Mit dem vierten Versuch soll es endlich klappen: Die Formel E steht vor ihrem Renndebüt in Brasilien. Zusammen mit dem neuen und zuletzt in Monaco vorgestellten Gen3-Auto strebt die Elektro-Rennserie in der Saison 2023 ein mehrjähriges Gastspiel in Sao Paulo an. Vertreter der mit rund zwölf Millionen Einwohnern größten Stadt Brasiliens haben einen Vertrag mit der Formel E über die Dauer von fünf Jahren samt Verlängerungsoption geschlossen.

Formel-E-Mitgründer Alberto Longo unterzeichnete den entsprechenden Vertrag am vergangenen Rennwochenende in Monaco mit Gustavo Pires, Geschäftsführer von Sao Paulo Turismo. In den Deal involviert sind außerdem SPTuris und der Promoter GL Events. Eine Genehmigung des World Motor Sport Council steht noch aus. Die Veröffentlichung des Rennkalenders für die 9. Saison der Formel E wird im Juni oder Juli dieses Jahres erwartet.

"Das Land hat eine große, langjährige Leidenschaft für den Motorsport, es ist ein großer Markt als eines der größten Länder der Welt, und Sao Paulo selbst ist ein historischer Rennort", sagte Longo über die Stadt, die seit vielen Jahren ein Formel-1-Rennen im Stadtteil Interlagos austrägt. "Brasilianische Fans sind einzigartig. Es wird sicherlich eine einzigartige, lebhafte Atmosphäre, wenn die Fans den Fortschritt durch Technologie und Performance mit dem neuen Gen3 erleben werden."

Die Formel E und Brasilien - das war bislang eine schwierige Ehe in der achtjährigen Geschichte der Rennserie. In ihrer Debütsaison 2014/15 war ein Rennen in Rio de Janeiro geplant, konnte aber nicht realisiert werden. Ein für März 2018 vorgesehenes Rennen in Sao Paulo musste nach Unstimmigkeiten mit dem Veranstalter kurzfristig abgesagt werden. Punte del Este in Uruguay sprang damals als Südamerika-Alternative ein.

Lucas di Grassis Traum: Ein Formel-E-Rennen in Brasilien, Foto: LAT Images
Lucas di Grassis Traum: Ein Formel-E-Rennen in Brasilien, Foto: LAT Images

Als großer Favorit galt im Jahr 2021 ein ePrix in Rio de Janeiro. Geplant war eine Austragung auf einem neuen Rennkurs im Stadtteil Deodoro, unweit entfernt vom Stadtteil Jacarepagua, in dem die MotoGP bis 2004 ihre Rennen austrug. Auch dieses Vorhaben zerschlug sich im politisch oftmals schwierigen Brasilien. Die Formel E ist wie keine andere Rennserie auf der Welt abhängig von politischen Einflüssen in einer Stadt.

Mit dem früheren Champion Lucas di Grassi (Venturi) und Sergio Sette Camara (Dragon) starten aktuell zwei brasilianische Fahrer in der Formel E. In der Vergangenheit traten auch Felipe Massa, Felipe Nasr, Bruno Senna und der erste Formel-E-Meister, Nelson Piquet Junior, für unterschiedliche Rennställe an.

Di Grassi setzt sich schon seit Jahren für ein Heimrennen ein - wird sein Traum nun endlich Realität? "Die Nachricht, dass Sao Paulo die nächste Generation der Formel E ausrichten wird, ist Musik in meinen Ohren", wurde der frühere Audi-Werksfahrer in einer Pressemitteilung der Formel E zitiert. "Dieser Meilenstein bedeutet nicht nur die Rückkehr der Spitze des Elektro-Motorsports nach Südamerika, sondern ist auch ein wichtiger Schritt zur Elektrifizierung des brasilianischen Automobilmarkts."