Mitch Evans hat das Sonntagsrennen der Formel E in Rom gewonnen. Dem Jaguar-Pilot gelang damit ein Doppelsieg am dritten Rennwochenende der Saison 2022, nachdem er schon am Samstag triumphiert hatte. Der zweifache Formel-E-Champion und neue Spitzenreiter Jean-Eric Vergne sowie Robin Frijns - bereits im Samstagsrennen auf dem Podium - komplettierten die Top-3.
Evans triumphierte vom vierten Startplatz in einem Rennen, das durch drei Safety-Car-Phasen geprägt wurde. Der Neuseeländer feierte seinen vierten Sieg in der Formel E - drei davon in der italienischen Hauptstadt. Am Sonntag gelang ihm das Kunststück vom vierten Startplatz und dank einer mutigen Attack-Mode-Strategie, die am Ende mit dem Doppelsieg belohnt wurde.
"Dieses Wochenende war ein Traum", sagte der neue Meisterschafts-Vierte. "Ich hatte gehofft, nach Rom zu kommen und ein paar solide Punkte zu holen, aber ein Doppelsieg ist einfach unglaublich."
Die Zuschauer erlebten wie am Samstag ein Rennen mit zahlreichen Positionswechseln im gesamten Feld. Entscheidend war die Taktik des Jaguar-Teams, Evans als letzten aller 22 Fahrer den Attack Mode zünden zu lassen. Am Sonntag ordnete die FIA eine Dauer des 250-kW-Boost mit nur einem Schuss über acht Minuten an - das half Evans nach der zweiten Safety-Car-Phase, vom dritten Platz die Führung zu übernehmen. Nach einer dritten SC-Phase wurde das Rennen für eine letzte Runde freigegeben, in der Evans den ersten Platz mühelos behaupten konnte.
Was Evans ebenfalls half: Das Rennen wurde um insgesamt 05:15 Minuten verlängert. Das ist laut Reglement im Falle von Unterbrechungen durch Safety Cars oder Full Course Yellows möglich, um keine Rennzeit zu verlieren. Bei der zweiten SC-Phase waren noch sechs Minuten auf der Uhr; durch die Zusatzminuten konnte der Jaguar-Pilot seinen Attack Mode für die vollen acht Minuten nutzen.
An der Spitze wechselten sich die Fahrer mehrfach ab. Eine ganze Weile führte Pole-Setter Vergne, bevor auch Andre Lotterer nach Start von Platz drei Führungskilometer sammelte. "Wenn du von der Pole startest, willst du gewinnen", sagte Techeetah-Pilot Vergne. "Aber Jaguar war heute unerreichbar. Es war unmöglich, sie zu schlagen. Ich musste für den zweiten Platz hart kämpfen. Das darf uns aber nicht reichen. Wir brauchen mehr Pace im Auto, wenn wir wieder Rennen gewinnen wollen."
Lotterer musste sich in der Schlussphase Evans, Vergne und Frijns geschlagen geben und überquerte die Ziellinie als Vierter. Der dreifache Le-Mans-Sieger: "Der vierte Platz bedeutet gute Punkte, aber ganz glücklich bin ich damit nicht. Denn wenn du als Dritter startest und das Rennen anführst, erhoffst du dir natürlich mehr. Aber der Speed im Rennen war heute nicht ganz so gut, und ich musste sehr auf meine Energie achten."
Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein wurde Sechster. "Das Rennen war ziemlich chaotisch", meinte der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer. "Es ist sehr schade, dass ich den Attack Mode nicht nutzen konnte. Denn genau zu dem Zeitpunkt, als ich ihn aktiviert hatte, kam das Safety Car auf die Strecke. Dadurch haben wir viel verloren."
Zwischen den beiden Porsche-Piloten belegte Stoffel Vandoorne im Mercedes den fünften Rang. Der zweite Silberpfeil-Fahrer und Weltmeister, Nyck de Vries, ging wie im Samstagsrennen leer aus und wurde nach einer 10-Sekunden-Strafe (Kollision mit Sergio Sette Camara) 15. statt Siebter. "Das war offensichtlich ein sehr enttäuschendes Wochenende für mich, aber leider können wir das nicht mehr rückgängig machen", so de Vries. "Ich hatte das Gefühl, dass wir heute konkurrenzfähig waren, was gestern nicht wirklich der Fall gewesen ist."
