Tag der Fahrerbekanntgaben und Überraschungen in der Formel E: Am Mittwochnachmittag hat Maserati sein Duo für die Saison 2024 verkündet: An die Seite von Maximilian Günther gesellt sich mit Jehan Daruvala ein Elektro-Rookie. Der Inder folgt auf Edoardo Mortara, der sich nach sechs gemeinsamen Jahren mit dem Team in Richtung Mahindra verabschiedet hat und dort auf Rückkehrer Nyck de Vries trifft.

Günthers Weiterverpflichtung galt als Formsache. Der 26-Jährige erzielte bei Maseratis Formel-E-Debüt einen Sieg, vier Podestplätze und zwei Pole Positions. Nach einem schwierigen Saisonauftakt für das Team drehte Günther in der zweiten Jahreshälfte auf, setzte die ersten Maserati-Meilensteine und landete auf dem siebten Gesamtrang. Ex-Teamkollege Mortara erlebte ein Jahr zum Vergessen und kam in der Tabelle nicht über Platz 14 hinaus.

Jehan Daruvala: Maserati statt Mahindra

Daruvalas Verpflichtung darf hingegen als Überraschung bezeichnet werden. Der 24-Jährige kennt die Formel E aus seiner Zeit als Test- und Ersatzfahrer bei Mahindra, fand bei seinem heimischen Rennstall aber keinen Stammplatz. In den vergangenen vier Saisons ging Daruvala in der Formel 2 an den Start, konnte 2023 bei MP Motorsport aber nicht an seine soliden Leistungen und zwei siebte Gesamtplätze mit Prema und Carlin aus den Vorjahren anknüpfen.

Nach aktuellem Stand ist Daruvala der einzige Neueinsteiger im 22-köpfigen Feld der Formel E, die aufgrund des Energie-Managements einen besonderen Fahrstil verlangt. "Ich sehe das nicht als großes Risiko", sagte Maserati-Teamchef und Ex-Rennfahrer James Rossiter bei einer Medienrunde zu Motorsport-Magazin.com. "Junge Fahrer sind sehr hungrig. Und wenn der Hunger da ist, wird auch der Erfolg kommen. Jehan hat alles, was es dazu benötigt. Die Formel E hat einen sehr stagnierenden Fahrerpool und ich bin sehr gespannt, dort einen Rookie reinzubringen."

Rossiter habe neben Daruvalas Leistungen in der FIA Formel 2 - vier Siege und 18 Podestplätze zwischen 2020 und 2023 - auch dessen Vorstellung beim Rookie-Test der Formel E in Berlin überzeugt. Beim eintägigen Test im Anschluss an das Rennwochenende belegte er im Mahindra den sechsten Gesamtplatz. Seit knapp einem Monat ist Daruvala nun bei Maseratis Teamsitz in Monaco, um sich im Simulator auf die Saison vorzubereiten und das neue Team besser kennenzulernen.

"Alle dachten, dass ich zu Mahindra gehen würde, weil ich da Ersatzfahrer war", sagte Daruvala. "Aber mein Management und ich haben immer geschaut, dass wir das Beste bekommen. Dann hat sich die Gelegenheit mit Maserati ergeben. Ich stehe vor meinem ersten Jahr im Profi-Motorsport und muss viel lernen. Ich hoffe, dass ich gute Ergebnisse abliefern und das Team zufriedenstellen kann."

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Maserati-Fahrer in der Formel E 2024: Max Günther und Jehan Daruvala, Foto: Maserati MSG Racing

Daruvala: "Ich war schnell in jedem Rennauto"

Daruvala verbrachte die meisten Rennen in der abgelaufenen Saison in der Mahindra-Garage und konnte neben seinen Simulator-Sessions einiges über den Umgang mit dem neuen Gen3-Auto lernen. Eine schnelle Runde im Qualifying dürfte eine geringere Herausforderung sein als der Umgang mit dem komplizierten Energie-Management während der Rennen. Viele Rookies benötigten mindestens eine Saison, um diese Art des Racings vollends zu verinnerlichen.

