Während hierzulande die ersten Schneeflocken fallen, macht sich die Formel E auf in wärmere Gefilde. Ab Montag kommender Woche (29. November bis 02. Dezember 2021) stehen im spanischen Valencia die offiziellen Testfahrten vor dem Auftakt in die Saison 2022 auf dem Programm. Der Circuit Ricardo Tormo ist zum sechsten Mal in Folge Austragungsort für die einzigen gemeinsamen Tests und löste ab 2017 die britische Rennstrecke in Donington ab.

Auf dem 3,367 Kilometer langen Kurs mit der gleichen Streckenvariante wie bei den diesjährigen Valencia-Rennen gibt es einige neue Gesichter im Starterfeld zu bestaunen. Mit Sicherheit sind zunächst viele Augen auf den ehemaligen Formel-1-Piloten Antonio Giovinazzi gerichtet, der sein erstes Jahr in der Formel E bestreitet.

Der frühere Sauber-Pilot steht mit Dragon/Penske vor einer echten Herausforderung: In den vergangenen Jahren konnte sich das Team von Jay Penske nicht unbedingt mit Ruhm bekleckern. Giovinazzi ersetzt an der Seite von Sergio Sette Camara den Schweden Joel Eriksson, der sein Cockpit nach einer halben Saison wieder räumen muss. Das muntere Stühlerücken im US-Team setzt sich also fort.

Giovinazzi: Zweiter Test in der Formel E

Was wohl kaum noch jemand weiß: Für Giovinazzi wird es nicht der erste Test in einem Formel-E-Boliden. Im Januar 2017 saß der 27-jährige Italiener bereits im Elektro-Boliden und drehte beim Rookie-Test in Marrakesch seine Runden für Virgin Racing, damals noch in einem Gen1-Fahrzeug.

In Valencia muss Giovinazzi allerdings vorzeitig abreisen, weil er mit Sauber ab Donnerstag, 02. Dezember in Saudi-Arabien das vorletzte Rennwochenende der F1-Saison bestreitet. Ob Dragon einen Ersatzmann parat hat, ist nicht bekannt. Interessanterweise wird Giovinazzi in der Entry List für die Formel-E-Tests am Donnerstag noch aufgeführt. Noch-Arbeitgeber Sauber dürfte etwas dagegen haben...

Giovinazzi ist einer von drei Fahrern, die vor ihrer ersten Saison in der Formel E stehen. Der kleine Rennstall NIO 333 hat sich mit Dan Ticktum einen hochtalentierten, aber nicht immer umgänglichen Nachwuchspiloten ins Haus geholt. Der Brite, der bereits aus den Nachwuchskadern von Red Bull und zuletzt Williams geworfen wurde, aber mit zwei Macau-Siegen beeindrucken konnte, kommt für IndyCar-Wechsler Tom Blomqvist. Ticktum wird am Donnerstag durch NIO-Testfahrer Adam Carroll ersetzt, weil er sich zum Formel-2-Wochenende in Saudi-Arabien aufmachen muss.

Maxi Günther: Erster Nissan-Auftritt nach BMW-Wechsel

Der dritte neue Fahrer im Bunde ist Oliver Askew. Der US-Amerikaner stößt zum heimischen Rennstall Andretti und ersetzt dort faktisch Maximilian Günther. Der Allgäuer und dreifache Rennsieger hat sich ebenso wie BMW von Andretti verabschiedet. Während der Autobauer aus München bekanntermaßen den Stecker gezogen hat, fand Günther bei Nissan e.dams eine neue Werks-Heimat. An der Seite des früheren Formel-1-Fahrers und Formel-E-Champions Sebastien Buemi folgt er auf Oliver Rowland, der sein Glück jetzt bei Mahindra sucht.

Der Königstransfer während der Sommerpause war wohl Lucas di Grassi. Nach dem Abschied von Audi und Abt Sportsline wechselte der hochdekorierte Brasilianer zu Venturi und startet erstmals an der Seite des amtierenden Vize-Champions Edoardo Mortara. Beim Rennstall aus Monaco trifft di Grassi mit Jerome D'Ambrosio auf einen ehemaligen Fahrerkollegen als neuen Teamchef, während Susie Wolff nach drei Jahren vom Kommandostand in die Geschäftsführung wechselt.

