Während Antonio Felix da Costa beim zweiten Formel-E-Rennen in Berlin Porsche den ersten Heimsieg in der Elektro-WM bescherte, herrschte weiter hinten im Gesamtklassement dicke Luft. Verantwortlich dafür waren die diversen Berührungen zwischen Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein und den beiden Fahrzeugen des Porsche-Kundenteams Andretti, allen voran mit dem amtierenden Weltmeister Jake Dennis.
"Er und sein Teamkollege haben mich beide in die Mauer gedrückt, keinen Platz gelassen", sagte Wehrlein in Berlin nach Rennende zu Motorsport-Magazin.com. Die erste dieser Mauerberührungen erfolgte bereits in der ersten von schlussendlich 41 Rennrunden. In der Kurvenkombination 6/7 setzte sich Wehrlein auf die Außenseite von Dennis-Teamkollege Norman Nato. Doch Nato ließ sich beim Ausgang aus Kurve 7 weit nach draußen treiben, wodurch Wehrlein der Platz ausging und er die Mauer berührte.
Wehrlein trägt nach Kontakten Schäden davon
Im weiteren Rennverlauf ging es zwischen Wehrlein und Dennis heiß her. In Runde 20 war erneut Kurve 7 Ort des Kontakts. Wieder setzte sich Wehrlein auf die Außenlinie, wobei ihm mit Dennis neben sich der Platz ausging, der seinerseits Jaguar-Pilot Mitch Evans neben sich hatte. Im weiteren Rennverlauf kam es zu zahlreichen weiteren Kontakten, wobei letztlich beide Fahrer vergleichsweise glimpflich davon kamen und das Rennen beenden konnten. Wehrlein verpasste als Vierter knapp das Podest bei seinem Heimrennen, während Dennis mit 0,405 Sekunden Rückstand auf seinen Dauer-Rivalen die Ziellinie als Fünfter überquerte.
Dennoch zeigte sich Wehrlein nicht zufrieden mit den Vorkommnissen, während die Rennleitung keine Strafe aussprach. "Anscheinend ist das von den Stewards her okay", sagte Wehrlein. Obwohl der gebürtige Sigmaringer ins Ziel kam, wurde sein Rennen von den Kontakten beeinträchtigt, wie der 29-Jährige verriet: "Mein Unterboden war kaputt, mein Flügel war kaputt, meine Lenkung war krumm."
Dennis beschwichtigt: Drei Porsches in den Top-5
Jake Dennis nahm die Zwischenfälle beim zweiten Berlin ePrix hingegen wesentlich entspannter hin - und machte die Rennbedingungen der erneut aufgetretenen Energiespar-Schlacht dafür verantwortlich. "Es gibt Kontakt mit allen. Jeder trifft jeden und heute war mein Hauptrivale Pascal. Ich bin heute viel gegen ihn gefahren und wenn du immer mit dem selben Typen kämpfst, dann hast du immer die größte Anzahl an Kontakt miteinander", erklärte Dennis gegenüber MSM.
Zudem verwies der Brite darauf, dass sich das Rennergebnis für Porsche trotz der Kontakte positiv gestaltete: "Es gibt wirklich nicht allzu viel, um darüber zu reden. Wir sind alle unglaublich hart gegeneinander gefahren, aber wir sind mit drei Porsches in den Top-5 davongekommen. Im Großen und Ganzen war es also ein ziemlich guter Tag für Porsche."
Porsche-Teamchef: Muss man klar drüber reden
Zumindest bei der Ansicht über einen möglichen Gesprächsbedarf waren sich Dennis und Wehrlein einig. Auch Letzterer äußerte diesen zunächst nicht, wobei Wehrlein indirekt eine Kritik an Dennis richtete: "Von meiner Seite aus besteht kein Redebedarf. Es war nicht viel anderes zu erwarten."
Porsche-Teamchef Florian Modlinger sah hingegen durchaus Anlass zu einer klärenden Konversation. "Pascal hatte dreimal Wandkontakt in Situationen, wo zwei Porsches nebeneinander fahren und da muss an klar darüber reden und das Thema sortieren", sagte Modlinger zu Motorsport-Magazin.com.
Wehrlein und Dennis mit bewegter Historie
Es ist nicht das erste Mal, dass Wehrlein und Dennis sich in der Formel E in die Quere kamen. Schon in der vergangenen Saison machten beide Piloten häufig mit Kontakten auf der Strecke und verbalen Schlagabtäuschen abseits der Strecke auf sich aufmerksam. Zwischenzeitlich herrschte komplette Funkstille, nach dem Einrichten einer Whats-App-Gruppe, in der sich die Fahrer von Porsche und Andretti austauschen, sollen die Wogen zumindest zunächst geglättet worden sein.
Doch auch in dieser Saison kosteten sich Wehrlein und Dennis mit harten Zweikämpfen bereits gegenseitig WM-Punkte. In Sao Paulo sorgte ein Zweikampf dafür, dass Oliver Rowland (Nissan) in einem irren Fotofinish an beiden vorbei zu Platz drei fuhr. Auch bei der Premiere der Formel E in Tokio verlor Wehrlein nach einem Duell mit Dennis bei schwierigen Überholbedingungen einige Positionen. Fest steht: Modlinger hielt die Art der Duelle wie in Berlin für nicht zukunftstauglich. "Wenn ein Auto in der Wand ist, ist irgendwas nicht okay", so der 43-Jährige.
Porsche in keiner WM-Wertung vorne, aber in Schlagdistanz
Im Hinblick auf die WM-Wertung verlassen Wehrlein und Dennis Berlin auf den Positionen zwei und vier. Wehrlein hat mit 124 Punkten 16 Zähler Rückstand auf den Meisterschaftsführenden Nick Cassidy (Jaguar), während Dennis weitere 22 Punkte dahinter liegt. In der Team-Wertung belegt Porsche 54 Zähler hinter dem Jaguar-Werksteam nach wie vor den zweiten Platz.
Die Meisterschaftsstände sind jedoch nach der eingelegten Porsche-Berufung gegen die Disqualifikation von Misano-Sieger Felix da Costa nach wie vor vorläufig. Nach MSM-Infos wird der Fall am 07. Juni 2024 ab 09:00 Uhr vor dem Internationalen Berufungsgericht im Pariser Hauptquartier der FIA am Place de la Concorde entschieden.
Abseits des Renngeschehens gab es bereits vor dem Rennen Neuigkeiten aus Berlin, wo an diesem Sonntag zum 20. Mal ein Formel-E-Rennen ausgetragen wurde. Wie Motorsport-Magazin.com in Berlin vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner exklusiv erfuhr, wurde der Vertrag der Stadt mit der Formel E verlängert. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:
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