Es ist soweit: An diesem Wochenende, 20./21. Juli 2024 (live bei ServusTV On ab jeweils 18:00 Uhr), entscheidet sich, wer sich zum Formel-E-Weltmeister 2024 kürt. Ganze sieben Piloten haben vor den letzten beiden Saisonrennen in London noch rechnerisch die Chance auf den Titel der zehnten Saison der Elektro-WM. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Infos vor dem Saisonabschluss.

Formel E: Wer wird Fahrer-Weltmeister 2024?

Im Hinblick auf die Fahrer-Weltmeisterschaft ist im Saisonendspurt überraschend doch noch einmal Spannung eingekehrt. Jaguar-Werksfahrer Nick Cassidy führt zwar mit 167 Punkten nach wie vor die Rangliste an, der Vorsprung des Neuseeländers ist nach einer Nullnummer beim Double-Header in Portland aber auf zwölf Zähler zusammengeschrumpft. An diesem Wochenende sind noch ganze 58 Punkte zu holen.

Auf Platz zwei folgt Cassidy-Teamkollege Mitch Evans mit 155 Punkten. Eine brisante Ausgangslage: Evans bestritt seit dem Formel-E-Einstieg des Herstellers 2016 jedes Rennen mit Jaguar und hatte seine Stallgefährten dabei stets klar im Griff - bis zur Ankunft Cassidys in diesem Jahr. Die letzten drei Saisons beendete Evans bereits in den Top-4 der Fahrer-WM, ebenso Jaguar in der Team-Wertung. Ein Titel blieb beiden dabei aber verwehrt. Dass der erste Jaguar-Titel ausgerechnet Teamkollege und Landsmann Cassidy in die Hände fallen könnte, wird Evans somit getrost verhindern wollen.

Porsche oder Jaguar: Wem gelingt der langersehnte Titel?

Doch nicht nur Jaguar wartet in der Formel E noch auf einen Titel. Auch Porsche rannte dem Meisterschafts-Triumph seit dem Formel-E-Einstieg 2019 bislang vergeblich hinterher. Ein weiterer Faktor eint beide Werksteams: Im vergangenen Jahr wurden beide im WM-Kampf ausgerechnet von ihren Kundenteams Andretti (Porsche - Jake Dennis wurde Fahrer-Weltmeister) und Envision (Jaguar - Team-Weltmeister) düpiert. Punktgleich mit Evans hat Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein auf der dritten Position der Fahrer-WM nach wie vor die Chance, aus eigener Kraft die Titellosigkeit des Porsche-Werksteams zu beenden und als erster deutscher Pilot den Formel-E-Titel einzufahren.

Antonio Felix da Costa (Porsche) und Nick Cassidy (Jaguar) beim Berlin ePrix 2024
Jaguar und Porsche lieferten sich 2024 ein Kopf-an-Kopf-Rennen, Foto: LAT Images

Auf dem Papier spricht für Wehrlein die Charakteristik der Formel-E-Rennen in London. Anders als zuletzt in Portland, Shanghai und Berlin wird in Großbritanniens Hauptstadt keine sogenannte Energiespar-Schlacht erwartet. Stattdessen gilt der ExCeL London Circuit als notorisch überholunfreundlich. Seit dem Debüt des Kurses 2021 konnte nur eines von sechs Rennen von außerhalb der Top-3 gewonnen werden. Dem Qualifying wird somit eine im Vergleich zu den vorherigen Wochenenden deutlich wichtigere Rolle zukommen - und mit einer durchschnittlichen Startposition von 5,57 ist Wehrlein nach wie vor der beste Qualifier der Saison.

Vergoldet Antonio Felix da Costa seine irre Sieges-Serie mit dem Titel?

Doch zuletzt bröckelte die tadellose Qualifying-Bilanz Wehrleins. In den letzten drei Qualifyings gelang dem gebürtigen Sigmaringer nur einmal der Sprung in die Duelle, die er zuvor in elf Qualifyings nur einmal verpasst hatte. Zudem musste sich Wehrlein dabei auch jedes Mal seinem Teamkollegen Antonio Felix da Costa geschlagen geben - den er in sämtlichen elf Qualifyings 2024 zuvor geschlagen hatte.

Apropos Felix da Costa: Der Portugiese reitet gerade auf einer in der Formel E selten gesehenen Erfolgswelle. Nach einem katastrophalen Saisonstart entschied der Formel-E-Champion von 2020 zuletzt vier der vergangenen fünf Rennen für sich, davon die letzten drei in Folge - noch nie gewann ein Pilot mehr Formel-E-Rennen am Stück. Damit verkürzte Felix da Costa den Rückstand auf Cassidy auf 33 Punkte. Besonders bitter muten in Anbetracht dessen die verlorenen 25 Zähler für den aberkannten Misano-Sieg an. Neben der starken Renn-Performance bekam Felix da Costa auch die zeitweise Qualifying-Schwäche in den Griff und qualifizierte sich zuletzt viermal in Folge in den Top-6.

Formel E: Die Titel-Anwärter in der Übersicht

Pos.FahrerTeamPunkte
1Nick CassidyJaguar167
2Mitch EvansJaguar155
3Pascal WehrleinPorsche155
4Antonio Felix da CostaPorsche134
5Oliver RowlandNissan131
6Jean-Eric VergneDS Penske129
7Jake DennisAndretti-Porsche122

Vor dem alles entscheidenden Final-Wochenende gab sich Felix da Costa dennoch zurückhaltend bezüglich seiner eigenen Titel-Ambitionen. "In London fallen die Titelentscheidungen. Da geht es nicht in erster Linie um mich", wurde Felix da Costa in einer Porsche-Pressemitteilung zitiert. "Pascal hat gute Chancen, Fahrerweltmeister zu werden, und ich werde alles tun, um ihn bestmöglich zu supporten."

