Regen-Chaos bei der Formel E in New York! Das Samstagsrennen wurde von einem plötzlichen Regenschauer überschattet, der zahlreiche Unfälle innerhalb weniger Sekunden auslöste. Die Rennleitung zog die Reißleine und brach das auf 45 Minuten angesetzte Rennen bei einer Restdauer von 7:30 Minuten zwischenzeitlich ab.

Nach einer 20-minütigen Unterbrechung entschieden die Stewards um Rennleiter Scot Elkins, das Rennen nicht wieder aufzunehmen. Bei einem vorzeitigen Rennabbruch werden gemäß Reglement die Ergebnisse vom Ende der vorletzten Runde vor der Runde herangezogen, in der das Signal zur Unterbrechung des Rennens gegeben wurde.

Damit siegte Pole-Setter Nick Cassidy (Envision) vor Lucas di Grassi (Venturi) und Robin Frijns (Envision). Für den Neuseeländer Cassidy war es der erste Sieg im 26. Rennen in der Elektro-Rennserie.

Titelanwärter Stoffel Vandoorne (Mercedes), der das Rennen als Zweiter aufgenommen hatte, wurde als Vierter gewertet. Der Belgier gilt wie der Fünftplatzierte Edoardo Mortara (Venturi) als Gewinner im Titelkampf, weil die weiteren Titelaspiranten Mitch Evans (Jaguar, Platz 11) und Jean-Eric Vergne (Techeetah, Platz 18) leer ausgingen.

Für Mortara kam es einige Stunden nach dem Rennabbruch aber bitter: Weil der Italo-Schweizer während der Full Course Yellow-Phase zu schnell war, brummte die Rennleitung ihm und auch Jake Dennis sowie Mitch Evans eine nachträgliche 5-Sekunden-Zeitstrafe auf. Mortara fiel dadurch vom fünften bis auf den neunten Platz zurück. Der Venturi-Fahrer bleibt allerdings knapp Spitzenreiter in der Gesamtwertung vor Vandoorne.

Als Top-10 im finalen Klassement inklusive aller nachträglicher Strafen wurden gewertet: 1. Nick Cassidy, 2. Lucas di Grassi, 3. Robin Frijns, 4. Stoffel Vandoorne, 5. Sebastien Buemi, 6. Pascal Wehrlein, 7. Sam Bird, 8. Nyck de Vries, 9. Edoardo Mortara, 10. Jake Dennis.

Doch das große Thema war der Aquaplaning-Horror auf dem temporären Kurs im Hafengebiet von Brooklyn. In der Schlussphase verloren reihenweise Piloten die Kontrolle über ihre Autos mit den Allwetter-Reifen und schlugen zum Teil heftig in die Streckenbegrenzung ein. Dabei erwischte es unter anderem in Kurve 6 den zu diesem Zeitpunkt führenden Pole-Setter Nick Cassidy, der einem sicheren Sieg entgegensteuerte.

Nachträgliche Strafen für Mortara und Co.

Direkt dahinter rutschte auch der Zweitplatzierte Stoffel Vandoorne (Mercedes) mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke und direkt in den Envision-Boliden von Cassidy. Ebenso Lucas di Grassi (Venturi), der den dritten Platz belegte.

„Bei so viel Wasser auf der Strecke gibt es Aquaplaning“, schimpfte di Grassi während der Rennunterbrechung. „Der Renndirektor hat das Rennen nach dem Regen erst fortgesetzt. Dann stand aber so viel Wasser, dass die Top-5 crashten. Das ist total unfair, weil die vorderen Autos als Erste durch das Wasser mussten. Ich bin nicht happy damit. Für mich macht es keinen Sinn, das Rennen fortzusetzen. Ich bin froh, dass mir nichts Schlimmes passiert ist. Mein Auto ist komplett zerstört, wir müssen alles wechseln.“

Weiteren Schrott produzierte im vorderen Mittelfeld Pascal Wehrlein, der mit seinem Porsche über die regennasse Piste rutschte und mitansehen musste, wie ihm mehrere Autos unkontrolliert ins Heck rauschten. "Als die Strecke im Rennen plötzlich unter Wasser stand, wurde Pascal vor Turn 6 von hinten hart getroffen und landete in der Mauer", sagte Porsche-Teamchef Florian Modlinger. "Andre (Lotterer) schaffte es an die Box zurück und hätte das Rennen von P8 wieder aufnehmen können. Diese Chance wurde ihm leider verwehrt."

