Maximilian Günther hat das Sonntagsrennen der Formel E in Jakarta gewonnen und Maserati den ersten Sieg in der Elektro-WM beschert. Von der Pole Position fuhr der Allgäuer ein souveränes Rennen und überquerte nach 38 Runden die Ziellinie vor Jake Dennis (Andretti) und Mitch Evans (Jaguar). Für Günther war es der vierte Sieg in der Formel E sowie sein erster seit dem 10. Juli 2021, als er für BMW in New York ganz oben auf dem Treppchen gestanden hatte.

Günther war der Mann des Rennwochenendes in Indonesien: Schon am Samstag hatte sich der 25-Jährige die Pole Position geschnappt - seine erste im 62. Anlauf - und im anschließenden Rennen hinter Sieger Pascal Wehrlein und Jake Dennis den dritten Platz belegt. Obendrein gingen alle Bestzeiten in den drei Freien Trainings an Günther.

Am Sonntag machte es Günther noch besser im Rennen, das zwei Runden länger lief als am Vortag. Er hielt sich durchweg in der Spitzengruppe und hatte in einem taktisch geprägten Rennen am Ende 2,8 Sekunden Vorsprung auf Dennis, der das Rennen wie am Samstag vom zweiten Startplatz aufgenommen hatte. Für den Briten und früheren BMW-Teamkollegen von Günther war es der vierte aufeinanderfolge Podesterfolg.

"Ich bin unheimlich stolz, das ist ein Wahnsinns-Gefühl", feierte Günther den ersten Sieg von Maserati im Formelsport nach über 50 Jahren seit Fangios Formel-1-Zeiten. "Mit Blick auf die Energie war es ein sehr komplexes Rennen. Man musste den richtigen Zeitpunkt wählen, um zu attackieren. Ich habe einen Overcut gegen Jake gemacht, das ist perfekt aufgegangen. Dann war nur Mitch vor mir, was ideal war, weil er noch einen Attack-Mode aktivieren musste. Deshalb war es wichtig, vor Jake zu bleiben."

Der Formel-E-König von Jakarta: Maximilian Günther, Foto: LAT Images
Der Formel-E-König von Jakarta: Maximilian Günther, Foto: LAT Images

Wehrlein erobert Gesamtführung zurück

Pascal Wehrlein (Porsche) eroberte nach Start von P6 mit dem sechsten Platz hinter den Nissan von Sacha Fenestraz und Norman Nato die Führung in der Formel-E-Tabelle zurück. WM-Gegner Nick Cassidy (Envision) verpasste zum ersten Mal seit acht Rennen und zum zweiten Mal in der laufenden Saison die Punkteränge als 18.

Der Neuseeländer kollidierte zur Rennmitte beim Kampf um Platz sechs ausgerechnet mit Vordermann Wehrlein und musste sich einen neuen Frontflügel an der Box abholen. Wehrlein führt die Gesamtwertung, die er zuletzt in Monaco an Cassidy verloren hatte, mit 134 Punkten an. Neuer Gesamtzweiter ist Dennis, der bislang 133 Zähler sammeln konnte.

Die weiteren Punkteränge: Hinter Wehrlein lief Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa als Siebter ins Ziel ein. Edoardo Mortara (Maserati) kostete eine verpatzte Attack-Mode-Aktivierung viel Zeit, sodass er sich mit dem achten Platz begnügen musste. Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske) fiel in der Schlussphase innerhalb einer Runde vom vierten bis auf den neunten Platz zurück. Sebastien Buemi (Jaguar) komplettierte die Punkteränge als Zehnter.

Formel-E-Debütant Beckmann fällt vorzeitig aus

David Beckmann (Andretti) fiel bei seinem Debüt in der Formel E als Ersatzmann für Stammfahrer Andre Lotterer (mit Porsche beim Le-Mans-Test) vorzeitig in Folge einer Kollision mit Lucas di Grassi (Mahindra) aus. Im Samstagsrennen hatte der 23-jährige Iserlohner den 16. Platz belegt. Auch Jaguar-Pilot Sam Bird (kein Start wegen technischen Problems) und Sergio Sette Camara (NIO 333, technisches Problem auf dem Weg ins Grid) sahen die Ziellinie in Jakarta nicht.

Formel E 2023: So geht es weiter

Nach einer dreiwöchigen Pause reist die Formel E weiter in die USA, wo das Debüt auf dem angepassten Indycar-Kurs von Portland (24. Juni 2023) bevorsteht. Die Stadt im US-Bundesstaat Oregon ist als Alternative für das traditionelle Event in New York in den Rennkalender gerückt, nachdem das Hafengebiet in Brooklyn großflächig umgebaut wird und dort nicht mehr gefahren werden kann. In Portland steigt das zwölfte von 16 Saisonrennen, anschließend kehrt die Formel E zurück nach Europa zu den Double-Headern in Rom (15./16. Juli) und London (29./30. Juli).

Formel E in Jakarta: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Maximilian Günther gelang es als sechstem Fahrer in der Geschichte der Formel E, an einem Doubleheader-Wochenende beide Pole Positions zu erringen. Wie am Samstag, setzte sich der Maserati-Pilot im Qualifying-Finale gegen Jake Dennis durch. Mitch Evans und Edoardo Mortara im zweiten Maserati komplettierten die zweite Startreihe. Titelanwärter Pascal Wehrlein ordnete sich hinter Weltmeister Stoffel Vandoorne auf dem sechsten Platz ein, während WM-Spitzenreiter Nick Cassidy nicht über P10 hinauskam. Die beiden weiteren deutschen Starter Rene Rast und David Beckmann belegten die Startplätze 16 und 18.