Nur drei Zähler hinter Felix da Costa folgt in der Fahrer-WM Nissan-Werksfahrer Oliver Rowland mit 131 Punkten, der nach einer gesundheitsbedingten Zwangspause in Portland für sein Heimrennen ins Cockpit zurückkehrt. Auch DS-Penske-Pilot Jean-Eric Vergne (129 Punkte) und der amtierende Weltmeister Jake Dennis (122 Punkte) haben zwar rechnerisch noch Chancen auf den WM-Triumph, sind mit Blick auf die zuletzt erfolgten Ergebnisse und den beträchtlichen Rückstand aber wohl chancenlos.

Jaguar und Porsche: Triumphieren am Ende beide?

Der Fahrer-Titel wird also wohl nicht an den Jaguar- und Porsche-Fahrern vorbeiführen. Unabhängig davon steht jedoch bereits fest, dass eines der beiden Werksteams die Titel-Durststrecke beenden wird. Denn in der Team-Weltmeisterschaft sind auch rechnerisch nur noch Jaguar und Porsche im Rennen. Auch in dieser liegt Jaguar mit 33 Punkten Vorsprung in Front.

Formel E: Team-Tabelle nach 14/16 Saisonrennen

Pos.TeamPunkte
1Jaguar322
2Porsche289
3DS Penske184
4Andretti-Porsche168
5Nissan157

Auch der Titel in der neuen Hersteller-Trophäe, die während der laufenden Saison eingeführt wurde und ab der Saison 11 (2024/25) auch offiziell den Status einer Weltmeisterschaft erhalten wird, wird zwischen Jaguar und Porsche ausgefochten. In dieser Wertung führen aber die Zuffenhausener mit 407 Punkten und einem Polster von 19 Zählern.

Können Abt-Cupra und Nico Müller bei der Abschiedsvorstellung wieder überraschen?

Abseits des WM-Trubels geht es für zahlreiche weitere Teams, darunter die deutsche Abt-Cupra-Mannschaft, um einen versöhnlichen Saisonausklang - für Abt erst recht, da es für Nico Müller das vorerst letzte Rennen für die Kemptener gewesen sein wird. Können Müller und Abt wie zuletzt in Portland überraschen, als der Schweizer seinen unterlegenen Kunden-Mahindra auf die Plätze fünf und sechs bugsierte?

Immerhin geht es noch um wichtige Punkte in der Weltmeisterschaft. Abt-Cupra belegt vor dem letzten Rennwochenende den neunten Rang mit 38 Punkten - noch vor dem Mahindra-Werksteam. Doch dieses lauert mit 25 Zählern noch in Schlagdistanz dahinter, ebenso wie ERT (23 Punkte). Für Abt wird der London ePrix das letzte Rennen mit Mahindra-Power sein. 2024/25 wird die Mannschaft rund um Thomas Biermaier zum Einsatzteam von Neueinsteiger Lola-Yamaha.

Formel E London 2024: Das ist die Strecke

Zum vierten Mal geht die Formel E 2024 in London an den Start - und nach einer leichten Abänderung der Streckenführung im Vorjahr bleibt in dieser Saison alles beim Alten. Nach wie vor bleibt der 2,080 Kilometer lange Kurs vor allem dadurch im Gedächtnis, dass dieser als einzige Formel-E-Strecke sowohl über einen Outdoor- als auch einen Indoor-Bereich verfügt. Letzterer führt durch das Kongresszentrum 'ExCeL' in den Docklands im Osten Londons.

Die Formel-E-Strecke für den London ePrix 2024
Die Formel-E-Strecke in London, Foto: Hankook

Der Wechsel zwischen Outdoor und Indoor erfolgt über Rampen. Zudem sorgen starke Bodenwellen teilweise für Sprünge. Überholen gilt auf der engen Strecke insgesamt als schwierig, besonders da das Energie-Management in London nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die besten Überholmöglichkeiten bieten sich wohl in Kurve 1 sowie in den Schikanen des Außenbereiches.

Formel E London 2024: Zeitplan

Freitag, 19. Juli 2024

UhrzeitSessionÜbertragung
18:00-18:30 UhrFreies Training 1Formel E YouTube / discovery+

Samstag, 20. Juli 2024

UhrzeitSessionÜbertragung
11:00-11:30 UhrFreies Training 2Formel E YouTube / discovery+
13:20-14:40 UhrQualifyingdiscovery+ / DF1 (ab 14:00 Uhr) / DF1.de (ab 14:00 Uhr) / ServusTV On (ab 14:00 Uhr)
18:04-19:00 UhrRennenServusTV / ServusTV On / discovery+ / Eurosport 2 / DF1 (ab 20:35 Uhr) / DF1.de (ab 20:35 Uhr)

Sonntag, 21. Juli 2024

UhrzeitSessionÜbertragung
11:00-11:30 UhrFreies Training 3Formel E YouTube / discovery+
13:20-14:40 UhrQualifyingdiscovery+ / DF1 (ab 14:00 Uhr) / DF1.de (ab 14:00 Uhr) / ServusTV On (ab 14:00 Uhr)
18:04-19:00 UhrRennenServusTV / ServusTV On / discovery+ / Eurosport 2 / DF1 (ab 19:20 Uhr) / DF1.de (ab 19:20 Uhr)