Die Formel E macht sich bereit für die extreme Hitzeschlacht in Rom. Beim vorletzten Rennwochenende der Saison 2023 erwarten die Elektro-WM - Hitzewelle in Italien sei Dank - Temperaturen von bis zu 40 Grad! Schon im 2. Freien Training am frühen Samstagmorgen um 08:10 Uhr kletterte das Thermometer auf knackige 27 Grad (Strecke: 30 Grad). Zum heutigen Qualifying (10:40 Uhr) wird es deutlich über 30 Grad heiß im Süden der Millionen-Metropole.

Im 30-minütigen Training bewahrte Mitch Evans (Jaguar) einen möglichst kühlen Kopf und sicherte sich die Bestzeit. Der Neuseeländer, der letztes Jahr beide Rennen in Rom gewann und als absoluter Italien-Spezialist gilt, hinterließ auch beim ersten Italien-Gastspiel mit dem neuen Gen3-Rennwagen einen starken Eindruck und fuhr Bestzeit in allen drei Sektoren auf einem der längsten Kurse (3,380 km) im Rennkalender der Formel E.

Evans benötigte 1:37.881 Minuten für seinen besten Umlauf auf der anspruchsvollen Strecke mit 19 Kurven und Höhenunterschieden von bis zu 22 Metern. Das war beinahe zwei Sekunden schneller als die Bestzeit, die Pascal Wehrlein (Porsche) im 1. Training am frühen Freitagabend aufgestellt hatte. Auf den öffentlichen Straßen schießt die Pace im Verlauf des Wochenendes nach oben wie das Thermometer. Evans knackte schon jetzt knapp den bisherigen Streckenrekord um rund eine Zehntelsekunde (1:37.997, 2022 durch Jake Dennis im Qualifying).

Evans' Vorsprung im Samstags-Training war ebenso groß wie überraschend: Der Titelanwärter aus dem Jaguar-Kundenteam knöpfte dem Rest des Feldes sechs Zehntelsekunden ab - eine Welt in der Formel E. Mit einem Rückstand von 0,613 Sekunden lief der WM-Spitzenreiter Jake Dennis (Andretti-Porsche) als Zweiter ein.

Der Brite, der die Tabelle mit nur einem Vorsprung auf Nick Cassidy (Envision, P15 im Training) anführt, war der schnellste der vier Piloten mit einem Porsche-Antriebsstrang. Das Aggregat aus Zuffenhausen bzw. Weissach präsentierte sich insgesamt gut aufgelegt in Rom: Hinter Dennis folgten die beiden Werks-Piloten Antonio Felix da Costa und Pascal Wehrlein auf den Plätzen drei und vier.

Wehrlein kann sich als WM-Dritter weiter gute Chancen auf seinen ersten Titelgewinn seit der DTM-Meisterschaft im Jahr 2015 machen. Der Kurs in Rom liege ihm, sagte Wehrlein am Freitag zu Motorsport-Magazin.com. Weniger liegt im Titelrivale Dennis - zwischen den beiden herrscht inzwischen Funkstille! Zwar ruderte Dennis, der vor dem Wochenende angab, dass er und Wehrlein sich nicht einmal mehr grüßen, in einem Twitter-Video zurück. Freunde dürften die beiden Fahrer mit Porsche-Power im Heck aber erst einmal nicht mehr werden...

Hinter den Top-4 ging es im Training, das von zahlreichen Verbremsern geprägt war, bunt zu: Edoardo Mortara (Maserati) bei eigenen Heimspiel und dem seines Teams belegte den fünften Platz. Teamkollege Maximilian Günther wurde Neunter im Klassement, die beiden Maserati-Fahrer trennte weniger als eine Zehntelsekunde. Auf den Plätzen sechs bis acht: Andre Lotterer (Andretti), Sebastien Buemi (Envision) und Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske).

Wieder ins Geschehen eingreifen konnten die Mahindra-Autos des Werksteams (Lucas di Grassi/Roberto Merhi) sowie vom Kundenteam Abt-Cupra (Nico Müller/Robin Frijns). Zwar belegte das Quartett vier der letzten fünf Plätze in der Zeitentabelle, konnte aber endlich Runden sammeln, um sich auf Rom einzuschießen. Im 1. Training am Freitag verbrachten die Autos einen Großteil in der Garage, auch beim vorangegangenen Rookie-Training gelang keine einzige gezeitete Runde.