Pauken- und Rundumschlag in Ingolstadt! Audi kehrt zurück zu den 24 Stunden von Le Mans. Pläne zum Comeback unter dem neuen LMDh-Reglement gab der Autobauer aus Ingolstadt an diesem Montag bekannt. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist das Comeback mit einem LMDh-Prototypen für 2023 angepeilt.

Außerdem kündigte Audi seinen erstmaligen Einstieg in die berühmte Rallye Dakar ab 2022 mit einem elektrischen Prototypen-Rennauto an. 60 Mitarbeiter sollen nach Motorsport-Magazin.com-Infos seit mehreren Monaten bereits mit dem Projekt beschäftigt sein.

In diesem Zuge und mit der Dakar als künftiger Motorsport-Speerspitze verkündete Audi zudem den werksseitigen Ausstieg aus der Formel E zum Ende der kommenden Saison 2021, wobei interessierte Kundenteams den neu entwickelten Antriebsstrang weiter nutzen können.

Mit Dieter Gass verlässt zudem der bisherige und seit 2017 agierende Motorsportchef die Marke mit den vier Ringen. Nachfolger wird der 36-jährige Julius Seebach, gleichzeitig Geschäftsführer der Audi Sport GmbH.

Audis neue Speerspitze: Rallye Dakar

Mit dem Werksausstieg aus der Formel E widmet sich Audi künftig dem Dakar-Programm. Der Antrieb des Elektro-Prototypen soll durch einen leistungsstarken elektrischen Antriebsstrang erfolgen. Die dafür benötigte Energie kommt aus einer Hochvoltbatterie, welche bei Bedarf während der Fahrt über einen Energiewandler in Form eines hocheffizienten TFSI-Motors geladen werden kann.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com könnte Unternehmer und X-Raid-Chef Sven Quandt als Partner des Dakar-Projekts agieren. Er und Audi-Chef Markus Duesmann kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei BMW, wo Quandt und sein Team X-Raid die erfolgreichen Dakar-Einsätze mit den Rallye-Minis durchführten.

Audi-CEO Duesmann: "Mit dem RS e-tron GT bringt Audi in Kürze seine sportliche Speerspitze auf die Straße. Und bereits 2025 sollen rund 40 Prozent des Absatzes mit rein elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden erzielt werden. "Deshalb gehen wir beim elektrifizierten Motorsport den nächsten Schritt und stellen uns extremsten Bedingungen. Die Rallye Dakar mit ihren vielen technischen Freiheiten ist dabei ein perfektes Testlabor für uns."

Schon einmal traten Audis bei der berühmtesten Rallye der Welt an, allerdings nicht werksseitig. 1985 starteten drei Audi quattro mit langem Radstand einmalig unter der Nennung von VAG France beim Wüsten-Klassiker, der inzwischen in Saudi-Arabien ausgetragen wird.

Formel E: Audi-Werksübernahme ab 2017

Audi war nach 2016 und 13 Gesamtsiegen in Le Mans aus der WEC-Langstreckenweltmeisterschaft zurückgetreten. Im Anschluss erfolgte der werksseitige Einstieg in die Formel E mit der Übernahme des privaten Abt-Rennstalls 2017.

Für die kommende Formel-E-Saison 2021 hat Audi angekündigt, erstmals einen komplett in Eigenregie entwickelten Antriebsstrang zu bauen statt wie bisher in Zusammenarbeit mit dem Zulieferer Schaeffler. Aus Kostengründen dürfen Hersteller in der Formel E in den nächsten beiden Saisons nur noch einen Antrieb homologieren, bevor ab 2022/23 das neue Gen3-Auto eingeführt wird - dann ohne Beteiligung von Audi.

Formel-E-Mitgründer: Wir haben eine Warteliste

Formel-E-Mitgründer Alberto Longo an diesem Montagmorgen zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben eine Warteliste. Es gibt Teams und Hersteller, die uns täglich anrufen und in die Meisterschaft wollen. Wenn jemand gehen sollte, dann können wir ihn schnell ersetzen."

Audi engagierte sich seit 2014 in der Formel E, in den ersten Jahren allerdings durch das Privatteam Abt Sportsline. 2017 übernahmen Ingolstädter als Werksmannschaft und holten 2018 den Team-Titel. Es war der zweite große Erfolg nach dem Gewinn der Fahrer-Meisterschaft durch Lucas di Grassi 2017.