Frijns, der dem Audi-Kundenteam Envision zusammen mit Sieger Cassidy einen doppelten Podesterfolg bescherte, und dem Turn-6-Chaos gerade so ausweichen konnte: „Verrückt! Am Anfang hatten wir eine gute Pace, ich kam gut nach vorne. Dann kam plötzlich der Regen und das Chaos brach aus. Ich habe früh gebremst, eigentlich nichts mehr gesehen und dann stand plötzlich Lucas (di Grassi) quer vor mir auf der Strecke. Ich kam gerade so durch die Kurve. Als das Rennen abgebrochen wurde, war ich Erster und dachte ganz kurz, dass ich gewonnen hätte. Aber Regeln sind nun mal Regeln.“

Formel E in New York: So geht es weiter

Am Sonntag erwartet die Formel E der zweite Renntag in New York und damit das zwölfte von 16 Rennen der Saison 2022. Los geht es mit dem 3. Freien Training (13:00 Uhr), gefolgt vom Qualifying (14:40 Uhr) sowie dem zweiten New York ePrix (19:00 Uhr, live im TV auf ProSieben, alles deutsche Uhrzeiten).

Formel E in New York: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Nick Cassidy setzte sich im Qualifying-Krimi mit 0,008 Sekunden gegen Stoffel Vandoorne durch und erzielte seine dritte Pole Position in der Formel E. Vorteil Vandoorne: Seine Titelrivalen Edoardo Mortara (P9), Mitch Evans (P14) und Jean-Eric Vergne (P16) strauchelten bereits in der Gruppenphase. Hinter Cassidy und Vandoorne folgten Lucas di Grassi, Pascal Wehrlein, Sebastien Buemi, Alex Sims, Robin Frijns und Sam Bird auf den Startplätzen drei bis acht. Maximilian Günther und Andre Lotterer kamen nicht über die Positionen 15 und 17 hinaus. Sergio Sette Camara (Dragon-Penske) konnte nach seinem Unfall im Qualifying nicht im Rennen starten.

Das Wetter: Der überraschende Regen aus dem Qualifying am Morgen hatte sich zum Rennstart um 13:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr deutsche Zeit) komplett verzogen. Stattdessen Sonnenschein und knapp 30 Grad Außentemperatur (Strecke: 39 Grad) über dem temporären Kurs im Hafengebiet von Brooklyn mit der spektakulären Skyline von Manhattan im Hintergrund. Zur Rennmitte begann es erstmals zu tröpfeln und der Regen nahm immer weiter zu...

Der Start: Während Pole-Setter Nick Cassidy mühelos die Führung auf dem Weg zur ersten Kurve behauptete, kam die rechte Seite der Startaufstellung deutlich schlechter weg als die Gegenseite. Stoffel Vandoorne fiel von P2 bis auf den vierten Platz hinter Lucas di Grassi und Sebastien Buemi zurück. Auch Pascal Wehrlein kam von P4 nicht gut vom Fleck und verlor eine Position an Robin Frijns.

Der Weg durch die enge erste Kurve verlief ohne größere Zwischenfälle, doch in der nachfolgenden Kurvenkombination wurde es eng. Jean-Eric Vergne bekam auf Platz 16 liegend einen Schlag aufs Heck und fiel ans Ende des Feldes zurück. In dieser Situation gerieten auch die beiden Deutschen Andre Lotterer und Maximilian Günther beim Kampf um Platz elf aneinander. Antonio Giovinazzi musste aus zunächst unbekannten Gründen die Boxengasse nach der ersten Runde ansteuern.

