Jetzt ist es offiziell: Peugeot wird beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2022 nicht an den Start gehen. Den Verzicht auf die Teilnahme beim Saisonhighlight der WEC-Saison gab der Autobauer aus Frankreich an diesem Freitag in einer Mitteilung bekannt. Das Debüt des neuentwickelten Hypercar mit dem Namen 9X8 soll zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison erfolgen. Ein genauer Termin wurde noch nicht genannt.

Der frühestmögliche Start für Peugeot, das zwei Autos in der Hypercar-Klasse genannt hat, wäre das 6-Stunden-Rennen in Monza am 10. Juli 2022, dem ersten Lauf nach den 24h Le Mans. Weitere Einsatzmöglichkeiten im WEC-Kalender 2022 mit insgesamt nur sechs Rennwochenenden wären die 6h Fuji (11. September 2022) oder das Saisonfinale in Bahrain mit einem 8-Stunden-Rennen am 12. November 2022.

Die Absage des WEC-Saisonstarts im US-amerikanischen Sebring am 18. März 2022 hatte Peugeot vor einer Weile verkündet. Daraufhin kamen Gerüchte über eine mögliche Absage zum Heimspiel in Le Mans auf. Um eine Einladung zum Klassiker zu erhalten, hätte Peugeot mindestens ein vorangegangenes WEC-Rennen bestreiten müssen. Nach der Sebring-Absage wäre das zweite Saisonrennen in Spa-Francorchamps (07. Mai 2022) die einzige Gelegenheit gewesen.

Foto: Peugeot
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So werden Fans das zumindest optisch imposante Peugeot-Hypercar frühestens im Juli dieses Jahres bei einem Rennen erleben können. Die Franzosen verwiesen bei der Le-Mans-Absage auf zeitliche Gründe, um die notwendige Zuverlässigkeit des Autos sicherstellen zu können. Per Reglement werden die WEC-Hypercars mit wenigen Ausnahmen bis 2025 technologisch eingefroren.

"Sowohl operativ als auch aus Zuverlässigkeitssicht ist Le Mans das schwierigste Rennen im Kalender", wurde Olivier Jansonnie, Peugeots-Technikdirektor für das WEC-Werksengagement, zitiert. "Wir werden mit einigen kürzeren Rennen beginnen, die es uns ermöglichen, schrittweise in der Meisterschaft auf Touren zu kommen."

Durch die Le-Mans-Absage von Peugeot bleibt es in der Topklasse namens Hypercar auch in diesem Jahr überschaubar. Toyota trifft als einziger Hersteller mit seinen Hybrid-Autos auf die Privat-Konkurrenz von Glickenhaus und Alpine, das wieder mit einem alten LMP1-Boliden starten wird. 2021 gewannen die Japaner zum vierten Mal in Folge die 24 Stunden von Le Mans.

Foto: Uli Sonntag
Foto: Uli Sonntag

Peugeot: Hypercar schon 2019 angekündigt

Peugeots Vorhaben, nach dem Ausstieg 2011 wieder bei den 24 Stunden von Le Mans antreten zu wollen, liegt schon eine ganze Weile zurück. Am 13. November 2019, also vor mehr als zwei Jahren, kündigten die Franzosen ihr Comeback zur Saison 2022 an. Zu einer geplanten Zusammenarbeit mit dem Rennstall Rebellion, die im Januar 2020 beginnen sollte, kam es wegen des folgenden Motorsport-Rückzugs der Schweizer Firma nicht.

Am Rande des 24-Stunden-Rennen in Le Mans 2020, das in Folge der Corona-Krise in den September verlegt werden musste, zeigte Peugeot erstmals Konzeptbilder seines Hypercars, später folgten die technischen Details des allradangetriebenen Prototypen.

Foto: Uli Sonntag
Foto: Uli Sonntag

Anfang 2021: Peugeot präsentiert Werksfahrer

Den nächsten Schritt in diesem Projekt bildete die Ankündigung des Werksfahrer-Aufgebots am 08. Februar 2021, also vor ziemlich genau einem Jahr. Peugeot stellte dabei den ehemaligen Formel-1-Fahrer Kevin Magnussen, den zweifachen Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne, den früheren DTM-Champion Paul Di Resta, Le-Mans-Sieger Loic Duval, Gustavo Menezes, Mikkel Jensen und James Rossiter (Test- und Ersatzfahrer) als Piloten vor.

In diesem Zuge gab Peugeot bekannt, den V6-Twin-Turbomotor mit 2,6 Litern Hubraum ab Ende April 2021 auf dem Prüfstand laufen lassen zu wollen. Ab September 2021 sollten der elektrische Frontmotor sowie das Getriebe hinzustoßen, um im November erstmals das Auto vollständig zusammensetzen zu können.

Im Juli 2021 präsentierte Peugeot schließlich reale Bilder des 9X8 und erntete erstaunte Blicke angesichts des fehlenden Heckflügels am Auto. Von Beginn an hielten sich die Ingenieure offen, ob der Prototyp in seiner homologierten Version mit oder ohne Flügel Rennen bestreiten wird. Im Dezember 2021 erfolgte laut Angaben von Peugeot der erste Test auf einer namentlich nicht genannten Rennstrecke. Am 18. Januar 2022 sagten die Franzosen offiziell den WEC-Saisonstart in Sebring im März ab, gut einen Monat später folgte die Absage für das Heimrennen in Le Mans.

Technische Daten des Peugeot 9X8

  • Klasse: Le Mans Hypercar (LMH)
  • Länge: 5.000 mm
  • Breite: 2.080 mm
  • Höhe: 1.180 mm
  • Radstand: 3.045 mm
  • Antriebsstrang: Peugeot HYBRID4 500 kW (Allradantrieb)
  • Hinterradantrieb: 500 kW (680 PS), 2,6-Liter V6-Benzinmotor mit zwei Turboladern + sequenzielles Siebenganggetriebe
  • Frontantrieb: 200 kW Elektromotor-Generator + einstufiges Untersetzungsgetriebe
  • Batterie: Hochdichte 900-Volt-Batterie, gemeinsam entwickelt von Peugeot Sport, TotalEnergies/SAFT
  • Kraftstoff und Schmiermittel: TotalEnergies

Peugeot-Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans

JahrFahrerAuto
1992Yannick Dalmas/Derek Warwick/Mark BlundellPeugeot 905 Evo 1B
1993Éric Hélary/Christophe Bouchut/Geoff BrabhamPeugeot 905 Evo 1B
2009Alexander Wurz/Marc Gené/David BrabhamPeugeot 908 HDi FAP