Zweiter Sieg in Folge, neuer Gesamtführender und der Mann der Stunde in der Formel-E-Saison 2023: Nick Cassidy (Envision) hat den Monaco ePrix vom neunten Startplatz gewonnen und setzt seine beeindruckende Serie munter fort. Der Neuseeländer fuhr im Verlauf der letzten sechs Rennen zum fünften Mal auf das Podium.
Mit dem Monaco-Triumph vom neunten Startplatz luchste Cassidy zugleich dem bisherigen Spitzenreiter Pascal Wehrlein (Porsche) die Führung in der WM-Tabelle ab. Der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer erlebte einen schwierigen Tag im Fürstentum und kam vom zwölften Startplatz als Elfter ins Ziel. Wegen einer nachträglichen Strafe für Sam Bird erbte Wehrlein den zehnten Platz und damit immerhin einen WM-Punkt. Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa (Startplatz 17) wurde bei seiner Aufholjagd durch einen Reifenschaden in Folge einer Kollision bis auf P16 zurückgeworfen.
Doppelsieg für Jaguar-Power und Neuseeland
Großer Jubel beim britischen Sportwagenbauer Jaguar am Tag der Krönung von König Charles und dem vierten Motoren-Sieg in Folge: Hinter Cassidy im Jaguar-Kundenauto von Envision überquerte Mitch Evans im Werksauto die Ziellinie mit 0,390 Sekunden Rückstand als Zweiter. Damit ein neuseeländischer Doppelsieg im Fürstentum, mit dem sich auch Evans im Titelkampf zurückgemeldet hat. Jake Dennis (Andretti) komplettierte das Podest als Dritter und erzielte seinen zweiten Podiumserfolg nacheinander. Die Durststrecke des Briten vom Porsche-Kundenteam Andretti scheint damit überwunden.
Cassidy profitierte in einem von zwei späten Safety-Car-Phasen (Ausfälle von Maximilian Günther und Nico Müller) unterbrochenen Rennen von der starken Performance seines Jaguar-Kundenpakets: Der Rennsport-Allrounder arbeitete sich von Startplatz neun in den ersten Runden nach vorne und übernahm erstmals in Runde 8 die Führung.
Bei zahlreichen Führungswechseln in Folge der Attack-Mode-Aktivierungen gelang es auch Evans (von P6 gestartet) und Dennis (von P11 gestartet), stets in der Spitzengruppe zu fahren. Die Formel E selbst zählte 116 Überholmanöver (54 in den ersten sieben Runden) beim neunten Rennen der Saison, das langsam begann und stetig an Pace zulegte.
Die Punkteränge: Der von P2 gestartete Sacha Fenestraz bescherte Nissan mit Platz vier dringend benötigte Punkte und lief vor Pole-Setter Jake Hughes (McLaren) ein. Dan Ticktum (NIO 333) fuhr auf Platz sechs, während der zweifache Formel-E-Meister Jean-Eric Vergne eine gigantische Aufholjagd vom letzten Startplatz bis auf Position sieben hinlegte. Sebastien Buemi (Envision), der amtierende Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske) und Müllers Unfall-Gegner Sam Bird (Jaguar) komplettierten die Punkteränge in den Top-10. Bird erhielt im Nachgang eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, wodurch Wehrlein auf P10 vorrückte.
Lotterer sauer auf Crash-Gegner Rast
Für Andre Lotterer war das Rennen vom zehnten Startplatz nach nur zwei Runden vorzeitig beendet. Der Andretti-Pilot beschwerte sich später bei ProSieben über einen Kontakt mit Rene Rast. "Rene wollte in der letzten Kurve unbedingt außen vorbei. Da ist aber kein Platz für zwei Autos. Er hat mich da ziemlich reingedrückt. Das war total unnötig und uncool von ihm. Da sollte er schon ein bisschen mehr Erfahrung haben, er hat zu viel riskiert", ärgerte sich Lotterer.
Für Rast lief es kaum besser. Der dreifache DTM-Champion wurde in Runde 8 immer langsamer, fiel bis ans Ende des Feldes zurück und musste einen ungeplanten Boxenstopp einlegen, um die Frontpartie an seinem McLaren wechseln zu lassen. Mit diesem Rückschlag war für Rast am Rennende nicht mehr drin als der 17. Platz.
Auch für Maximilian Günther (Maserati) gab es beim Heimspiel von Maserati-Einsatzteam Venturi nichts zu holen. Der Allgäuer hatte mit Startplatz vier sein zweitbestes Qualifying-Ergebnis eingefahren und hielt sich im Rennen lange auf den vorderen Plätzen. Im letzten Renndrittel kollidierte Günther dann zunächst mit Teamkollege Edoardo Mortara und wenig später mit Vordermann Dan Ticktum. Günthers lädierter Maserati musste von der Strecke geschleppt werden, was in Runde 23 zur ersten von zwei Safety-Car-Phasen des Rennens führte.
Formel-E-Kalender 2023: Die nächsten Rennen
Nach einer vierwöchigen Pause geht es für die Formel E in Indonesien weiter. Mit dem Double-Header in Jakarta (03./04. Juni) warten die Rennen Nummer 10 und 11 von insgesamt 16 in der Saison 2023. Nach Jakarta stehen noch fünf weitere Rennen in Portland (24. Juni), Rom (15./16. Juli) und beim Finale in London (29./30. Juli) im Rennkalender.
