Dramatisches Qualifying bei der Formel E in Portland: Bei der Premiere auf dem IndyCar-Kurs strauchelten einige Titelanwärter inklusive Pascal Wehrlein (Porsche). In einer von einer heftigen Strafe für das Team DS Penske überschatteten Session, schnappte sich Jake Dennis (Andretti) die Pole Position. Der Andretti-Pilot setzte sich im Finale der K.o.-Phase gegen Sacha Fenestraz (Nissan) durch und nimmt das zwölfte Saisonrennen (in der Nacht auf Sonntag um 02:00 Uhr live auf ProSieben) vom ersten Startplatz auf.

Dennis eroberte nicht nur seine vierte Pole Position in der Formel E und die erste in der laufenden Saison, sondern übernahm gleichzeitig die Führung in der Weltmeisterschaft. Für die Pole kassiert der Brite drei Extra-Punkte und zieht mit nun zwei Zählern Vorsprung am bisherigen Spitzenreiter Wehrlein vorbei!

Portland: Wie viel ist die Pole Position wert?

Mit der Bestzeit von 1:08.931 Minuten hatte der Brite nur 0,079 Sekunden Vorsprung auf seinen Nissan-Kontrahenten. Bis zur letzten Kurve lagen die Finalgegner bis auf eine Tausendstelsekunde gleichauf, bevor Fenestraz beim Einbiegen auf die Start/Ziel-Gerade leicht die Mauer berührte und dadurch die entscheidenden Hundertstelsekunden einbüßte.

Großer Jubel unterdessen in der Andretti-Box beim Heimspiel des US-amerikanischen Rennstalls. Auch Teamgründer Michael Andretti, Sohn von Formel-1-Legende Mario, ist angereist, um seiner Mannschaft die Daumen zu drücken. Aber: Wie viel ist die Pole Position in Portland wert? Experten und Fahrer erwarten das extremste Energiespar-Rennen des Jahres, bei dem kein Fahrer in Führung liegen will, um den Verfolgern den Energie-sparenden Windschatten zu liefern.

Bestes Qualifying-Ergebnis für Rast

Immerhin hat sich Dennis aus dem Reigen der WM-Anwärter die beste Ausgangslage gesichert, um die Pace an der Spitze durch die ersten Kurven zu diktieren. Nissan-Ass Fenestraz komplettiert die erste Startreihe, gefolgt von seinem Teamkollegen Norman Nato sowie Rene Rast (McLaren) auf den Plätzen drei und vier. Damit gelangten drei der vier von einem Nissan-Motor angetriebenen Autos in die Top-4 der Startaufstellung.

Rast erzielte mit dem vierten Platz sein bestes Qualifying-Ergebnis in der laufenden Saison. Der dreifache DTM-Champion, der das parallel laufende DTM-Rennwochenende in Zandvoort verpasst, scheiterte erst im Halbfinale an Jake Dennis. Zuvor im Viertelfinale hatte Rast seinen Porsche-Kontrahenten Felix da Costa rausgekickt und seine starke Form in Portland bestätigt.

Maximilian Günther (Maserati) konnte zwar nicht an die Doppel-Pole aus Jakarta anknüpfen, hat sich mit dem fünften Platz im Qualifying aber in eine gute Position versetzt, um den zweiten Saisonsieg in Angriff zu nehmen. Mit Rückkehrer Andre Lotterer (Andretti) auf P8 startet ein dritter Deutscher aus den Top-8 der Startaufstellung. Der dreifache Le-Mans-Sieger platzierte sich hinter Jake Hughes (McLaren) und Antonio Felix da Costa (Porsche).

Wehrlein startet von hinten - Fette Strafe für DS Penske

Ganz bitter lief es für den WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein (Porsche): Der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer musste sich in der Qualifying-Gruppe A mit dem zehnten bzw. vorletzten Platz begnügen. Dem Porsche-Piloten fehlten mehr als sechs Zehntelsekunden zur Gruppenbestzeit von Nissan-Fahrer Fenestraz. "Ein schwieriges Qualifying, ich hatte mit beiden Reifensätzen keinen Grip", sagte Wehrlein.

Wehrlein, der zuletzt in Jakarta seinen dritten Saisonsieg erzielt hatte, ließ zuletzt eine deutliche Steigerung seiner Quali-Performance erkennen. In Portland konnte Wehrlein jedoch nicht mithalten und muss das Rennen vom 18. Startplatz in Angriff nehmen. Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa (Startplatz 7) gelang der Sprung ins Viertelfinale, wo er an Rene Rast scheiterte.

Hinter Wehrlein liegen die beiden DS Penske von Weltmeister Stoffel Vandoorne und dem zweifachen Champion Jean-Eric Vergne. Die Sportkommissare brummten dem Team neben der Startplatzstrafe auch eine deftige Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro auf. Grund: DS Penske hatte laut dem Urteil der Sportkommissare am Eingang der Boxengasse ein RFID-Scanning-System installiert, mit dem das Team live Daten sämtlicher Autos abrufen konnte. Dabei handele es sich laut den Stewards um einen "riesigen und unfairen Vorteil".

WM-Anwärter Evans kann nicht starten

Wehrleins Titelrivale, der WM-Dritte Nick Cassidy (Envision), verpasste ebenfalls den Sprung in die K.o.-Phase des Qualifyings. Der Neuseeländer landete ebenfalls in der Gruppe A mit einer persönlichen Bestzeit von 1:10.282 Minuten auf der sechsten Position - exakt zeitgleich wie Nico Müller vom Team Abt-Cupra (Startplatz 12, Frijns auf P9). Bedeutet für Cassidy, der zuletzt die Gesamtführung wieder an Wehrlein hatte abgeben müssen: Startplatz zehn.

Noch schlimmer kam es für einen weiteren Titelanwärter, Mitch Evans: Der WM-Vierte konnte im Qualifying wegen eines technischen Problems keine einzige Runde drehen. Wegen dieses Debakels startet der Neuseeländer aus der vorletzten Reihe - prominenter könnten die letzten Startplätze in Portland nicht besetzt sein...

Formel E in Portland: Vorläufige Startaufstellung

Pos.FahrerTeam
1Jake DennisAndretti
2Sacha FenestrazNissan
3Norman NatoNissan
4Rene RastMcLaren
5Maximilian GüntherMaserati
6Jake HughesMcLaren
7Antonio Felix da CostaPorsche
8Andre LottererAndretti
9Robin FrijnsAbt-Cupra
10Nick CassidyEnvision
11Edoardo MortaraMaserati
12Nico MüllerAbt-Cupra
13Lucas di GrassiMahindra
14Dan TicktumNIO 333
15Sam BirdJaguar
16Sebastien BuemiEnvision
17Roberto MerhiMahindra
18Pascal WehrleinPorsche
19Sergio Sette CamaraNIO 333
20Mitch EvansJaguar
21Jean-Eric VergneDS Penske
22Stoffel VandoorneDS Penske