Alexander Sims verlässt die Formel E. Diese Nachricht vermeldete der Mahindra-Pilot am Donnerstag wie aus dem Nichts. Nach zwei Jahren bei BMW-Andretti und zwei weiteren Jahren bei Mahindra, 49 Starts, drei Podestplätzen sowie einem Sieg hängt der 34-Jährige seine Formel-E-Karriere zum Saisonende an den Nagel.
"Die Formel E ist einfach nichts für mich", stellte der Brite in einem bemerkenswert offenherzigen Interview mit dem Portal The Race fest. Seit dem Wechsel in das indische Mahindra-Team verzeichnete Sims lediglich einen Podestplatz in Rom 2021 und einen zweiten Platz im Qualifying in Berlin 2022.
Alexander Sims: Formel-E-Ausstieg eine Verzweiflungstat?
"Niemand mag es, weniger wettbewerbsfähig zu sein, als man es sich vorgestellt hat, ohne eine richtige Erklärung dafür zu haben. Das ist der größte Faktor für mich", erklärte Sims seine überraschende Entscheidung. Ausgerechnet der gute zweite Platz im Qualifying auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof in Berlin brachte den Mahindra-Mann ins Grübeln.
"Das Auto hat sich an diesem Tag gut angefühlt, wir konnten aber nicht verstehen, wieso", offenbarte Sims. "Das ist mein größtes Problem, ich weiß einfach nicht, was ich versuchen oder verändern kann. Selbst wenn wir schnell sind, sehen wir keinen großen Unterschied in den Daten. Wir verstehen schlichtweg nicht, wie genau dieses Gefühl zustande kommt."
"Natürlich habe ich mich umgesehen, welche Optionen ich noch in der Formel E hätte. Es gab einige", so Sims. Dennoch war für Sims nach den Einsätzen beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und den 24 Stunden von Le Mans klar: Formelsport soll es in Zukunft nicht mehr werden.
"Die Einsitzer-Meisterschaften - die Art des Rennfahrens erinnert mich immer ein wenig an meine Formel 3- und GP3-Zeit, welche ich ehrlicherweise nicht unbedingt genossen habe", ließ Sims Revue passieren. "Danach bin ich ins GT-Racing eingestiegen, das war einfach - wow - und ich habe Rennfahren wieder geliebt. Ich finde in Einsitzer-Klassen, speziell in der Formel E, hat man sehr wenig Zeit im Auto, hohen Druck und ein sehr kompetitives Umfeld. Es ist toll, wenn man gute Leistungen zeigt, dann fühlt man sich so, als hätte man die Besten der Welt geschlagen. Das passt aber nicht zu 100 Prozent zu mir."
Alexander Sims: Wie sieht die Zukunft aus?
"Die Langstrecke ist für mich persönlich der bessere Ort", reflektierte Sims. "Aus fahrerischer Sicht denke ich zu viel über Dinge nach und in der Formel E gibt es viele Unbekannte, die ich nicht einfach zur Seite schieben und weiter machen kann. Das viele Nachdenken wird mir im Langstreckensport mehr in die Karten spielen, weil du viel mehr Zeit im Auto hast, da kann man wirklich ins Detail gehen."
"Es wird meine letzte Saison in der Formel E", ist sich Sims sicher. "Zurecht stellt sich die Frage, warum man nicht an einer hochrangigen Weltmeisterschaft mitmachen möchte? Aber am Ende des Tages geht es darum, Spaß an den täglichen Aufgaben zu haben. Da ist es das Rennformat, welches für mich einfach nicht passt."
In Zukunft werden Sims-Fans dem Briten nur noch auf der Langstrecke zujubeln können. In verschiedensten Langstreckenserien häufte Sims in der Vergangenheit Erfahrungen und Erfolge an. Schon 2012 debütierte der Brite bei den 24 Stunden von Le Mans. 2016 feierte Sims auf einem Rowe-BMW den ersten Langstreckensieg bei den 24h in Spa. 2020, ebenfalls auf einem Rowe-BMW, folgte der Gesamtsieg bei den 24-Stunden am Nürburgring.
Sims' enger mit GT-Serien gefüllter Terminplan 2022 ließ eventuell schon erahnen, wo die Reise hingehen sollte. Mit dem neuen BMW M4 GT3 absolvierte Sims zusammen mit Schubert Motorsport ein Rennen bei der NLS (Nürburgring Langstrecken Serie) und das 24h Rennen am Nürburgring. Außerdem ist Sims als Chevrolet-Werksfahrer bei den 24h von Le Mans und in der WEC-Serie unterwegs.
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