Daruvala, der 2023 in der Formel 2 seine drei Podestplätze passenderweise auf den Stadtstrecken von Saudi-Arabien und Monaco erzielte: "Beim Rennfahren muss ich mich am meisten anpassen. Ich war schnell in jedem Auto, das ich gefahren bin, auch beim Rookie-Test der Formel E. Eine Quali-Runde kann ich fahren, aber beim Racing gibt's viel zu lernen. Das Energie-Management wird ein Lernprozess für mich, aber ich hoffe auf eine steile Lernkurve."

Konkrete Ziele wollte Daruvala für seine Debütsaison in der Formel E nicht ausgeben. Konstant um Punkte zu kämpfen, sei jedoch seine Motivation. "Meine Ziele sind nicht ergebnisorientiert. Sondern, gut vorbereitet zu sein und alles zu geben. Dann werden die Resultate für sich selbst sprechen. Ich glaube daran, dass ich gute Ergebnisse abliefern kann."

Maximilian Günther: Attacke auf Top-Teams

Während Daruvala als zweiter indischer Rennfahrer nach Karun Chandhok in die Geschichtsbücher der Formel E eingeht, ist Teamkollege Günther nach aktuellem Stand neben Pascal Wehrlein (Porsche) nur noch einer von zwei Deutschen im Starterfeld der Elektro-WM. Mit seiner Historie in der Formel E - Günther steht vor der bereits sechsten Saison - sollte es schon mehr sein als 'nur' um die Punkteränge zu kämpfen.

Günther: "Unsere zweite Saisonhälfte war sehr gut. Wir wissen, dass Jaguar und Porsche die Hauptgegner sind. Mit dieser Basis und unseren Verbesserungsideen, muss es sicherlich das Ziel sein, gegen sie zu kämpfen. Wir wollen die bestmögliche Arbeit leisten, dann sehen wir, wo wir landen. Der schwierige Saisonstart hat gezeigt, wie eng wir als Team zusammenstehen. Wir haben niemals aufgegeben und immer weiter an uns gearbeitet."

Maximilian Gümnther zählt längst zu den Top-Fahrern in der Formel E, Foto: LAT Images
Maximilian Gümnther zählt längst zu den Top-Fahrern in der Formel E, Foto: LAT Images

Günther setzte Maserati-Meilensteine

Günther bescherte Maserati, das in der Formel E aus Venturi hervorgegangen ist und mit Kundenautos von Stellantis-Schwester DS Automobiles antritt, zahlreiche Erfolge in der Premieren-Saison: Beim Heimspiel in Berlin erzielte der Allgäuer den ersten Podestplatz, in Jakarta die ersten beiden Pole Positions sowie den ersten Rennsieg. Ausgerechnet bei Maseratis Heimrennen in Rom ließ Günther einen weiteren Podiumserfolg folgen.

Rossiter, der in seinem ersten Jahr als Teamchef eine wahre Achterbahn der Ergebnisse erlebte: "Als Team muss man sich langsam aufbauen, um die höchsten Höhen zu erreichen. Zu Beginn waren wir ein bisschen zu optimistisch, nachdem wir bei den Testfahrten in Valencia so schnell waren. Aber es gab damals noch viel zu lernen mit dem Auto. Die harten Zeiten haben uns und auch mich geschärft. Es brauchte einfach Zeit, um alles zusammenzubringen. Jetzt haben wir ein noch stärkeres Team."

Formel-E-Starterfeld 2024: Offiziell bestätigt

TeamFahrer 1Fahrer 2
Porsche??
Abt-Mahindra??
Envision-JaguarRobin FrijnsSebastien Buemi
JaguarNick CassidyMitch Evans
Andretti-PorscheJake DennisNorman Nato
DS Penske??
Maserati-DSMaximilian GüntherJehan Daruvala
NissanSacha FenestrazOliver Rowland
McLaren-NissanJake HughesSam Bird
NIO 333Dan TicktumSergio Sette Camara
MahindraNyck de VriesEdoardo Mortara