Am Rande des Saisonfinals der Formel E in Seoul (13./14. August) nähert sich der Wechsel-Wahnsinn auf dem Transfermarkt so langsam seinem Höhepunkt. Den Startschuss gab am Freitag der 2017-Champion Lucas di Grassi. Der inoffiziell seit Monaten feststehende Wechsel zum indischen Rennstall Mahindra ist am Freitagabend um 18:00 Uhr Ortszeit (11:00 Uhr deutscher Zeit) nun auch öffentlich bestätigt worden.

Di Grassi verlässt Venturi nach nur einer Saison, der Brasilianer und frühere Audi-Werksfahrer verfügte ohnehin nur über einen einjährigen Vertrag und betrachtete den Rennstall aus Monaco offenbar als Zwischenstation. Beim indischen Automobilgiganten Mahindra trifft di Grassi, der am Wochenende in Südkorea vor seinem 100. Formel-E-Rennen steht, auf den weiterbeschäftigten Briten Oliver Rowland.

Mit Mahindra hat di Grassi, mit 13 Siegen zusammen mit Sebastien Buemi der erfolgreichste Fahrer der Formel-E-Geschichte, eine perspektivische Wahl getroffen, um sich seiner Affinität zur Technologie auch abseits der Rennstrecke widmen zu können. "Lucas ist einer der größten Formel-E-Fahrer in der Geschichte des Sports ist, aber für uns seine Anziehungskraft ist viel breiter als das", sagt Mahindra-CEO Dilbagh Gill. "Es ist grundlegend für unsere Existenz, dass wir die technologischen Entwicklungen in der Elektromobilität mit Leidenschaft und Wissen vorantreiben."

*** Bei di Grassis Noch-Team Venturi stehen weitere große Änderungen bevor: Formel-E-Neueinsteiger Maserati spannt mit dem Team um CEO Susie Wolff zusammen und bringt DS-Antriebsstränge für das neue Gen3-Auto von Stellantis-Konzernschwester DS mit. Wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtet hatte, halten sich weiter hartnäckig Gerüchte über eine Verpflichtung des Weltmeisters von 2021, Nyck de Vries. Der Niederländer in Seoul zu Motorsport-Magazin.com ganz verschlossen: "Hoffentlich fahre ich weiter Rennen mit Autos." Neben dem Maserati-Cockpit könnte de Vries zudem bei Toyota vom Ersatz- zum Stammfahrer in der WEC aufsteigen

*** Dass Mahindra seine Gen3-Autos an Formel-E-Rückkehrer Abt Sportsline liefert, ist seit London offiziell bekannt. So treffen di Grassi als Mahindra-Stammfahrer und der Rennstall aus Kempten künftig in einer anderen Konstellation aufeinander. Eigentlich wollten die Äbte ihr Fahrer-Lineup für 2023 noch vor dem Seoul-Finale verkünden. Das zieht sich noch ein wenig hin, vermutlich wegen Vertragsdetails. Dass die Äbte mit ihren ehemaligen DTM-Teamkollegen Nico Müller und Robin Frijns zurückkehren werden, gilt als offenes Geheimnis

*** Inzwischen auch offiziell bestätigt: Andre Lotterer verlässt das Porsche-Werksteam zum Saisonende nach drei gemeinsamen Jahren. Weiter offen bleibt die Frage, ob der dreifache Le-Mans-Sieger, der künftig mit Porsche auf die Langstrecke zurückkehrt, der Formel E erhalten bleibt. Die Gerüchte über ein mögliches Engagement beim neuen Porsche-Kundenteam Andretti reißen nicht ab

*** Lotterer in Seoul auf die konkrete Frage von Motorsport-Magazin.com, ob er jetzt fix sagen könne, ob er 2023 weiter Rennen in der Formel E bestreiten wird: "Das kann ich aktuell nicht sagen."

