Ein Personal-Coup sorgt in der Rennszene schon zu Beginn des neuen Jahres für Aufsehen: Florian Modlinger, seit bereits 16 Jahren in verschiedenen Positionen für namhafte Hersteller und Teams im Rennsport tätig, ist nach vier Jahren bei Abt Sportsline laut Informationen von Motorsport-Magazin.com zu Porsche Motorsport gewechselt. Dort soll er nach unseren Informationen als Gesamtprojektleiter für die Formel E fungieren.

Der 40 Jahre alte Modlinger wollte sich persönlich zu dem Wechsel auf Nachfrage nicht äußern: "Das sind Spekulationen, an denen ich mich nicht beteilige. Fakt ist lediglich, dass ich nicht mehr für Abt Sportsline tätig sein werde. Ich möchte betonen, dass das Arbeitsverhältnis im besten gegenseitigen Einvernehmen beendet wurde. Ich wünsche der Mannschaft von Hans-Jürgen Abt und Thomas Biermaier für die kommenden Aufgaben viel Erfolg!"

Porsche Motorsport bestätigte auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com, dass es einen neuen Gesamtprojektleiter für die Formel E geben werde, ohne dabei einen konkreten Namen zu nennen.

Foto: Audi Communications Motorsport
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Abt: Wollten Modlinger keine Steine in den Weg legen

Hans-Jürgen Abt, Teambesitzer und geschäftsführender Gesellschafter von Abt Sportsline, äußert sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zu Modlingers Abschied: "Der Wunsch von Florian, eine neue Herausforderung annehmen zu wollen, kam für uns nicht ganz überraschend. Ich denke, er hatte in seiner Funktion mehrere Angebote und wir wollten ihm keine Steine in den Weg legen."

Modlinger war seit Januar 2018 als Technischer Direktor für den Rennstall aus Kempten tätig. Im September 2019 übernahm er zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Technischer Direktor die Position Director of Operations und verantwortete damit die Technik und den Einsatz aller Motorsportprojekte bei Abt Sportsline. Dazu zählten die DTM, die Formel E und die Extreme E. Durch den werksseitigen Ausstieg von Audi Ende 2021 schied auch Gründungsmitglied Abt Sportsline aus der Elektro-Rennserie aus.

"Ich sehe es positiv für uns, wenn solch eine Personalie sogar von Herstellern umworben wird und ein reizvolles Angebot vorliegt. Das spricht auch für die gute Arbeit von Abt Sportsline", meint Hans-Jürgen Abt weiter. "Ich habe im Motorsport gelernt, dass ein Kommen und Gehen zur Normalität in der Branche gehört. Vielleicht sehen wir uns schon bald auf irgendeiner Rennstrecke wieder - dann aber wohl als Konkurrenten."

Foto: Audi Communications Motorsport
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Abt-CEO Biermaier: Chance konnte er sich nicht entgehen lassen

Aber was bedeutet der Personalwechsel für die Äbte? "Wir sind trotz des Verlusts von Florian gut aufgestellt und haben entwicklungsfähige Leute, aus deren Reihen wir einen Nachfolger benennen werden", betont Hans-Jürgen Abt, der Modlinger für den vierjährigen erfolgreichen Einsatz bei Abt Sportsline dankt. "Er war ein wichtiger Mitarbeiter in unserem Team und ist zudem ein toller Mensch. Ich wünsche ihm für seine neuen Aufgaben viel Erfolg."

Abt-CEO- und Sportdirektor Thomas Biermaier erklärt gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Natürlich ist Florian Modlinger ein Verlust für Abt Sportsline. Wir kennen alle seine Qualitäten, aber eine solche Chance konnte er sich nicht entgehen lassen. Deswegen wünschen wir ihm für seinen neuen Job nur das Beste."

Florian Modlinger: Beeindruckende Motorsport-Vita

Modlinger gilt in der Motorsportszene als einer der besten und profiliertesten Renn-Ingenieure überhaupt. Er wurde nach Informationen von Motorsport-Magazin.com von mehreren internationalen Herstellern umworben. Seine vielseitige Kompetenz liegt auf Renn-Strategie, Fahrwerksabstimmung und Aerodynamik.

Modlingers bisherige Stationen im Motorsport können sich sehen lassen. Ende 2008 und 2009 arbeitete er für Alpina, 2010 als Renningenieur und Technischer Leiter der Maserati-Kundenteams Triple H Team Hegersport und Vitaphone Racing Team, bevor er zu BMW Motorsport wechselte. Beim Autobauer aus München begleitete Modlinger unter anderem 2012 das DTM-Comeback als Chassis Performance & Track Aero-Ingenieur. Anfang 2013 wechselte er zu Audi Sport, zunächst in der Rolle als Renningenieur des zweifachen DTM-Champions Mattias Ekström und ab 2017 als Technischer Direktor für das DTM-Projekt von Audi Motorsport.

Foto: Audi
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Porsche greift nach erstem Sieg in der Formel E

Die personelle Verstärkung - so hört man aus Zuffenhausen - sei ein erstes großes und wichtiges Ausrufezeichen von Thomas Laudenbach, der zum 01. Oktober 2021 die Leitung von Porsche Motorsport seines erfolgreichen Vorgängers Fritz Enzinger übernommen hat.

Für Erfolge soll auch Modlinger mit dem Porsche-Werksteam in der Formel-E-Weltmeisterschaft sorgen. Seit dem Einstieg Ende 2019 konnte Porsche in bisher 26 Rennen noch keinen Sieg feiern, obwohl Werksfahrer Andre Lotterer schon bei der Rennpremiere im November 2019 in Saudi-Arabien auf Anhieb einen Podiumsplatz erzielte.

Der dreifache Le-Mans-Sieger errang danach noch in Berlin sowie im vergangenen Jahr in Valencia zweite Plätze und stand zudem 2020 in Mexiko auf der Pole Position. Auch sein Teamkollege, der ehemalige DTM-Champion und Formel-1-Fahrer Pascal Wehrlein, durfte sich mit seinem Arbeitgeber 2021 über ein Podium in Rom sowie die Pole in Mexiko freuen. Seinen Sieg in Puebla verlor er nachträglich wegen eines technischen Vergehens.