Vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine hat der Deutsche Motorsport Bund jetzt ein Machtwort gesprochen: Rennfahrer und Teams, die mit russischer oder belarussischer Lizenz bei Motorsportveranstaltungen in Deutschland an den Start gehen wollen, werden mit sofortiger Wirkung von der Teilnahme ausgeschlossen.

Das Teilnahmeverbot für russischen bzw. belarussische Lizenzhalter gilt demnach für alle Rennserien, die Events in Deutschland austragen. Dazu zählen unter anderem die DTM, das ADAC GT Masters, das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, die Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS), internationale Veranstaltungen auf Strecken wie dem Nürburgring, Hockenheim, Lausitzring und Co. oder auch zahlreiche Breitensportveranstaltungen von Kart bis Tourenwagen.

DMSB-Präsident: "Deutliche Zeichen gegen die Aggressoren"

Mit seiner Maßnahme schließt sich der DMSB unter anderem der Entscheidung des Britischen Motorsport-Verbandes an, der russische/belarussische Fahrer und Teams ebenfalls von einheimischen Rennsport-Veranstaltungen ausschließt. Zuvor hatte der Automobil-Weltverband FIA zwar die Teilnahme von nationalen Teams verboten, nicht aber von einzelnen Rennfahrern. Russen und Belarussen dürfen laut FIA weiter bei Rennen an den Start gehen, nicht aber unter ihrer Nationalflagge.

Der DMSB reagiere laut eigener Pressemitteilung auf den russischen Angriff auf die Ukraine, der aufs Schärfste verurteilt werde. "Wir wollen damit unseren Teil dazu beitragen, den internationalen Druck auf das Regime in Moskau zu erhöhen, die Kriegshandlungen sofort zu beenden", erklärt DMSB-Präsident Wolfgang Wagner-Sachs. "Sport sollte normalerweise Brücken bauen, aber in dieser von Russland verschuldeten Extremsituation müssen deutliche Zeichen gegen die Aggressoren gesetzt werden."

DMSB-Entschluss mit ADAC, AvD und DMV abgestimmt

Das DMSB-Präsidium hat seine Beschlüsse auf seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig beschlossen und mit den DMSB-Trägervereinen ADAC, AvD und DMV abgestimmt. Gleichzeitig sollen derzeit keine vom DMSB entsandten Mitglieder der deutschen Nationalmannschaften an Motorsport-Wettbewerben in Russland oder Belarus teilnehmen, hieß es weiter.

Parallel zu den sportpolitischen Aktivitäten habe der DMSB persönlichen Kontakt mit den Verantwortlichen der ukrainischen Motorsportverbände FAU und FMU aufgenommen, um sich über mögliche Unterstützungsmaßnahmen für die betroffenen Menschen in der Ukraine auszutauschen.

Der Motorsport-Verband der Ukraine hatte vor dem Meeting des Welt-Motorsportrats einen Ausschluss nicht nur von russischen/belarussischen Teams, sondern auch Fahrern gefordert. Das Internationale Olympische Komitee hatte ebenfalls eine Empfehlung an alle Sportverbände und Veranstalter ausgesprochen, Athleten nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen zu lassen. Eine Einigkeit gab es nicht zwischen den globalen Verbänden, Sanktionen wurden in unterschiedlicher Härte ausgesprochen.

Unterschiedliche Sanktionen in der Sportwelt

So erlauben es beispielsweise die Tennis-Verbände ATP und WTA sowie der Weltverband ITF russischen/belarussischen Spielern wie dem neuen Weltranglisten-Führenden Daniil Medvedev weiterhin, an internationalen Turnieren wie den Grand Slams teilzunehmen, jedoch nicht unter ihrer Nationalflagge. Beim Davis Cup und dem Billie Jean King Cup dürfen Teams von Russland und Belarus nicht antreten.

Unterdessen hat der Leichtathletik-Weltverband "alle Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen", wie es in einer Mitteilung von World Athletics am Dienstag hieß.

Bei den Paralympischen Winterspielen in Peking dürfen russische/belarussische Athleten unterdessen antreten. Sie gelten als neutrale Sportler, partizipieren unter der Paralympischen Flagge und werden im Medaillenspiegel nicht berücksichtigt.

Nach Angaben des Deutschlandfunk haben den Ausschluss von Sportlerinnen und Sportlern sowie Teams aus Russland/Belarus ebenfalls beschlossen: die Weltverbände vom Handball, Basketball, Volleyball, Rugby, Kanu, Rudern, Segeln, Hockey, Badminton, Tischtennis, Ski, Eisschnelllauf. Auch in den Disziplinen Eiskunstlauf und Eishockey seien die Athletinnen und Athleten ausgeschlossen worden.

Fahrer dürfen sich nicht gegen FIA stellen

Vor dem WMSC-Meeting am Montag hatte sich der russische Ex-Formel-1-Fahrer Daniil Kvyat an die Öffentlichkeit und an Sportverbände gewandt. Der Russe sprach sich auf Instagram aus gegen die "militärischen Aktionen und Kriege, die die Zukunft der Menschheit beeinflussen", und fügte an: "Sport sollte außerhalb der Politik bleiben. Russischen Athleten und Teams zu verbieten, an Weltmeisterschaften teilzunehmen, ist eine unfaire Lösung."

Die FIA hat an diesem Freitag seine beschlossenen Sanktionen bestätigt und unter anderem betroffene Rennfahrer aufgefordert, diesen Absatz zu unterschreiben: "Ich werde keine Erklärungen oder Kommentare abgeben und keine Handlungen vornehmen, die den Interessen der FIA, eines Wettbewerbs und des Motorsports im Allgemeinen widersprechen. Insbesondere werde ich keine (direkte oder indirekte) Unterstützung für die Aktivitäten von Belarus und Russland in Bezug auf die Ukraine zum Ausdruck bringen."