Maximilian Günther erklimmt die nächsten Stufe auf der Karriereleiter der Formel E: Der gebürtige Allgäuer startet in der bevorstehenden Saison 2024/25 für das Werksteam DS Penske und folgt dort auf Ex-Weltmeister Stoffel Vandoorne, der Günthers Platz bei Maserati einnimmt. Bei den Franzosen trifft Günther mit Jean-Eric Vergne auf einen Teamkollegen, der zu den erfolgreichsten Fahrern in der Geschichte der Elektro-Serie zählt und als einziger zwei Meisterschaften gewinnen konnte.
Günther wechselt nach zwei Jahren von Maserati, das wie DS zum riesigen Stellantis-Konzern zählt. Beim italienischen Luxusautobauer fuhr der 27-Jährige bereits mit Kundenautos von DS, kennt damit also die Basis. Aber: In der kommenden Saison 11 erhält das Gen3-Auto ein Evo-Update unter anderem mit temporärem Allradantrieb, performanteren Reifen und einem neuen Aero-Paket.
Maximilian Günther in Formel E: Wiedersehen mit altem Team
DS Penske ist bereits Günthers fünfte Station vor seinem siebten Jahr in der Formel E, doch neben dem DS-Auto sind ihm auch Teile des Teams bestens vertraut: In der Saison 2018/19 gab er sein Renndebüt für Dragon/Penske, das vor zwei Jahren der Hersteller DS Performance werksseitig übernommen hat. Der Teamchef heißt damals wie heute Jay Penske, Sohn von US-Legende Roger Penske. Mit Nicolas Mauduit ist auch der Technikchef an Bord geblieben.
Damals hatte sich Günther nach seiner Formel-2-Zeit bei Penske über seine Einsätze als Test- und Ersatzfahrer für ein Stammcockpit in der Formel E empfohlen. Zwar musste er 2018/19 bei einigen Rennen aussetzen, weil Mister Penske ein gewisses Faible für ehemalige Formel-1-Fahrer hatte und ihm zwischenzeitlich Felipe Nasr vor die Nase setzte. Das Verhältnis zwischen Günther und dem nicht immer einfachen Charakter Jay Penske soll aber stets gut gewesen sein.
Günther will nächsten Schritt machen: „Um den Titel kämpfen“
„Ich bin natürlich begeistert und freue mich riesig“, sagt Günther nach seinem Wechsel zu Motorsport-Magazin.com. „Das ist sehr speziell, weil ich damals im Alter von 20 Jahren meine Formel-E-Laufbahn in Jays Team begonnen habe. Er hat mir die Chance gegeben, mich in der Meisterschaft zu beweisen. Ich habe in den vergangenen Jahren Rennen gewonnen, will jetzt den nächsten Schritt in meiner Karriere machen und um den Titel kämpfen.“
In 83 Formel-E-Rennen - die elftmeisten aller Fahrer - erzielte Günther fünf Siege, zehn Podestplätze, zwei Pole Positions und startete neunmal aus der ersten Reihe. Nach einem Jahr bei Dragon/Penske wechselte er für zwei Saisons ins BMW-Werksteam, dann 2021/22 für ein Jahr zu Nissan und schließlich zu Maserati, das aus dem Monaco-Rennstall Venturi hervorgegangen ist.
Günther hat bei DS Penske einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben und beschreibt den neuen Arbeitgeber als ein Langzeitprojekt. Zu seinen zahlreichen Stationen in der Formel E meint er: „Das muss man sehr individuell betrachten. Es sind vier Teams. Ich war bei BMW und hatte dort einen Vertrag, aber sie sind aus der Formel E ausgestiegen. Ich musste für Saison 8 ein neues Team finden, aber zu dem Zeitpunkt hatten die Top-Teams schon alle ihre Fahrer. Dann fuhr ich ein Jahr für Nissan und bin jetzt seit zwei Jahren bei Stellantis. Ich hatte ein tolles Kapitel mit Maserati und gehe jetzt den nächsten Schritt in der Stellantis-Familie.“
Ende 2022 bekam Günther bereits die Gelegenheit, das WEC-Hypercar des französischen Herstellers Peugeot zu testen, der ebenfalls zum Stellantis-Konzern zählt. Das Interesse an der Langstrecke bleibt grundsätzlich vorhanden, doch Günthers Fokus liegt eindeutig auf der Formel E und dem Angriff auf den ersten Titelgewinn. Der aktuelle Weltmeister ist Porsche-Pilot Pascal Wehrlein, neben Günther der zweite Deutsche im Starterfeld.