Die erste Rennhälfte: Schon in Runde 5 zündeten mit Alex Sims, Edo Mortara und Jake Dennis die ersten Fahrer ihren Attack Mode (2x4 Minuten im Rennen). Pascal Wehrlein und Robin Frijns verließen eine Runde später ebenfalls kurzzeitig die Ideallinie und holten sich den 250-kW-Boost ab. In Runde 7 übernahm Lucas di Grassi kampflos die Führung, weil Cassidy seinen Attack Mode aktivierte. Dem Neuseeländer folgten die Hintermänner Sebastien Buemi und Stoffel Vandoorne. Di Grassi zündete einen Umlauf später und behauptete den zweiten Platz hinter Cassidy. Buemi, Frijns, Vandoorne und Wehrlein folgten auf P3 bis P6.

In der folgenden Zeit pendelte sich das Rennen ein. Viel passierte nicht, aber es blieb eng: Die Top-10 trennten nach den ersten 14 Runden nur fünf Sekunden. Für Action sorgte Jake Dennis, der mit seinem Attack Mode den siebten Platz von Alex Sims eroberte. Nyck de Vries zündete unterdessen seinen zweiten Attack Mode und machte von P10 kontinuierlich Plätze gut. In Runde 16 entschieden sich aus der Spitzengruppe Buemi und Wehrlein, ihren zweiten Attack Mode zu nutzen.

Der weitere Rennverlauf: In Runde 17 überfuhr der Führende Nick Cassidy die Aktivierungsschleifen und ordnete sich wie schon bei den ersten Attack Modes knapp hinter dem neuen Spitzenreiter Lucas di Grassi ein. Der Brasilianer zündete seinen 250-kW-Modus in Runde 19 und fiel zunächst auf P3 hinter Cassidy und Stoffel Vandoorne zurück. Der Mercedes-Pilot bog eine Runde später links der Ideallinie auf die Aktivierungszone ab.

Vandoorne kam dem Zweitplatzierten di Grassi in den letzten Sekunden seines Attack Mode gefährlich nahe, für ein Überholmanöver reichte es allerdings nicht, der Venturi-Pilot machte geschickt die Türe zu. In Runde 24 nutzte Vandoorne dann seinen Fanboost (250 kW) und drückte sich am verdutzt wirkenden di Grassi vorbei. Cassidy konnte unterdessen keinen bedeutsamen Vorpsrung herausfahren, die Top-3 trennte eine halbe Sekunde.

Knapp 14 Minuten vor dem Rennende begann es über dem Kurs zu tröpfeln. Frijns setzte sich gegen Buemi durch und übernahm den vierten Platz. Unterdessen nutzte Edo Mortara als letzter Fahrer seinen zweiten Attack Mode, um sich bis auf P5 zu verbessern.

Dann wurde es wild an der Spitze! Di Grassi attackierte Vandoorne – vom Zweikampf profitierte Robin Frijns, der sich den dritten Platz vom Mercedes-Piloten schnappte. Die Situation verschaffte Cassidy etwas Luft an der Spitze, der Envision-Fahrer konnte sich einen Vorsprung von knapp einer Sekunde herausfahren. Neun Minuten vor dem Rennende begann es immer stärker zu regnen, während Antonio Felix da Costa wegen eines Reifenschadens aufgeben musste.

Dann Regen-Wahnsinn in Runde 30! Völliges Chaos, Nick Cassidy und Stoffel Vandoorne rutschten in die Streckenbegrenzung, auch dahinter brach das pure Chaos auf der nassen Strecke aus. Di Grassi, Wehrlein, Buemi und Bird konnten sich gegenseitig nicht ausweichen und verunfallten. Die Rennleitung zog die Reißleine und brach das Rennen bei 7:30 Minuten und einer Runde mit roten Flaggen ab. Alle Autos kehrten für eine Reparaturpause in die Boxengasse zurück. Nach einer 20-minüten Unterbrechung entschied die Rennleitung, das Rennen nicht mehr aufzunehmen.