'Der Nürburgring hat seine Königin verloren'. Unzählige Male wurde dieser Satz ausgesprochen oder im Internet niedergeschrieben, nachdem Sabine Schmitz den Kampf gegen "diese dämliche Krankheit", wie sie ihr mehrjähriges Krebsleiden zuletzt einmal beschrieb, verloren hatte. Verlieren war für 'Bienchen' aber nie eine Option, deshalb sprach sie über die vielfach unheilbare Krankheit sogar mit einem für sie sarkastischem Humor und stellte dabei fest: "Er verfolgt mich - kaum ist er weg, ist er wieder da..."

Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig gilt noch heute als der 'König des Nürburgrings', doch die wahre Herrscherin der Nordschleife war Sabine Schmitz. Mehr als 30.000 Runden nach eigener Schätzung drehte sie auf der berühmtesten und schwierigsten Rennstrecke der Welt, gewann als erste und bis heute einzige Frau 1996 das legendäre 24-Stunden-Rennen in der Eifel und ließ im Folgejahr einen weiteren Triumph und 1998 als i-Tüpfelchen auch noch den VLN-Gesamtsieg in der Grünen Hölle folgen. Nur das Rennen gegen den verdammten Krebs, 2017 diagnostiziert, gewann Sabine Schmitz letztendlich nicht.

"Der viel zu frühe Tod von Sabine Schmitz ist eine sehr traurige Nachricht", sagt Klaus Ludwig. "Ich ziehe mit Hochachtung den Hut vor ihrer sportlichen Karriere. Ein erfolgreiches Lebenswerk, das man so schnell nicht vergessen wird."

Menzel: Keine konnte lauter lachen!

Nicht nur wegen ihrer zahlreichen Erfolge im berüchtigten und schnellen "Eifel-Blitz" oder ebenso beliebten Frikadelli-Porsche feierten Rennsport- und Automobil-Fans die gebürtige Adenauerin, sondern vor allem wegen ihrer Authentizität. Verbiegen ließ sich Sabine Schmitz sowieso nicht, immer frei raus nach Eifeler Schnauze.

"Mein Gott, was hatten wir Spaß und Freude, haben gelacht und gefeiert, die Schnüss' war immer zu hören und keiner konnte lauter lachen! Sie war so eine starke Persönlichkeit", schrieb Christian Menzel, selbst Eifeler Urgestein und Nürburgring-Ikone. "Sie war ein echtes Original, ein Stück Nürburgring und Eifel - einfach herrlich! Eine Powerfrau, die bis zum Ende gekämpft hat."

Sabine Schmitz: Ein Leben mit dem Nürburgring (05:04 Min.)

Auto-Macho Clarkson gebügelt

Schmitz' unerschütterlicher Kampfgeist bekam einst sogar der sympathische Auto-Ober-Macho Jeremy Clarkson zu spüren, als er 2004 im Rahmen seiner TV-Sendung eine 'Fahrstunde' auf der Nordschleife bei Sabine Schmitz buchte - und dabei ordentlich auf der Strecke sowie verbal abgekocht wurde. Spätestens danach hatte sich Sabine Schmitz auch beim kritischen britischen Automobil-Publikum den Respekt verschafft, den sie in Deutschland seit jeher genoss.

"Schreckliche Nachrichten, sie war so eine sonnige Person und voller Tatendrang", vergoss Clarkson neben vielen anderen eine Träne nach der tragischen Nachricht, dass Sabine Schmitz am Dienstag verstorben war.

Sabine Schmitz: Eine wundervolle Person

Nicht nur am Nürburgring werden sie Sabine Schmitz vermissen, ein echtes Eifeler Original samt dem von ihrer Familie betriebenen Restaurant 'Pistenklause' und dem 'Hotel am Tiergarten' neben der Nordschleife. "Wir sind alle zutiefst traurig zu hören, dass Sabine Schmitz verstorben ist. Ein unglaubliches Talent und eine wundervolle Person, die uns alle zum Lächeln gebracht hat", teilte etwa die Formel 1 mit und unterstrich damit die weltweite Anerkennung für die schnellste Rennfahrerin in der Geschichte des Nürburgrings.

Wer selbst einmal in den Genuss kam, auf dem Beifahrersitz des Ring-Taxis eine Runde Nordschleife mit Sabine Schmitz am Steuer zu erleben, weiß sowieso, was Sache ist, egal ob dabei der Asphalt nass oder trocken war. Und so ziemlich jeder regelmäßige Nordschleifen-Besucher wird gerade in diesen Tagen die eine oder andere Anekdote oder Erinnerung an ein Treffen mit der Renn-Lady auf Lager haben. Für Autogramme oder einen Plausch nahm sich Ring-Amazone Schmitz fast immer Zeit.

Stuck: Schmitz sauschnell und immer gut gelaunt

"Gern erinnere ich mich an Sabine", sagt auch Hans-Joachim Stuck, Nordschleifen-Veteran und Schmitz' Kollege bei Taxifahrten rund um den Ring. "Ohne Zweifel: die Königin des Nürburgrings. Eine faire Sportsfrau, sauschnell, immer gut gelaunt und für einen Spaß zu haben, dazu noch kompetent. Es ist ganz klar: Du wirst uns allen sehr fehlen! Mach's gut, liebe Sabine!"

Mit Sabine Schmitz verlässt außerdem ein absolutes Vorbild die Bühne. Als eine von wenigen Frauen und in einem Atemzug zu nennen mit DTM-Rennsiegerin Ellen Lohr oder Dakar-Gewinnerin Jutta Kleinschmidt zeigte sie im von Männern dominierten Motorsport immer wieder, dass es auch anders laufen kann. "Sie wird in der Grünen Hölle für immer unerreichbar sein. Es war Inspiration und Motivation, sie Rennen fahren zu sehen", trauerte Nachwuchsfahrerin Sophia Flörsch.

Foto: Jan Brucke/VLN
Foto: Jan Brucke/VLN

Schmitz: Der Sonnenschein des Nürburgrings

Die, auch durch ihren Lebensgefährten Frank Stippler, mit dem Nürburgring bestens vertraute TV-Moderatorin Eve Scheer fügte mit durchdachten Worten an: "Danke, dass du eine solch großartige Frau warst, ein Vorbild, eine Freundin, der Sonnenschein des Nürburgrings und eine starke Kämpferin bis zum Ende. In unseren Herzen wirst du immer eine Runde über den Ring drehen."

Ein anderes Bild kann man sich auch kaum vorstellen bei der Frau, die ihre ersten Kilometer auf der Nordschleife sammelte, noch bevor sie überhaupt im Besitz eines Führerscheins war! Und die schon 1992 bundesweit für Schlagzeilen sorgte, als sie ihm Rahmenprogramm der DTM die dritte und letzte Saison des Ford Fiesta Mixed Cup an der Seite von 'Mister Markenpokal' Thomas Marschall gewann.

"Ich kenne Sabine seit den Zeiten des Ford Fiesta Cups", sagt Reporter-Legende Rainer Braun. "Trotz allem Ehrgeiz hat sie Lockerheit und Fröhlichkeit nie verloren. Sabine war eine Frohnatur mit großem Herz. Der Nürburgring ist ein Kind von ihr, war ihre Heimat, einfach ein und alles. Wir haben eine Frau verloren, die für den Rennsport gelebt hat. Sabine Schmitz ist für den Nürburgring und den Motorsport ein großer Verlust."