz auf insgesamt 14 Podestplätze ausgebaut. Das Manthey-EMA-Team bescherte Porsche mit Rang zwei den insgesamt neunten Podiumsplatz, was Rang zwei in der ewigen Bestenliste bedeutet.