Russischen Rennfahrern droht vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs der Ausschluss von Motorsportveranstaltungen. Ein Verbot der Teilnahme könnte am heutigen Dienstag bei einer außerordentlichen Sitzung des World Motor Sport Council beschlossen würden.
Damit würde die FIA unter dem neuen Präsidenten Mohammed Ben Sulayem einer Empfehlung des Olympischen Komitees folgen, russische und belarussische Sportler sowie Funktionäre nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen. FIFA und UEFA haben bereits Maßnahmen eingeleitet.
Das Olympische Komitee sprach von einem Dilemma, weil die olympische Bewegung eigentlich über allen politischen Konflikten stehen wolle. Aber: Zahlreiche ukrainische Athletinnen und Athleten könnten wegen des Angriffs auf ihr Land nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen. Aus diesem Grund habe das IOC seine Empfehlung ausgesprochen, um die Integrität und Sicherheit der Wettbewerbe zu wahren. 2012 wurde der Automobil-Weltverband FIA vom Olympischen Komitee anerkannt.
Daniil Kvyat: Verbot wäre "unfaire Lösung"
Mit Daniil Kvyat hat sich am Dienstagmittag erstmals ein russischer Rennfahrer zu Wort gemeldet, der von sportlichen Sanktionen betroffen sein könnte. Der frühere Formel-1-Fahrer soll dieses Jahr beim russischen Team G-Drive Racing sein Debüt in der Langstrecken-Weltmeisterschaft und bei den 24 Stunden von Le Mans geben.
"Ich möchte mich auch an alle Sportverbände auf der Welt inklusive des IOC richten", schrieb Kvyat auf Instagram. "Sport sollte außerhalb der Politik bleiben. Russischen Athleten und Teams zu verbieten, an Weltmeisterschaften teilzunehmen, ist eine unfaire Lösung. Das steht im Gegensatz zu dem, was der Sport uns in seinem Grundsatz lehrt: Einigkeit und Frieden. Wer, wenn nicht wir Sportler, wird dabei helfen, die Welt in der kommenden Zeit wieder zusammenzuführen."
Kvyat, Mazepin und Co. von möglichem Ausschluss betroffen
Neben Kvyat könnte auch der aktuelle Formel-1-Fahrer Nikita Mazepin aus dem Haas-Team von einem internationalen Wettbewerbsausschluss betroffen sein. Dazu weitere russische Piloten wie der frühere Formel-1-Fahrer Sergey Sirotkin, WTCR-Pilot Kirill Ladygin oder auch W-Series-Starterin Irina Sidorkova. Die Formel 1 hat den geplanten Russland Grand Prix vorerst abgesagt.
Kvyat sprach in seinem Statement mit Blick auf die russische Invasion von einer "Situation" und einem "Konflikt", gleichzeitig auch von "militärischen Aktionen und Kriege, die die Zukunft der Menschheit beeinflussen". Der 110-malige Grand-Prix-Starter hoffte auf eine friedliche Lösung. "Hoffentlich können alle Parteien eine Lösung finden, indem sie sich zusammensetzen und durch einen friedlichen Dialog", so der 27-Jährige. "Es erschreckt mich, zwei brüderliche Nationen in einem Konflikt zu sehen."
Kvyat und sein Team G-Drive Racing, dessen genaue Zukunft im Motorsport angesichts des Sponsorings durch eine Gazprom-Tochtergesellschaft unklar bleibt, sollten Mitte März beim Saisonauftakt der WEC in Sebring an den Start gehen. Der Russe soll sich den LMP2-Boliden mit dem Österreicher Rene Binder und James Allen aus Australien teilen.
Damit würde Kvyat sein erstes Rennen seit rund eineinhalb Jahren bestreiten. Nach 110 Formel-1-Rennen war nach dem Saisonende 2020 kein Platz mehr für ihn beim Team AlphaTauri, Kvyat wurde durch den Japaner Yuki Tsunoda ersetzt und wechselte als Ersatzfahrer zu Alpine.
Daniil Kvyats Statement im Wortlaut
"Ich hoffe sehr auf eine friedliche Lösung dieser Situation in der Ukraine und darauf, dass wir alle in Frieden leben können. Hoffentlich können alle Parteien eine Lösung finden, indem sie sich zusammensetzen und durch einen friedlichen Dialog. Es erschreckt mich, zwei brüderliche Nationen in einem Konflikt zu sehen. Ich will keine militärischen Aktionen und Kriege, die die Zukunft der Menschheit beeinflussen. Ich möchte, dass meine Tochter und alle Kinder diese wunderbare Welt genießen können."
"Ich möchte mich auch an alle Sportverbände auf der Welt inklusive des IOC richten. Sport sollte außerhalb der Politik bleiben. Russischen Athleten und Teams zu verbieten, an Weltmeisterschaften teilzunehmen, ist eine unfaire Lösung. Das steht im Gegensatz zu dem, was der Sport uns in seinem Grundsatz lehrt: Einigkeit und Frieden. Wer, wenn nicht wir Sportler, wird dabei helfen, die Welt in der kommenden Zeit wieder zusammenzuführen."
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