Das erste Rundstrecken-Highlight des Jahres 2024 steht vor der Tür: die 24 Stunden von Daytona (27.-28. Januar). Beim Langstrecken-Klassiker im Bundesstaat Florida kämpfen die deutschen Vertreter Porsche und BMW gegen die US-Konkurrenz bestehend aus Acura und Cadillac um den Gesamtsieg.

Einen Vorgeschmack auf den Vierkampf in der GTP-Klasse (IMSA-Pendant zur Hypercar-Klasse in der WEC) gibt es schon am kommenden Wochenende, wenn auf dem Daytona International Speedway der 'Roar before the 24 Rolex'-Test inklusive des Qualifyings wartet.

Porsche mit größtem LMDh-Aufgebot in Daytona

Im Feld der zehn LMDh-Prototypen stellt Porsche mit vier Fahrzeugen das größte Kontingent. Zu den beiden Porsche 963 des Penske-Werksteams gesellen sich je ein Entry der Kundenteams Proton Competition und JDC-Miller Motorsports. Die Zuffenhausener bleiben auch im zweiten Jahr der einzige Hersteller, der seine Boliden an Kunden ausliefert. BMW, Acura und Cadillac setzen je zwei Werksautos ein. Gelingt Rekordsieger Porsche dieses Jahr der 19. Gesamtsieg beim US-Klassiker?

Porsche hatte bei der einstigen Entwicklung der LMDh-Autos die Vorhut gebildet und einen Großteil der anfänglichen Entwicklungsarbeit geleistet, vor allem rund um das einheitliche Hybridsystem. Nach einem schwierigen Saisonstart kam der Luxushersteller immer besser in Fahrt und erzielte unter anderem drei Siege in der IMSA-Sportwagenmeisterschaft, bei der die 24 Stunden von Daytona traditionell den Saisonauftakt bilden.

24h Daytona: Porsche in der GTP-Klasse

AutoTeamFahrer
#5 Porsche 963Proton CompetitionGianmaria Bruni/Romain Dumas/Alessio Picariello/Neel Jani
#6 Porsche 963Porsche PenskeMathieu Jaminet/Nick Tandy/Laurens Vanthoor/Kevin Estre
#7 Porsche 963Porsche PenskeDane Cameron/Felipe Nasr/Josef Newgarden/Matt Campbell
#85 Porsche 963JDC-Miller MotorSportsTijmen van der Helm/Richard Westbrook/Ben Keating/ Phil Hanson

Porsche: An Zuverlässigkeits-Schwäche gearbeitet

Über den Winter hat Porsche den 963 weiter optimiert, wenngleich äußerlich keine Veränderungen zu erkennen sind. Die Aerodynamik bleibt gleich, stattdessen nahmen die Ingenieure in Weissach Software-Optimierungen vor, verstärkten das Material sowie die Sensorik unter der Haube und arbeiteten weiter an den operativen Einsätzen. "Das Hauptziel war die Zuverlässigkeit", sagte LMDh-Werkssport-Leiter Urs Kuratle diese Woche in einer Online-Medienrunde. "Das war unsere Schwäche im vergangenen Jahr."

Vor allem bei den langen Rennen in Daytona oder in der WEC bei den 24 Stunden von Le Mans tat sich Porsche eher schwer. Und das sind natürlich gerade die Rennen, die den höchsten Stellenwert bei den Fans und in der hauseigenen Vorstandsetage genießen. Die klare Ansage von Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach deshalb: "Unser Angriff auf die Meisterschaft beginnt mit einem hoffentlich starken Rennen in Daytona."

Porsche erwägt Kurbelwellen-Wechsel vor Le Mans

Im erst zweiten Einsatzjahr der LMDh-Autos war es nicht nötig, größere Umbauten an den Fahrzeugen mit einheitlichen Chassis und Hybridantrieben vorzunehmen. Vielmehr geht es jetzt erst richtig um die Performance, nachdem das Debütjahr vor allem unter dem Zeichen der Zuverlässigkeit stand. Porsche erwägt jedoch, vor den 24 Stunden von Le Mans (15./16. Juni) eine überarbeitete Kurbelwelle für seinen 4,8-Liter-V8-Biturbomotor zu bringen. "Wenn, dann machen wir das vor und für Le Mans", sagte Kuratle. "Das ist aber noch nicht sicher."

Handelt es sich bei Fahrzeugumbauten um Bereiche der Sicherheit oder Zuverlässigkeit, müssen IMSA und WEC-Veranstalter ACO grünes Licht geben. Geht es allerdings um die reine Performance, kommt ein komplexes Joker-System ins Spiel. Den Herstellern stehen nur begrenzte Möglichkeiten zu, die Autos während des Homologations-Zyklus zu performanter zu gestalten. Porsche hatte seinen Maßnahmenkatalog bereits im vergangenen Sommer an die Serienverantwortlichen geschickt.

"Die Änderungen mussten vor dem offiziellen Test (in Daytona Anfang Dezember 2023; d. Red.) passiert sein", erklärte Kuratle und fügte mit Blick auf die Grundsatzfrage an, ob eine Änderung nur die Sicherheit/Zuverlässigkeit oder auch die Performance beeinflussen könnte. "Es waren faire und offene Gespräche. Wir haben nicht alle Punkte durchbekommen, aber es war ein fairer Austausch."

Porsche gewann sein erstes IMSA-Rennen in Long Beach, Foto: LAT Images
Porsche gewann sein erstes IMSA-Rennen in Long Beach, Foto: LAT Images

Porsche-Penske-Leiter Diuguid: "Es gibt keine Ausreden"

Änderungen am Fahrzeug wollen wohlüberlegt sein bei Porsche, schließlich gelten sie dann sowohl für den Einsatz in der IMSA als auch in der WEC. In beiden Serien müssen die LMDh-Autos baugleich sein. "Das macht uns das Leben nicht leichter", räumte Kuratle ein. "Wenn etwas Neues kommt, muss das bei allen Autos geschehen. Dadurch könnte es zu Problemen mit der Lieferkette kommen. Manchmal müssen die Kunden ihre Motoren dann auch nach Weissach schicken, obwohl sie erst die Hälfte ihres Wartungs-Zyklus erreicht haben."

Vor der zweiten Saison mit den LMDh-Autos hat Porsche samt seinem Werksteam Penske auch im operativen Bereich nachgelegt. Neue Ingenieure wurden für die WEC und IMSA angeheuert, darunter der frühere BMW-RLL-Technikdirektor Brendon Fry. Er stößt vom US-Einsatzteam der Münchner als Lead-Renningenieur zum IMSA-Programm von Penske. Ein wichtiger Punkt war zudem die direktere Kommunikation mit den Kundenteams, um auch während der Rennwochenenden gemeinsam von den gesammelten Daten profitieren zu können.

"Wir haben einige Anpassungen auf operativer Seite vorgenommen und unser Auto optimiert", sagte Jonathan Diuguid, Leitender Direktor von Porsche Penske Motorsport. "Die Fortschritte wurden bei unseren jüngsten Testfahrten deutlich. Wir gehen mit einem klaren Ziel nach Daytona: Wir wollen siegen. Um dies zu erreichen, müssen wir möglichst fehlerfrei agieren. In unserer zweiten Saison gibt es keine Ausreden."