Seit dem Audi-Ausstieg am Ende der Formel-E-Saison 2020/21 befand sich das Team von Envision Racing vor einer schwierigen Entscheidung. Denn ein neuer Motoren-Lieferant musste her, um das Team, bei dem derzeit Robin Frijns und Nick Cassidy unter Vertrag sind, in der Gen-3-Ära mit Antrieben zu beliefern.

Dieser ist nun gefunden. Am Dienstag gab der Rennstall aus Silverstone nun offiziell seinen neuen Motorlieferanten bekannt. Das Team von Sylvain Filippi geht demnach ab 2023 mit Jaguar-Power an den Start. "Die Vereinbarung sieht vor, dass Jaguar seine erfolgreiche Antriebsstrangtechnologie an das ebenfalls in Großbritannien ansässige Team Envision Racing liefern wird", verkündete Jaguar TCS Racing in einer Aussendung.

Neben dem Motor bezieht Envision auch den Wechselrichter, die Aufhängung, das Getriebe, das Kühlsystem und das Gehäuse von der britischen Marke. Jaguar-Motorsport-Geschäftsführer James Barclay kommentierte den Deal folgendermaßen: "Wir freuen uns, ankündigen zu können, dass wir Envision Racing mit unserem Jaguar-Formel-E-Antriebsstrang in der Gen3 beliefern werden."

"Sie sind eines der wettbewerbsfähigsten Teams in der Formel E und es ist eine Ehre, dass sie die Antriebsstrangtechnologie von Jaguar in dieser neuen Ära der FIA Formel E nutzen wollen. Wir haben eine große Menge an Respekt für Sylvain und das gesamte Envision Racing Team - sie sind ein ideales Kundenteam für Jaguar", lobte Barclay die WM-Fünften des Vorjahres.

"Ich freue mich darauf, in der nächsten Saison vier Formel-E-Wagen mit Jaguar-Antriebe in der Startaufstellung zu sehen", so Barclay. Der Jaguar-Mann betonte aber, dass die Teams trotz ihrer Zusammenarbeit auf der Strecke Konkurrenten bleiben werden.

Im kommenden Jahr steht die Formelserie vor einem Regelumbruch, das Gen-3-Einheitschassis soll deutlich mehr Leistung zulassen, als der derzeitige Bolide. Während mit Audi (Ausstieg bereits 2021) und Mercedes zwei namhafte Hersteller diese Generation nicht mehr in Angriff nehmen, steigt mit Maserati eine neue Marke ein. Auch McLaren liebäugelte mehrmals mit einem möglichen Eintritt in die Elektro-Serie.

Envision-Boss: Jaguar attraktivste Option

Envision-Geschäftsführer Sylvain Filippi sagte bei der Ankündigung: "Jaguar ist einer unserer schärfsten Konkurrenten in der Formel E, seit sie 2016 in die Meisterschaft eingestiegen sind. Die fortschrittliche Antriebstechnologie und das allgemeine Engagement des Teams für sein Formel-E-Programm machten es für uns zur attraktivsten Option".

Envision ist seit der Premierensaison der Elektro-Rennserie Teil der Meisterschaft. Bis zur Saison 2017/2018 ging man unter dem Namen Virgin Racing an den Start, ehe man die Teambezeichnung auf Envision Virgin änderte. Seit diesem Jahr ist Virgin bei dem britischen Rennstall nicht mehr an Bord.

Seit 2018/19 trat Audi als Motorenlieferant auf. Trotz des Ausstiegs der VW-Marke kann Envision im letzten Jahr des alten FE-Fahrzeugs übergangsmäßig noch den Antriebsstrang von Audi einsetzen. Insgesamt sammelte Envision seit 2014 elf Siege in der Elektro-Formelserie. 2020/21 blieb man erstmals in der Teamgeschichte ohne einen Rennerfolg. Seit November 2019 wartet Envision auf einen Sieg.