Robin Frijns kehrt genau 70 Tage nach seinem Unfall beim Saisonauftakt in Mexiko-City zurück ins Starterfeld der Formel E. Bei der bevorstehenden Premiere in Sao Paulo (Samstag, 25. März 2023) steigt der Niederländer wieder ins Cockpit von Abt-Cupra, nachdem er die vergangenen vier Rennen verletzungsbedingt verpasst hatte. Frijns' Comeback bestätigte der Rennstall aus Kempten an diesem Dienstag, wenige Tage vor dem sechsten Saisonrennen in der brasilianischen Millionen-Metropole.
Die 'Generalprobe' für die Rückkehr in der Formel E hat der 31-Jährige bereits gemeistert: Am vergangenen Freitag ging Frijns beim WEC-Saisonauftakt auf der US-Buckelpiste in Sebring an den Start. Für das Team WRT fuhr er in der LMP2-Klasse auf dem mit Bodenwellen sowie Betonplatten übersäten Traditionskurs und belegte den 13. Gesamtplatz bzw. P7 in der Klasse. Frijns saß in 66 der 230 Runden beim 1.000-Meilen-Rennen am Steuer und spulte damit eine ähnliche Distanz ab wie seine Teamkollegen Ferdinand Habsburg und Sean Gelael.
Sebring war bereits ein echter Härtetest für Frijns, der sich vor zwei Monaten in Mexiko bei einem Auffahrunfall im Formel-E-Rennen mehrere Brüche in der linken Hand zugezogen hatte und noch vor Ort operiert wurde. Und nach seinen zahlreichen Runden im über 500 PS starken LMP2-Prototypen sollte es mit Blick auf Sao Paulo keine Zweifel an seiner Belastungsfähigkeit geben.
Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass der LMP2 im Gegensatz zum Formel-E-Auto über eine Servolenkung verfügt. Mehrere Fahrer hatten berichtet, dass das aktuelle Gen3-Auto körperlich anstrengender zu lenken sei als vor der Saison erwartet. Und auf dem 2,9 Kilometer langen Kurs in Sao Paulo mit vielen langsamen 90-Grad-Kurven dürfte einiges an 'Handarbeit' vonnöten sein, um eine gute Rundenzeit zu erzielen und das 31 Runden andauernde Rennen zu überstehen.
Robin Frijns: "Meine Hand fühlt sich gut an"
Frijns konnte sich zu Beginn dieser Woche kurz nach seiner Rückkehr aus den USA im Simulator der Äbte mit der neuen Strecke im Rennkalender vertraut machen. "Meine Hand fühlt sich gut an, die Einsätze in Sebring liefen problemlos, ich bin fit für Sao Paulo. Ich war die ganze Zeit mit dem Team in Kontakt, war in alles involviert und bin up to date, was alle Abläufe angeht - das Rennwochenende kann losgehen", zeigte sich der frühere Audi-Werksfahrer nach der ersten Sim-Session zuversichtlich.
Während sich Frijns und Teamkollege Nico Müller, ebenfalls letztes Wochenende in Sebring am Start, auf die lange Reise nach Brasilien begeben, bleibt Kelvin van der Linde - allein zu Haus. Der Südafrikaner hatte Frijns an den vergangenen drei Rennwochenenden der Formel E in Saudi-Arabien (Double-Header), Indien und Südafrika vertreten und dabei - man mag es kaum glauben - die ersten Formel-Rennen seiner erfolgreichen Karriere bestritten.
Neue Hoffnung nach Kapstadt-Totalausfall
Punkte konnte der ältere Bruder von DTM-Champion Sheldon van der Linde ebenso wenig erzielen wie Stammfahrer Müller. Abt-Cupra bleibt das einzige der elf Teams in der Elektro-Rennserie, das noch auf den ersten Punktgewinn wartet. Einen herben, wenn auch unverschuldeten Rückschlag erlebte die Truppe vor vier Wochen im südafrikanischen Kapstadt: Wegen "Sicherheitsbedenken" zog Motorenlieferant Mahindra kurzfristig die eigenen Autos zurück und wies auch die Äbte an, weder am Qualifying noch am Rennen teilzunehmen.
Ein völliges Debakel für den indischen Hersteller, der den Vorfall in seiner Vorschau auf Sao Paulo nicht konkret erwähnte und allen Beteiligten nur zu wünschen bleibt, dass die offenbar instabilen Querlenker in allen Autos überarbeitet wurden und jetzt sicher sind. "Wir waren natürlich nicht zufrieden mit dem Ausgang der Ereignisse in Kapstadt, aber das Team hat sich zusammengerauft und ist nun bereit, stärker denn je zurückzuschlagen in Sao Paulo", klangen die Worte von Mahindra-Teamchef Frederic Bertrand schon fast verharmlosend.
Biermaier: "Durchatmen und neue Kraft sammeln"
In der Hoffnung, nach dem von Mahindra verantworteten Totalausfall von Kapstadt endlich wieder Rennen fahren zu können, wollen die Äbte auch auf Frijns' große Erfahrung zurückgreifen. Der gebürtige Maastrichter steht vor seinem 78. ePrix in der Formel E und hat damit die acht-meisten aller Fahrer auf dem Buckel. Sein Wissen kann dem früheren Audi-Werksteam beim erwartet schwierigen Comeback nach einem Jahr Auszeit nur zugutekommen, um noch den Anschluss zu finden.
"Die Pause hat der ganzen Mannschaft gutgetan, jeder konnte einmal durchatmen und neue Kraft sammeln", sagt Teamchef und Abt-CEO Thomas Biermaier. "Jetzt freuen wir uns, dass Robin wieder an Bord ist und uns mit seiner Erfahrung sicher unterstützen wird. Gleichzeitig sagen wir herzlichen Dank an Kelvin, der in den vergangenen beiden Monaten auf und neben der Strecke einen starken Job gemacht hat und natürlich Teil des Teams bleibt."
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