Es war ein offenes Geheimnis in der Formel E, jetzt ist es auch offiziell: Audi beliefert ab der kommenden Saison 5 Virgin Racing mit Kundenautos. Die Zusammenarbeit ist auf mehrere Jahre angelegt. Damit löst der Autobauer aus Ingolstadt den bisherigen Partner DS Performance (Citroen-Tochter) ab. DS spannt wie bereits bekannt stattdessen mit Überraschungs-Team Techeetah, das mit Jean-Eric Vergne den amtierenden Meister stellt, zusammen.

Audi liefert zur anstehenden Saison nicht nur den Antriebsstrang, sondern das komplette Auto namens Audi e-tron FE05 an das Team aus dem Unternehmen von Milliardär Sir Richard Branson. Beim Auftakt in Saudi-Arabien am 15. Dezember gibt das brandneue Generation-2-Auto mit Einheits-Chassis und leistungsstärkerer Batterie sein Renndebüt.

Im Zuge der ersten großen Revolution in der Formel E ein erstrebenswerter Deal für Audi: Sowohl der amtierende Team-Champion als auch Virgin Racing können ihre Erkenntnisse mit dem neuen Rennwagen austauschen und sich dadurch einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, darunter die Neueinsteiger BMW und HWA, verschaffen. Der langjährige Mercedes-Partner HWA vertraut in seiner ersten Formel-E-Saison auf Kundenautos von Venturi.

Erstmals vier Audis am Start

"Wir freuen uns, in der neuen Formel-E-Saison gemeinsam mit Virgin Racing gleich mit vier Audi e-tron FE05 um Punkte und Trophäen zu kämpfen", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Die Mannschaft gehört seit Gründung der Formel E zu den Hauptakteuren - das gilt für die sportliche Leistung ebenso wie für alle Aktivitäten abseits der Strecke. Umso schöner ist es, dass sich Virgin Racing für unseren Antriebsstrang entschieden hat."

Herzstück des neuen Audi e-tron FE05 ist der Antriebsstrang rund um die Motor-Generator-Einheit Audi Schaeffler MGU03. Während der Rest des Autos für alle Teams gleich ist, stellen die Hersteller beim Antrieb ihre technische Kompetenz unter Beweis. Die Richtlinien der Formel E schreiben vor, dass Hersteller das komplette Auto inklusive der individuellen Antriebstechnologie und die entsprechende Betreuung auch anderen Teams zu einem definierten Preis zur Verfügung stellen.

Keine Testfahrten für Virgin

Ein Manko für Virgin: Als Kundenteam stehen der Mannschaft keine privaten Testtage zur Verfügung. So erging es in der vergangenen Saison Techeetah, dem damals einzigen Kundenteam im gesamten Starterfeld. Mit Hilfe des starken Renault-Antriebs kämpfte die Mannschaft um Vergne und Andre Lotterer jedoch bis zum letzten Saisonrennen auch um die Team-Meisterschaft, die letztendlich an Audi mit Lucas di Grass und Daniel Abt ging. Audi erhält durch den Kunden-Deal hingegen 7 zusätzliche Testtage, damit erhöht sich das Kontingent auf 22 Tage.

"Nach vier fantastischen Saisons, sieben Siegen und 19 Podestplätzen haben wir uns entschieden, eine neue Richtung für die nächste Generation der Formel E einzuschlagen", sagte Virgin-Teamchef Sylvain Filippi. "Von Beginn an war es immer die Absicht des Teams, mit einem Hersteller zusammenzuarbeiten, da die Kerngeschäftsfelder von Virgin nicht die Produktion von Automobilen sind."

Kehrt Robin Frijns zurück?

Die Zusammenarbeit zwischen Audi und Virgin Racing könnte weitere Folgen haben. Sam Bird scheint als Fahrer weiter gesetzt zu sein, der Brite könnte aber einen neuen Teamkollegen bekommen. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com hat Audi-Werksfahrer Robin Frijns gute Chancen auf eine Rückkehr in die Formel E. Der Niederländer fuhr zwischen 2015 und 2017 22 Rennen für BMW-Partnerteam Andretti, bevor er in den Werkskader von Audi und zu Beginn des Jahres in die DTM wechselte.

In dieser Woche werden die beiden Audis an Virgin ausgeliefert. Die offizielle Präsentation samt Auto-Design und Fahrer-Aufgebot folgt am 5. Oktober, einen Tag nach dem Launch von Audi. Die offiziellen Testfahrten steigen Mitte Oktober in Valencia, wo erstmals alle elf Teams mit ihren neuen GEN2-Rennwagen aufeinandertreffen.