Befreiungsschlag in Brooklyn! Maximilian Günther hat das Samstagsrennen der Formel E im Hafengebiet der US-Metropole New York gewonnen. Der BMW-Pilot errang nach einer bisher durchschnittlichen Saison seinen dritten Sieg in der Formel E und den ersten seit dem letztjährigen Saisonfinale in Berlin. Gleichzeitig war es der erste Podestplatz überhaupt für den Allgäuer, der das Rennen vom vierten Startplatz aufgenommen hatte.

Hinter Günther komplettierten der zweifache Formel-E-Meister Jean Eric Vergne (Techeetah) und Ex-Champion Lucas di Grassi (Audi) das Podium bei sommerlichen Temperaturen um die 30 Grad. Verrückt: Günther ist in der laufenden Saison der neunte unterschiedliche Sieger im zehnten Rennen!

In Runde 31 (von 38) fiel die Vorentscheidung: Vergne hatte sich an den lange Zeit Führenden und Pole-Setter Nick Cassidy (Virgin) herangearbeitet und setzte schließlich zum Überholmanöver an. Der Virgin-Pilot wehrte sich, es kam sogar zum leichten Kontakt. Diesen Moment nutzte der zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei fahrende Günther, um rechtzeitig auf der Innenseite hereinzustechen und mit einem überragenden Doppel-Move die Führung zu übernehmen. "Er war heute sehr schnell und hat den Sieg verdient", zog auch Vergne den Hut.

"Mit der zweiten Startreihe hatte ich eine gute Ausgangslage", sagte Günther beim Heimrennen seines Teams BMW-Andretti. "Ich hatte mehr Energie als andere Autos um mich herum, aber das Überholen war nicht einfach. Jev und Nick haben gekämpft und ich habe auf den richtigen Moment gewartet. Ich wusste, dass meine Chancen steigen, je länger das Rennen dauert. Es war gigantisch, beide mit einem Move zu überholen!"

Cassidy musste sich nach seiner zweiten Saison-Pole mit dem vierten Platz begnügen. Teamkollege Robin Frijns überquerte die Ziellinie als Fünfter vor dem früheren Meister Sebastien Buemi (Nissan). Andre Lotterer ergatterte nach Start von Platz zehn als Achter immerhin ein paar Punkte für die Meisterschaft. Schlechter lief es für Porsche-Teamkollege Pascal Wehrlein, der die Zielflagge nicht sah.

Der Porsche-Pilot, der zuletzt in Puebla zwei Podestplätze nachträglich verloren hatte, fiel diesmal bereits in der zwölften Runde aus. Im Bereich der Attack Mode Zone rauschte Wehrlein seinem Vordermann Alex Lynn beim Kampf um P7 ins Heck und zog sich dabei offenbar einen größeren Schaden zu. Während der Mahindra-Pilot die Fahrt fortsetzen konnte, war für Wehrlein vorzeitig Feierabend.

Wenige Runden später musste Mitch Evans seinen Jaguar am Streckenpark abstellen und das Rennen beenden. Mit Oliver Turvey (NIO) und Jake Dennis (BMW) erwischte es zwei weitere Fahrer, wobei der Brite in Diensten des Autobauers aus München die Fahrt mit einem Rundenrückstand fortsetzen konnte.

Eine erneut große Aufholjagd gelang Rene Rast. Der Audi-Pilot musste das Rennen nach einem unglücklichen Qualifying (von Mortara aufgehalten) vom 22. Platz aufnehmen. Im Verlauf der 38 Rennrunden arbeitete sich der dreifache DTM-Champion bis auf die zehnte Position nach vorne und ergatterte damit immerhin einen Punkt für die Meisterschaft.

"Es war brutal anstrengend", so Rast. "Ich hatte sehr viele Kämpfe. Am Ende ist ein Punkt ernüchternd. Viele Fahrer haben Fehler gemacht, ich aber nicht. So ist es in der Formel E: Wenn man hinten startet, muss man sich nach vorne kämpfen."

So steht es in der Formel-E-Weltmeisterschaft

Nach zehn von 15 Saisonrennen bleibt die Weltmeisterschaft weiterhin komplett offen. Edoardo Mortara, der als 14. diesmal leer ausging, bleibt Spitzenreiter mit 72 Punkten. Der frühere DTM-Pilot teilt sich die Führung mit Robin Frijns. Vergne hat die dritte Position mit 68 Zählern übernommen, Rene Rast (61 Punkte) bleibt Vierter. Zweitbestplatzierter Deutscher ist jetzt Max Günther mit 53 Punkten auf dem zwölften Platz. Das Porsche-Duo Pascal Wehrlein und Andre Lotterer belegt nur die Plätze 15 und 19 in der Fahrerwertung.