Die für Montag geplante Veröffentlichung der offiziellen Starterliste für die 24 Stunden von Le Mans 2022 (11./12. Juni) verzögert sich. Die Teilnehmer für die 90. Auflage des Frankreich-Klassikers sollen zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Woche bekanntgegeben werden, gab der Veranstalter Automobile Club de l' Ouest (ACO) bekannt. Genaue Gründe wurden in dem auf Twitter veröffentlichten Statement nicht genannt.

"Aus administrativen Gründen" werde die Teilnehmerliste später als geplant der Öffentlichkeit präsentiert, hieß es nur. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus FIA-Kreisen soll der Le-Mans-Veranstalter ACO vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges alle eingeladenen Teams aufgefordert haben, zu bestätigen, keine russischen Schriftzüge beim 24-Stunden-Rennen zu nutzen.

Diese und mögliche weitere Maßnahmen könnte vor allem das russisch geführte Team 'G-Drive Racing by Algarve Pro Racing' betreffen, das unter der neutralen Flagge des Russischen Automobil-Verbandes (RAF) in der WEC eingeschrieben ist. In der Sportwagen-Weltmeisterschaft sollten laut Ankündigung des Rennstalls der ehemalige Formel-1-Fahrer aus Russland, Daniil Kvyat, Rene Binder aus Österreich sowie der Australier James Allen alle WEC-Rennen inklusive der 24h Le Mans bestreiten.

WMSC-Sondersitzung nach IOC-Empfehlung

Update: Am Montagabend hat der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem angekündigt, für den Dienstag eine außerordentliche Sitzung des World Motor Sport Council einzuberufen, "um Angelegenheiten im Zusammenhang mit der anhaltenden Krise in der Ukraine zu erörtern". Vorausgegangen war unter anderem eine Empfehlung des Olympischen Komitee an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen, russische und belarussische Sportler sowie Funktionäre nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen.

Der IOC sprach von einem Dilemma, weil die olympische Bewegung eigentlich über allen politischen Konflikten stehen wolle. Aber: Zahlreiche ukrainische Athletinnen und Athleten könnten wegen des Angriffs auf ihr Land nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen. Aus diesem Grund habe das IOC seine Empfehlung ausgesprochen, um die Integrität und Sicherheit der Wettbewerbe zu wahren.

Fußball-Verbände ergreifen Maßnahmen

Am Montagabend haben die Fußballverbände UEFA und FIFA nach einer Sitzung des Exekutivkomitees den Fußball-Verband Russland von allen Wettbewerben ausgeschlossen. Das in Sankt Petersburg geplante Finale der Champions League wurde von der UEFA nach Paris verlegt. Zudem darf die russische Nationalmannschaft nicht an der Nations League und der WM-Qualifikation teilnehmen und wird damit die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar verpassen.

"Die Entscheidung hat einen eindeutig diskriminierenden Charakter und schadet einer großen Zahl von Sportlern, Trainern, Angestellten von Vereinen und Nationalmannschaften und vor allem Millionen von russischen und ausländischen Fans, deren Interessen die internationalen Sportorganisationen in erster Linie schützen müssen", teilte dazu der russische Fußball-Verband mit.

G-Drive Racing: Sponsorengelder von Gazprom

Eine Anfrage von Motorsport-Magazin.com am Montag zu möglichen Konsequenzen und dem geplanten Motorsport-Programm für die Saison 2022 ließen G-Drive und Algarve Pro Racing zunächst unbeantwortet. Algarve Pro Racing stellt dem Team seit geraumer Zeit technische Unterstützung.

Teamnamens- und Geldgeber 'G-Drive' ist eine Kraftstoffmarke von Gazprom Neft, einer Tochtergesellschaft des russischen staatlichen Energieunternehmens Gazprom. Am heutigen Montag hat der Vorstand des Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 mit Zustimmung des Aufsichtsrates beschlossen, die bis 2025 laufende Partnerschaft mit Gazprom, die dem Verein einen zweistelligen Millionenbetrag garantiert hätte, vorzeitig zu beenden.

Foto: LAT Images
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G-Drive Racing hatte Mitte Februar angekündigt, im Falle einer Einladung durch den ACO ein zweites LMP2-Auto bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start schicken zu wollen. Als Fahrer kündigte das Team die deutsche Nachwuchspilotin Sophia Flörsch, Teammanager und Fahrer in Personalunion Roman Rusinov sowie den amtierenden Formel-E-Weltmeister Nyck de Vries an.

Flörsch und Rusinov teilen sich das Auto zudem in der gesamten Saison der European Le Mans Series mit einem dritten, namentlich noch nicht genannten Fahrer. Als amtierender Pro/Am-Meister setzt das Team ein weiteres Fahrzeug in der ELMS 2022 ein. Das für die Pro/Am-Klasse gemeldete Auto teilen sich James Allen, Alex Peroni und John Falb unter der Einschreibung 'G-Drive Racing by APR'.

G-Drive bereitete sich in der vergangenen Woche mit Testfahrten in den USA auf die Saison 2022 vor. In den beiden LMP2-Autos des Teams saßen bei Test-Sessions in Sebring und Homestead-Miami unter anderem Flörsch und Kvyat, der nach 110 Formel-1-Rennen in diesem Jahr sein Debüt im Langstreckensport geben soll. Flörsch ging 2020 und 2021 für das Richard Mille Racing Team bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start.

Foto: LAT Images
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Was Kvyats geplantes Prototypen-Debüt bedroht: die jüngste Forderung des nationalen Automobilverband der Ukraine (FAU) an die FIA, ein Verbot auszusprechen für Inhaber russischer oder belarussischer Lizenzen, an Wettbewerben außerhalb Russlands oder Weißrusslands teilzunehmen.

Der FAU unter Präsident Leonid Kostyuchenko forderte außerdem ein Verbot staatlicher Symbole der Aggressoren (Russland und Belarus) bei Wettbewerben der FIA, das Verbot von FIA-Wettbewerben auf russischem oder belarussischen Boden, das Verbot von Wettbewerben des russischen Automobilverbands auf besetztem ukrainischen Staatsgebiet, einen Ausschluss aller Russen und Weißrussen als Mitglieder bei der FIA sowie den Ausschluss aller Personen in FIA-Kommissionen, die von russischen oder weißrussischen Organisationen stammen.