*** Lotterers Nachfolger beim Porsche-Werksteam gilt als offenes Geheimnis im Fahrerlager: Antonio Felix da Costa kommt von DS Techeetah. Der Meister von 2020 könnte schon zu Beginn der kommenden Woche nach dem Saisonfinale offiziell als neuer Teamkollege von Pascal Wehrlein vorgestellt werden

*** Wie geht es eigentlich weiter mit Antonio Giovinazzi, der nach seinem Formel-1-Rauswurf als großer neuer Star von der Formel E angekündigt worden war, der Erwartungshaltung aber für Experten wenig überraschend nicht gerecht werden konnte? Beim Chaos-Team Dragon/Penske erhielt Giovinazzi das schlechteste Auto im Feld und obendrein einen Simulator, der der Konkurrenz um Meilen unterlegen ist. Der noch punktelose 28-Jährige in Seoul zu Motorsport-Magazin.com: "Meine erste Saison in der Formel E war eine schwierige Erfahrung - aber ich bin um eine Erfahrung reicher."

*** Alles neu bei Nissan? Sebastien Buemi verlässt das aus Renault e.dams hervorgegangene Team nach sieben gemeinsamen Jahren. Der Vertrag des mit 13 Siegen erfolgreichsten Fahrers der Formel E soll nicht verlängert worden sein - ein Bauernopfer nach zwei katastrophalen Jahren des Teams mit dem hinterherhinkenden Gen2-Auto? Wie man hört, soll der Schweizer und vierfache Le-Mans-Sieger ohnehin wenig Ambitionen gehabt haben, im aktuellen Nissan-Konstrukt weiterzumachen. Buemi steht vor dem in Bälde erwarteten Wechsel zu Envision anstelle von Frijns (zu Abt Sportsline). Das Team startet ab 2023 mit Antriebssträngen von Jaguar

*** Bei Nissan könnte laut einem Bericht von The Race der junge Franzose Sacha Fenestraz anheuern. Der 23-Jährige überzeugt aktuell in den japanischen Rennserien Super Formula und Super GT. Formel-E-Erfahrung hat Fenestraz durch seine Einsätze als Test- und Entwicklungsfahrer bei Jaguar

*** Auch Buemis Noch-Teamkollege Maximilian Günther könnte Nissan zum Saisonende verlassen, wie Motorsport-Magazin.com bereits exklusiv berichtete. Zwar soll Günther über einen Vertrag verfügen, der über die Saison 2022 hinaus gilt, doch der Allgäuer könnte sich anderweitig in der Formel E umschauen. Eine Entscheidung über die Zukunft soll nach unseren Informationen noch im August getroffen werden. Freie Plätze soll es noch bei McLaren oder auch Andretti geben...

*** Apropos McLaren: Die Briten haben bekanntlich die Startlizenz und große Teile der Teammitglieder (unter anderem Teamchef Ian James sowie voraussichtlich Teammanager Gary Paffett) von Formel- In Woking kocht die Gerüchteküche derzeit am heißesten! Der aktuelle McLaren-IndyCar-Pilot Felix Rosenqvist könnte in die Formel E zurückkehren - hier gibt es aber Fragezeichen beim vermeintlichen IndyCar-Neuzugang Alex Palou, der sich seit der Bekanntgabe durch McLaren in einem Rechtsstreit mit dem aktuellen Arbeitgeber Chip Ganassi befindet. Deshalb machen derzeit Namen wie Maximilian Günther, Rosenqvist oder auch der dreifache DTM-Champion Rene Rast die Runde. Alles sehr vage, die Entscheidung über das komplette Fahrer-Lineup von McLaren könnte sich noch eine Weile hinziehen

*** Während beim kleinen Team NIO unklar ist, welche Fahrer 2023 in der Formel E starten werden, stehen bei Hinterbänkler-Kompagnon Dragon/Penkse größere Änderungen bevor. Der Rennstall von Besitzer Jay Penkse soll von DS Automobiles übernommen werden, die Trennung vom langjährigen Team-Partner Techeetah mit Mark Preston steht bevor. Beim neuen Konstrukt 'DS-Dragon' sollen WM-Favorit Stoffel Vandoorne von Mercedes und Peugeot-Werksfahrer Jean-Eric Vergne unterkommen - das wäre sicherlich eine der stärksten Fahrerpaarungen in der Formel E