In den bisherigen 69 Rennen der Formel-E-Geschichte erzielten Lucas di Grassi, Daniel Abt und dessen Nachfolger Rene Rast zusammen zwölf Siege, 43 Podestplätze und fünf Pole Positions. Der Brasilianer di Grassi hat mit 32 Podiumsplatzierungen die meisten aller Fahrer auf dem Konto und führt auch in der ewigen Punktetabelle.

Audi: Rückkehr nach Le Mans

Mit dem neuen LMDh-Reglement will Audi auf die Langstrecke zurückkehren und wieder bei den wichtigsten Endurance-Rennen der Welt antreten. Die künftige Auto-Generation - als Hypercar (LMH) oder Le Mans Daytona hybrid (LMDh) löst die LMP1-Kategorie als Königsklasse ab.

Der neue Audi-Motorsportchef Julius Seebach: "Wir bereiten uns intensiv auf den Einstieg in die neue Sportwagen-Kategorie LMDh mit ihren Highlight-Rennen 24 Stunden von Daytona und Le Mans vor. Die wichtigste Botschaft für unsere Fans ist, dass Motorsport bei Audi weiter eine bedeutende Rolle spielen wird."

LMDh ist eine vom Automobile Club de l'Ouest (ACO) und der US-amerikanischen IMSA ausgearbeitete Formel und verfolgt das Ziel, globale Autohersteller unter einem Dach zu vereinigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, kostengünstig Rennen sowohl in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC als auch in der IMSA-Rennserie zu bestreiten. Dazu zählen 24h-Klassiker wie Le Mans oder Daytona.

Nur Mainstream-Autohersteller sollen die LMDh-Boliden, die über Chassis von Dallara, Ligier, Multimatic oder Oreca sowie ein einheitliches Hybridsystem von Bosch und Williams verfügen, entwickeln dürfen. LMDh und LMH (Le Mans Hypercar) sollen mittels einer Balance of Performance in der künftigen Top-Kategorie unter dem Namen 'Hypercar' auf gleichem Niveau in Wettbewerb treten können. Die Hypercar-Autos sollen 500 kW respektive 680 PS leisten dürfen und damit ähnlich schnell sein wie die LMDh-Geschwister mit ihren Einheits-Hybridsystemen.

Audis Erfolge bei den 24 Stunden von Le Mans

Audi ist nach Porsche mit 13 Gesamtsiegen der zweiterfolgreichste Hersteller in der Geschichte der 24 Stunden von Le Mans. 2002 bis 2002, 2004 bis 2008 und von 2010 bis 2014 errangen unterschiedliche LMP1-Boliden mit unterschiedlichen Antriebstechnologien den Gesamtsieg. Audi-Ikone Tom Kristensen ist mit neun Siegen beim Langstreckenklassiker der erfolgreichste aller Fahrer.

Audi hat die Neuzeit der 24 Stunden von Le Mans geprägt wie kein anderer Hersteller. Mit dem Audi R10 TDI knüpften die Ingolstädter nahtlos an die fünf Gesamtsiege des direkten Vorgängers Audi R8 an. 2006 gewann der R10 TDI mit Frank Biela, Emmanuele Pirro und Marco Werner als erster Rennsportwagen mit Dieselantrieb den Langstrecken-Klassiker.

2007 und 2008 siegte Audi mit dem R10 TDI erneut an der Sarthe. Zusammen mit den weiteren Modellen R15 (2010), R18 (2011) und R18 e-tron quattro (2012-2014) setzte sich Audis TDI-Technologie acht Mal in Le Mans durch.

Mit dem R15 TDI feierte Audi 2010 einen Dreifachsieg im schnellsten Le-Mans-Rennen aller Zeiten und stellte damit einen neuen Distanzrekord (5.410,71 Kilometer) auf, der bis heute Bestand hat. In der gesamten TDI-Ära, beginnend mit dem R10, reduzierten die Ingenieure um Motoren-Papst Ulrich Baretzky den Dieselverbrauch innerhalb eines Jahrzehnts um 46 Prozent.