Der Start: Der Rennstart verzögerte sich um wenige Minuten, weil der Jaguar von Sam Bird wegen eines technischen Problems aus der Startaufstellung geschoben werden musste. Auf dem Weg ins Grid war bereits Sergio Sette Camara mit seinem NIO in die Box abgebogen. Beim sauberen Start der nur noch 20 Autos verteidigte sich Pole-Setter Maximilian Günther souverän durch die ersten Kurven, gefolgt von Jake Dennis und Mitch Evans. Ein Blitzstart gelang Sacha Fenestraz vom siebten Startplatz bis auf die vierte Position. Edo Mortara im zweiten Maserati verlor zwei Plätze und fiel auf P6 hinter Stoffel Vandoorne zurück. Rene Rast verbesserte sich von P16 um zwei Plätze.

Die erste Rennhälfte: In Runde 4 aktivierten Frijns und Ticktum als erste Fahrer ihre Attack-Modes, während Spitzenreiter Günther die Team-Info erhielt, dass kein Fahrer das Rennen anführen wolle. Günther fuhr ebenfalls in Runde 4 über die Attack-Mode-Aktivierungsschleifen abseits der Ideallinie (2 Minuten) und fiel dadurch auf den dritten Platz zurück. Dennis übernahm automatisch die Führung, zündete seinerseits in Runde 5 den Attack-Mode (2 Minuten), blieb nach der Rückkehr auf die Ideallinie allerdings vor Günther. In Runde 6 schenkte dann Evans den ersten Platz durch die Aktivierung seines ersten Attack-Modes (2 Minuten) freiwillig her und ordnete sich hinter Dennis sowie Günther ein.

David Beckmann musste seinen Andretti-Boliden in der 6. Runde nach einer Kollision mit Lucas di Grassis Mahindra vorzeitig in der Boxengasse abstellen. In Runde 9 kassierte Evans seinen Vordermann Günther für P2, während parallel Mortara die vierte Position von Vandoorne übernahm. In Runde 10 eroberte Günther den zweiten Platz zurück, während Dennis an der Spitze die Pace um rund 2 Sekunden verlangsamte.

Während sich das Feld immer weiter zusammenstauchte, tat sich in dieser Phase des Rennens nicht viel. Cassidy überholte Nato für P9, während Vergne wegen eines Schadens bis ans Ende des Feldes zurückfiel. In Runde 15 zündeten Dennis, Vandoorne (beide 6 Minuten), Fenestraz und Wehrlein (beide 2 Minuten) weitere Attack-Modes. Mortara gelang es nicht, die Aktivierungsschleifen zu treffen, sodass er ohne Attack-Mode-Aktivierung zwei Plätze einbüßte.

Günther nutzte seinen zweiten Attack-Mode (6 Minuten) in Runde 17, wodurch Evans die Führung übernahm und er selbst vor Dennis blieb. Zu diesem Zeitpunkt jagte Cassidy seinen Vordermann Wehrlein für den sechsten Platz. In Runde 19 kollidierte Cassidy mit Vordermann Wehrlein, beschädigte seinen Frontflügel und schleppte sich zurück in die Boxengasse. Als Letzter konnte der Envision-Pilot das Rennen fortsetzen.

Der weitere Rennverlauf: Evans aktivierte in Runde 21 seinen zweiten Attack-Mode (6 Minuten) und fiel hinter Günther und Dennis auf P3 zurück. Günther fuhr an der Spitze in 1:09.615 Minuten eine neue Bestzeit. In der Folge erarbeitete sich der Allgäuer in den folgenden 10 Runden einen Vorsprung von rund 3 Sekunden auf Dennis. Dahinter klaffte eine Lücke von mehr als 10 Sekunden zum Drittplatzierten Evans, der den Speed des Spitzenduos nicht mitgehen konnte.

In Runde 33 wurde Vandoorne innerhalb weniger Sekunden vom Nissan-Duo Fenestraz/Nato aufgeschnupft und verlor die vierte Position. Der Weltmeister fiel sogar bis auf Platz zehn zurück, während Dennis in 1:09.174 Minuten (Runde 34) eine neue Bestzeit aufstellte und den Rückstand zu Günther auf rund 2 Sekunden verkürzte. Der Brite konnte die Zeit im folgenden Umlauf noch einmal unterbieten, Günther aber nicht mehr gefährlich werden.

Das Wetter: Ähnliche Bedingungen wie am Samstag bei der Hitzeschlacht von Jakarta: Drückende 33 Grad Außentemperatur und extreme Luftfeuchtigkeit. Die Hankook-Reifen wurden beim Rennstart mit 39 Grad Asphalttemperatur konfrontiert. Jakarta ist zweifelsohne das heißeste Wochenende im

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Formel-E-Tabelle 2023 nach 11/16 Rennen (Top-10)

Pos.FahrerTeamPunkte
1Pascal WehrleinPorsche134
2Jake DennisAndretti-Porsche133
3Nick CassidyEnvision-Jaguar128
4Mitch EvansJaguar109
5Jean-Eric VergneDS Penske97
6Antonio Felix da CostaPorsche78
7Maximilian GüntherMaserati70
8Sam BirdJaguar62
9Sebastien BuemiEnvision-Jaguar62
10Jake HughesMcLaren46