Nach dem Audi-Aus gehen in der Saison 8 noch elf Teams mit 22 Fahrern an den Start. Einen Ersatz für den Autobauer aus Ingolstadt konnte die Formel E in der letzten Saison mit den aktuellen Gen2-Autos nicht finden. Auf Seiten des zweiten deutschen Aussteigers, BMW, nutzt unterdessen Andretti die in München entwickelten Antriebsstränge für eine weitere Saison.

BMW weg: Neuer Look für Andretti, Foto: Andretti Autosport
BMW weg: Neuer Look für Andretti, Foto: Andretti Autosport

Fahrer-Konstanz bei Mercedes und Porsche

Damit verbleiben aus deutscher Hersteller-Sicht nur noch der amtierende Weltmeister Mercedes und Porsche in der Formel E. Während die Zuffenhausener frühzeitig die weitere Zusammenarbeit mit Andre Lotterer und Pascal Wehrlein bekanntgegeben hatten, steht die offizielle Fahrer-Bekanntgabe bei Mercedes noch aus. Dabei gilt es als offenes Geheimnis, dass Weltmeister Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne vor ihrer dritten gemeinsamen Saison bei den Silberpfeilen stehen. Beide Fahrer werden auch in der offiziellen Entry List für die Tests gelistet.

Zurück zum Wetter in Valencia: An den drei Testtagen - der Mittwoch ist als fahrfreier Medientag eingeplant - sind trockene Bedingungen mit Temperaturen zwischen 13 und 19 Grad vorhergesagt. Die Aussagekraft der Rundenzeiten dürfte sich wie üblich in Grenzen halten, zu groß sind die Unterschiede zwischen dem flüssigen Circuit Ricardo Tormo und den Stop-And-Go-Stadtkursen, die tatsächlich im Rennkalender auftauchen.

Am Montag und Dienstag können die Teams von 09:00 bis 12:00 sowie von 14:00 bis 17:00 Uhr testen, am Donnerstag folgt eine weitere Test-Session von 09:00 bis 15:00 Uhr. Die Teams nutzen die Zeit, um sich mit Software-Updates vertraut zu machen und Korrelationen mit den hauseigenen Simulatoren zu überprüfen. Am technischen Paket ändert sich nichts, wegen der Motoren-Einfrierung aus Kostengründen starten alle Teams mit den Autos aus der abgelaufenen Saison.

Neues Qualifying-Format auf dem Prüfstand

Auf dem Test-Programm in Valencia steht unter anderem eine Simulation des neuen Qualifying-Formats, das nach der Lotterie der letzten Saison wieder etwas mehr Konstanz in die Meisterschaft bringen soll. Wie der neue Ablauf mit der K.o.-Phase genau funktioniert, hat Motorsport-Magazin.com an dieser Stelle ausführlich erklärt.

Die Valencia-Testfahrten bieten die letzte Gelegenheit für alle Teams und Fahrer, um sich auf die neue Saison einzuschießen. Der Saisonauftakt 2022 erfolgt am 28./29. Januar mit einem Doppel-Rennen in Saudi-Arabien. 16 Saisonrennen an zwölf unterschiedlichen Orten sind geplant, mit Berlin (14. Mai 2022) ist auch der einzige Austragungsort in Deutschland wieder mit dabei.

Formel-E-Testfahrten Valencia: Teams & Fahrer

TeamMontagDienstagDonnerstag
MercedesDe VriesDe VriesDe Vries
MercedesVandoorneVandoorneVandoorne
JaguarBirdBirdBird
JaguarEvansEvansEvans
DS TecheetahVergneVergneVergne
DS TecheetahFelix da CostaFelix da CostaFelix da Costa
VirginFrijnsPowellFrijns
VirginCassidyCassidyCassidy
AndrettiDennisDennisDennis
AndrettiAskewAskewAskew
VenturiDi GrassiDi GrassiDi Grassi
VenturiMortaraMortaraMortara
PorscheLottererLottererLotterer
PorscheWehrleinWehrleinWehrlein
MahindraRowlandRowlandRowland
MahindraSimsSimsSims
NissanGüntherGüntherGünther
NissanBuemiBuemiBuemi
Dragon/PenskeGiovinazziGiovinazziGiovinazzi
Dragon/PenskeSette CamaraSette CamaraSette Camara
NIOTicktumTicktumCarroll
NIOTurveyTurveyTurvey