Günther glaubt: „Vergne wird mein stärkster Teamkollege“
Auf dem Weg zur anvisierten Meisterschaft muss sich Günther erst einmal gegen seinen neuen Teamkollegen Monsieur Vergne beweisen. Der Franzose ist der nächste Top-Fahrer, mit dem es Günther zu tun bekommen - in der Vergangenheit waren seine Teamkollegen unter anderem die beiden Champions Jake Dennis (bei BMW) und Sebastien Buemi (bei Nissan) sowie Ex-Vize-Weltmeister Edoardo Mortara bei Maserati.
Ist Vergne der stärkste Pilot aus diesem Reigen? „Das würde ich so sagen, die Erfolge von JEV sprechen für sich“, meint Günther über Vergne, mit dem er seit Jahren ein sehr respektvolles Verhältnis pflegt. „Er ist ein unglaublich starker Fahrer. Wir können ein sehr starkes Duo bilden und hoffentlich zusammen große Erfolge einfahren. Mit JEV hatte ich schon viele sehr gute und respektvolle Kämpfe ums Podium.“
Vergne verstand es in den letzten Jahren wie kein Zweiter, ein Team um sich herum aufzubauen. An DS Techeetah, dem früheren Champions-Team und direktem Vorgänger von DS Penske, besaß er sogar Firmenanteile, die er allerdings verkauft hat. Vergne schloss die abgelaufene Saison als Fünfter ab und hatte auch ohne einen Sieg mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie der zu Maserati abgewanderte Vandoorne.
Günther versteckt sich nicht vor Doppel-Champion Vergne
Günther braucht sich mit seiner Vita aber keineswegs zu verstecken und nimmt das teaminterne Duell gerne an: „JEV ist ein sehr starker Fahrer, aber ich weiß auch über meine Qualitäten Bescheid. Ich bin einer der jüngeren Fahrer in der Formel E, stehe aber schon vor meinem siebten Jahr in der Meisterschaft. Ich fühle mich bereit für den nächsten Schritt, um mit DS Penske Meisterschaften einzufahren.“
Der Wechsel zum Top-Team DS - zuletzt dritte Kraft hinter dem amtierenden Konstrukteurs-Weltmeister Jaguar und Porsche - habe sich laut Günther zu einem späten Zeitpunkt in der vergangenen Saison abgezeichnet. Angebote dürfte er auf dem turbulenten Transfermarkt der Formel E ausreichend bekommen haben, doch beim französischen Werksteam sieht er „alle Grundgegebenheiten für den maximalen Erfolg. Es sind schon unglaublich viele starke Leute an Bord, und weitere werden hinzukommen“.
Neues Formel-E-Auto bereits getestet: Bis zu 3 Sekunden schneller!
Vor dem Saisonstart am 07. Dezember 2024 in Sao Paulo stehen erst einmal private und offizielle Testfahren mit dem Gen3-Evo-Auto auf dem Plan. Günther ist den überarbeiteten Boliden bereits gefahren und verrät: „Der Allradantrieb ist phänomenal, du bist deutlich schneller. Dazu haben wir den neuen Reifen, der mehr Peak-Performance bietet. Du bist schneller auf einer Runde, aber die Langlebigkeit der Reifen müssen wir uns anschauen. Das kann ein großes Thema werden.“
Den Vorteil des Gen3-Evo im Vergleich zum Vorgänger beziffert Günther auf „plus minus 3 Sekunden je nach Strecke“, und führt weiter aus: „Das ist schon eklatant. Du musst deinen Fahrstil anpassen, das ist eine Herausforderung. Es gibt keine andere Rennserie, in der man während des Qualifyings von der einen auf die andere Runde zwischen Heck- und Allradantrieb wechselt. Das ist Next Level!“
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