Zuschauer dürften wie schon am Samstag ihre liebe Mühe gehabt haben, das Rennen angesichts schier zahlloser Positionswechsel überblickt haben zu können. Ein Beispiel für das wilde Treiben während der 27 Runden auf dem 3,38 Kilometer langen Kurs: Oliver Turvey aus dem kleinen NIO-Team sammelte als Sieber Meisterschaftspunkte - nach Start von P22! Weil Andretti-Pilot Oliver Askew im Nachgang bestraft wurde, rückte Turvey-Teamkollege Dan Ticktum auf Platz zehn vor und erzielte zum ersten Mal Punkte in seiner Formel-E-Debütsaison. Erstmals seit 2017 punktete NIO mit beiden Autos in einem Rennen.
Sieben der 22 Fahrer im Starterfeld sahen die Ziellinie nicht: Evans-Teamkollege Sam Bird, Nick Cassidy, Jake Dennis, Alexander Sims, Oliver Rowland, Edoardo Mortara und Lokalmatador Antonio Giovinazzi.
Formel E in Rom: So lief das Rennen am Sonntag
Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne erzielte seine erste Pole Position in der laufenden Saison sowie die 14. seiner Formel-E-Karriere - Rekord zusammen mit Sebastien Buemi. Hinter dem Techeetah-Star folgten Jake Dennis, Andre Lotterer und die beiden Jaguar von Mitch Evans und Sam Bird. Robin Frijns, Pascal Wehrlein und Stoffel Vandoorne komplettierten die Top-8 der Startaufstellung.
Der Start: Pole-Setter Jean-Eric Vergne erwischte einen guten Start, während Andre Lotterer auf dem Weg zur ersten Kurve den Zweitplatzierten Jake Dennis angriff. Der Porsche-Pilot steckte jedoch zurück und blieb auf P3. Dahinter folgten ohne Positionsveränderungen Mitch Evans, Sam Bird, Robin Frijns und Pascal Wehrlein. Im hinteren Feld kamen sich Alexander Sims und Maximilian Günther ins Gehege, Teile flogen. Insgesamt jedoch ein sauberer Start am Sonntag in Rom.
Der Fanboost: Jean-Eric Vergne, Antonio Giovinazzi, Oliver Rowland, Antonio Felix da Costa, Stoffel Vandoorne
Die Zwischenfälle: Maximilian Günther musste nach der ersten Runde für Reparaturen die Nissan-Box ansteuern. Er musste das Rennen auf dem letzten Platz fortsetzen. Bitter für den Allgäuer: Im Samstagsrennen fiel er nach einer unverschuldeten Kollision und dem Bruch der Aufhängung vorzeitig aus.
In Runde 7 kollidierten Edoardo Mortara und Antonio Felix da Costa beim Kampf im hinteren Feld der Top-10. Der Techeetah-Pilot machte die Tür am Kurveneingang zu, Mortara verlor nach einem Mauerkontakt den rechten Kotflügel.
In Runde 9 rückte das Safety Car aus, weil innerhalb kurzer Zeit zuerst Antonio Giovinazzi den Antrieb verlor und auf der Strecke stehen blieb sowie wegen Edoardo Mortara, der mit einem beschädigten Auto über den Asphalt kroch und wenig später den Venturi-Boliden abstellte. Nach zwei Runden gab die Rennleitung das Rennen wieder frei. Felix da Costa kassierte eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für den Vorfall mit Mortara.
Von Runde 18 bis 20 kam es zu einer weiteren Safety-Car-Phase, nachdem Alexander Sims mit seinem Mahindra auf der Strecke stehengeblieben und abgeschleppt werden musste. Zu diesem Zeitpunkt führte Lotterer vor Frijns, Evans und Vergne. Nyck de Vries kassierte in der Schlussphase eine 10-Sekunden-Zeitstrafe nach einer Kollision mit Sergio Sette Camara.
Die Ausfälle: In Runde zehn fielen Antonio Giovinazzi (Technik) und Edoardo Mortara (Kollision mit Felix da Costa) innerhalb weniger Sekunden aus. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke. Für Oliver Rowland war das Rennen nach 15 Rennen wegen eines zunächst nicht bekannten Problems vorzeitig beendet. Nick Cassidy knallte zwei Minuten vor dem Rennende in die Mauer, wodurch das Rennen seine dritte Safety-Car-Phase erlebte.
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