Formel E Kalender 2023 - Rennen, Startzeit, Strecken
Formel E: So lief der Monaco ePrix 2023
Die Startaufstellung: In einem chaotischen Qualifying mit zahlreichen nachträglich vergebenen Strafen wurde letztendlich Jake Hughes als Erster gewertet. Dem McLaren-Piloten wurde genau wie Final-Gegner Sacha Fenestraz die Final-Rundenzeit gestrichen. Weil Hughes aber als erster Fahrer die Strecke betreten hatte, wird er laut der 'Dead Heat'-Regel als Schnellster gewertet.
Norman Nato und Maximilian Günther (suspendierte Grid-Strafe) komplettierten dahinter die zweite Startreihe. WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein musste sich mit P12 begnügen, Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa nach einem Crash mit P19. Andre Lotterer nahm das Rennen vom zehnten Platz auf, Landsmann Rene Rast von P14. Die letzte Reihe bildeten die DS-Piloten Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne, weil sie wie einige weitere Fahrer die Mindestluftdrücke in den Hankook-Reifen missachtet hatten.
Der Start: Pole-Setter Jake Hughes führte das Feld vor Sacha Fenestraz und Norman Nato kontrolliert durch die ersten Kurven an. Dan Ticktum kassierte Maximilian Günther in der Startrunde für Platz vier. Ohne nennenswerte Zwischenfälle machte Nick Cassidy von Startplatz 9 zwei Plätze gut, auch Jake Dennis verbesserte sich von P11 bis auf P8 merklich. Andre Lotterer, Rene Rast und Pascal Wehrlein beendeten die erste Runde auf den Plätzen 12, 13 und 14.
Die erste Rennhälfte: In Runde 3 musste Andre Lotterer nach einem Kontakt mit Rene Rast seinen Andretti-Boliden von der Strecke bugsieren und das Rennen vorzeitig beenden. Antonio Felix da Costa aktivierte als erster Fahrer in Runde 4 seinen Attack-Mode von P15, während Oliver Rowland die Aktivierungsschleifen verpasste und zwei Positionen verlor.
In Runde 6 kollidierte Rowland ausgangs des Tunnels und beschädigte seinen Mahindra, während Maximilian Günther vom fünften bis auf den neunten Platz zurückfiel. Pascal Wehrlein hatte sich unterdessen bis auf P8 nach vorne gearbeitet. In Runde 7 sorgte Nick Cassidy für eine große Show und fuhr innerhalb einer Runde bis auf den zweiten Platz nach vorne! Jake Hughes und Sacha Fenestraz aktivierten als erste Fahrer aus der Spitzengruppe ihre Attack-Modes.
Cassidy machte munter weiter, kassierte in Runde 8 den Nissan von Norman Nato und übernahm die Führung. Einen Umlauf später zündete der Envision-Pilot seinen ersten Attack-Mode und fiel hinter Ticktum, Evans, Fenestraz und Dennis auf P5 zurück. Weitere Aktivierungen des 350-kW-Zusatzboots im vorderen Feld sorgten automatisch für mehrfache Führungswechsel, während Rene Rast immer langsamer wurde, bis auf den letzten Platz zurückfiel und sich an der Box eine neue Frontpartie abholen musste.
In Runde 12 holte sich Cassidy in Führung liegend seinen zweiten und letzten Attack-Mode ab, wodurch Evans wieder die Spitze übernahm. Fenestraz, Dennis und Hughes folgten auf den Plätzen drei, vier und fünf. Dann war Evans mit seinem zweiten Attack-Mode an der Reihe - es ging munter weiter bei den Führungswechseln. Maximilian Günther machte unterdessen ohne die Zusatz-Power zwei Positionen gut und beendete die 15. Runde auf dem fünften Rang.
Der weitere Rennverlauf: Still und heimlich hatte sich Antonio Felix da Costa bis zur Rennmitte vom 17. Startplatz bis auf P9 nach vorne gearbeitet. Die Pace im gesamten Feld nahm spürbar zu, Cassidy hatte zu diesem Zeitpunkt die Bestzeit mit einer 1:32.890 inne. In Runde 17 zog sich Felix da Costa einen Reifenschaden in Folge einer Kollision zu und musste einen ungeplanten Boxenstopp einlegen.
In Runde 18 profitierte Pole-Setter Hughes von einem Duell zwischen Ticktum und Günther im Tunnel und machte gleich zwei Positionen gut: P6 für den McLaren-Rookie. An der Spitze trennte Cassidy, Evans und Dennis weniger als eine Sekunde. Trotz wütenden Angriffen von Dennis kam der Andretti-Fahrer allerdings zunächst nicht vorbei.
Vergne - vom letzten Platz gestartet - setzte seine Aufholjagd munter fort und kassierte in Runde 21 den Jaguar-Piloten Sam Bird für Platz sieben. In Runde 23 kam das Safety-Car wegen des Ausfalls von Maximilian Günther auf die Strecke. Der Maserati-Fahrer war zuvor mit Vordermann Dan Ticktum kollidiert, nachdem er davor schon einen Kontakt mit Teamkollege Mortara gehabt hatte. Auch für den von P3 gestarteten Norman Nato war das Rennen nach einem Kontakt mit Hintermann Ticktum vorzeitig beendet.
Beim Re-Start zur 24. Runde verteidigte Cassidy die Führung vor Evans, Dennis und Fenestraz. Auf den Plätzen fünf bis zehn: Hughes, Ticktum, Vergne, Bird und Buemi. Bird verpasste die Attack-Mode-Aktivierungszone und büßte zwei Positionen an Buemi und Nico Müller (ohne Frontflügel unterwegs) ein. Bitter für Abt-Cupra: Müller verunfallte in Runde 28 nach einem Crash mit Hintermann Bird und löste die zweite Safety-Car-Phase aus. Die Rennleitung gab das Rennen nur wenige Kurven vor dem Zieleinlauf wieder frei, Positionswechsel gab es nicht mehr.
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