Formel E, Chile-Funksprüche: So heftig wurde noch nie geflucht!: (11:42 Min.)

Teamorder existiert seit Anbeginn des Motorsports, üblicherweise mit dem Ziel, das aus Sicht des Teams bestmögliche Resultat zu erzielen. So auch in der Formel E, wo aufgrund des wichtigen Energie-Managements oftmals eine gute Zusammenarbeit der Teamkollegen gefragt ist. Dass das nicht immer funktioniert, zeigte das vergangene Rennen in Santiago de Chile.

Beim heißen und hitzig geführten ePrix in der chilenischen Hauptstadt lief so einiges schief, wie nun aus einem von der Formel E veröffentlichten Video-Zusammenschnitt hervorgeht. Unter anderem bei Meister-Team Techeetah und dem amtierenden Vize-Champion Audi ging es während des Rennens hoch her am Teamfunk.

Sicherlich werden zahlreiche Aussagen im Eifer des Gefechts getroffen und dürfen deshalb nicht überbewertet werden. Kein Wunder deshalb, dass der Anteil an Schimpfwörtern weit über dem liegt, wie es in einer Konversation außerhalb des Rennautos der Fall wäre. Und doch gewähren die oftmals erstmalig veröffentlichten Funksprüche interessante Einblicke über das Gefühlsleben eines Fahrers.

Felix da Costa fühlt sich um Sieg gebracht

In Santiago stand die Teamarbeit von Techeetah im Fokus. Neuzugang Antonio Felix da Costa fühlte sich um den Sieg gebracht, den stattdessen sein direkter Nachfolger bei BMW, Maximilian Günther, errang. Felix da Costa musste in der Schlussphase zwingend die Temperatur seiner Batterie verringern, ansonsten hätte ein Komplettausfall gedroht. Es war unerlässlich, am Ende vom Gas zu gehen und damit Günther quasi den Sieg zu überlassen.

Als das Team direkt nach Rennende Felix da Costa am Funk zu einer guten Leistung gratulierte, reagierte der Portugiese angefressen: "Ja, leider kann ich das diesmal nicht über euch sagen. Das hätten wir leicht gewinnen sollen. Das besprechen wir nachher. Wir haben noch viel Arbeit vor uns..."

Vergne: Sind die fucking dumm, oder was?

Die Kritik am Team richtete sich sicherlich auch gegen Teamkollege und Doppel-Champion Jean-Eric Vergne. Der Franzose erlitt während des Rennens einen Schaden zunächst an der Radabdeckung und wenig später am darunterliegenden Reifen. Vergne versuchte mit aller Macht, das Teil zu entfernen und touchierte deshalb sogar die Streckenbegrenzung. Auf Ansage der Rennleitung wegen einer drohenden Gefahrensituation musste Vergne jedoch die Techeetah-Box ansteuern.

Was der frühere Formel-1-Fahrer von dieser Entscheidung hielt, teilte er während des Rennens am Teamfunk mit: "Sind die fucking dumm, oder was? (...) Das macht überhaupt keinen Sinn! Diese Strafen machen keinen Sinn."

Mit dem sich anbahnenden Reifenschaden hielt Vergne für eine Weile seinen folgenden Teamkollegen Felix da Costa auf. Statt ihn passieren zu lassen, hoffte Vergne bis zuletzt, dass sich die Radabdeckung lösen würde ohne einen Reifenschaden zu verursachen. Dieser Vorfall kostete Felix da Costa effektiv 1,3 Sekunden Zeit auf den Führenden BMW-Fahrer Günther.

Felix da Costa: Fucking Idiot!

In dieser heiklen Situation ging es hoch her zwischen Felix da Costa und dem Team, wie ein Auszug der von der Formel E veröffentlichten Funksprüche zeigt:

Felix da Costa: "Das ist das erste und letzte Mal, dass ich Jev (Vergne, d. Red.) vorbeilasse."

Felix da Costa: Jev, so verhält sich ein Werksfahrer nicht. Sein Auto raucht wie Hölle (wegen der defekten Radabdeckung; d. Red.)! Und er fährt nicht aus dem Weg."

Team: "Wir sehen es."

Felix da Costa: Nein, tut ihr nicht. Er macht die verdammte Tür zu! Fucking Idiot."

Abt mit Platztausch nicht einverstanden

Auch zwischen den Audi-Teamkollegen Daniel Abt und Lucas di Grassi ging es in Santiago hoch her. Zusammen mit Felipe Massa entwickelte sich ein Dreikampf um die siebte Position, mit dem Ausgang, dass Abt den Venturi-Piloten berührte, eine nachträgliche Zeitstrafe kassierte und damit aus den Punkterängen herausfiel.

Als Abt mit di Grassi im Schlepptau in der zweiten Rennhälfte fünf Runden lang nicht am Siebtplatzierten Massa vorbeikam, erhielt er per Funk die Ansage: "Wenn du es nicht managen kannst, dann wird Lucas mit dir tauschen und es versuchen."

Der Kemptener war von diesem Vorhaben alles andere als begeistert, wie er als direkte Antwort mitteilte: "Das bedeutet, dass ich ihm (Massa; d. Red.) die Energie aussage und er (di Grassi; d. Red.) kann überholen. Wie ist seine Energie? Fokussiert euch mal ein bisschen aufs Rennen und nicht auf Teamorder. Ich würde noch eine Position verlieren, wenn ich den Platz tausche."

Di Grassi beendete seine Aufholjagd aus der letzten Startreihe letztendlich als Siebter. Direkt nach Rennende meinte er am Funk, dass ihn Abt viele Plätze gekostet habe. Abts Funkspruch an ans Team mit ironischem Ton: "Das war ein Magic Move von Lucas gegen Massa. Viel besser als das, was ich gemacht habe..." Und: "Es geht um den Glauben daran. Vielleicht sollten die Leute auch mal wissen, wie sich das innerhalb des Autos anfühlt..."