Usain Bolt ist zweifellos der schnellste Mensch der Welt. 20 Goldmedaillen gewann der jamaikanische Läufer in seiner Karriere. Acht davon bei den Olympischen Spielen, elf bei Weltmeisterschaften und eine bei den Junioren-Weltmeisterschaften.

Nun sollte sich der Weltrekordhalter in Mexiko aber eine ganz anderen Sportart zu Gemüte führen: Statt Laufschuhen streifte sich Bolt einen Rennanzug über. Doch er setzt sich nicht in ein gewöhnliches Rennauto. Ganz im Gegenteil: das schnellste Rennauto, das die größte Elektro-Rennserie Formel E aktuell zu bieten hat.

Usain Bolt: "Wie eine Rakete auf vier Rädern"

FORMULA E GENBETA – so lautet der Name des Gefährts, in dem Usain Bolt mit seinen 1,95 Metern Körpergröße Platz nahm. Eine ungewöhnliche Größe für einen Rennfahrer. Formel-1-Piloten wie Lando Norris oder Lewis Hamilton kommen hierbei nur auf 1,70 respektive 1,74 Meter. Kein Problem für Usain Bolt! Beweisen muss er sich nicht mehr, wenn es darum geht, schnell unterwegs zu sein.

Doch was ist die FORMULA E GENBETA? Kurz gesagt: Eine modifizierte Version der aktuellen Gen3-Boliden, die in der Formel E sonst zum Einsatz kommen. Statt wie üblich 350 kW kann ein Fahrer hier etwa auf 400 kW zurückgreifen und darf sich darüber hinaus auf Analysen künstlicher Intelligenz freuen. Die Liste der Modifikationen ist aber lang. "Eine Rakete auf vier Rädern" eben, wie es Usain Bolt nach seinem Test auf den Punkt brachte.

Formel-E-Auto GENBETA beim Weltrekord-Versuch in London
Der modifizierte FORMULA E GENBETA, Foto: Formula E

So kommt es nicht von ungefähr, dass sich nicht nur der 37-jährige Jamaikaner in dieser Kombination Weltrekordhalter nennen darf. Das GENBETA konnte 2023 nämlich den Rekord für die höchste Indoor-Geschwindigkeit aufstellen: 218,71 km/h und damit über 50 km/h schneller als der bisherige Bestwert.

Usain Bolt will häufiger ins Formel-E-Auto steigen

Eine ganze Runde absolvierte Bolt auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez und beschleunigte dabei auf der Start-Ziel-Gerade von null auf 100 in 2,68 Sekunden. Die ersten 100 Meter passierte er damit bereits innerhalb von 4,36 Sekunden. Als Fun-Fact präsentiert die Formel E hierbei einen Vergleich mit Bolts Rekordzeit auf 100 Metern: Mit Formel-E-Power im Rücken war er ganze 5,22 Sekunden schneller – darüber lässt sich nur schmunzeln.

Geschmunzelt hat aber wohl auch Usain Bolt während er im Cockpit des berüchtigten Renners saß. Nach seinem Versuch war seine Euphorie nicht mehr zu bremsen. "Das war eine überwältigende Erfahrung", O-Ton Bolt. Wenn er könnte, würde er jeden Tag in ein Formel-E-Auto steigen, ergänzte er und brachte seine Motivation mit einer kleinen Kampfansage zum Ausdruck: „Wenn ich mehr Zeit bekomme, würde ich definitiv schneller werden.“

Bolt und Motorsport: Hat das eine Zukunft?

Doch auch Formel-E-CEO Jeff Dodds zeigte sich beeindruckt: "Usain hat den Weltrekord vor 15 Jahren gebrochen, und niemand hat ihn seitdem auch nur annähernd geschlagen." Doch damit nicht genug: "Er kam heute mit der gleichen Entschlossenheit und Zuversicht zu unserer Rennveranstaltung." Auch ihn habe Bolt nach einem Wiedersehen gefragt.

Auch in der Formel 1 war , Foto: Sutton
Auch in der Formel 1 war , Foto: Sutton

Ist also anzunehmen, dass Usain Bolt bald neben Pascal Wehrlein, Sebastien Buemi oder Nyck de Vries in der Formel E an den Start gehen könnte? Die Frage ist eher rhetorischer Natur. Bolts Formel-E-Auftritt ist größtenteils der PR-Maschinerie der Rennserie zuzuordnen. Wenngleich nicht auszuschließen ist, dass Bolt in Zukunft häufiger ins Lenkrad greifen könnte. Wenn auch nur als Amateur.

Als Bolt beim BVB zum Fußball-Training kam

Usain Bolt ist nämlich bekannt dafür, sich nach seinem Karriereende als Profi-Läufer gerne in anderen Sportarten auszuprobieren. Unvergessen sind die Bilder, als er in gelber Montur am BVB-Trainingsgelände in Dortmund-Prackel auftauchte und dabei kurzerhand einen Tunnel gegen den damaligen Nachwuchsspieler Dario Scuderi auspackte.

Auch wenn Bolt darüber hinaus zwei Treffer verbuchte, wurde es nichts mit einem Engagement bei den Borussen. Am Star-Faktor ist es damals sicher nicht gescheitert, vielmehr reichte seine Ballbehandlung nicht aus, um Peter Stöger von Auftritten im Signal Iduna Park zu überzeugen. Dennoch zog die - mehr oder weniger - gescheiterte Fußball-Karriere Bolts damals viel Aufmerksamkeit auf sich. Vermutlich etwas, auf das nun auch die Formel E in Zeiten sinkender Zuschauerzahlen hofft.