Formel E: Das Interview mit Daniel Abt nach dem Sieg in Mexiko: (06:12 Min.)

Die Formel-E-Saison 2017/18 nähert sich der Halbzeit. Am kommenden Wochenende gastiert die Elektro-Serie zum sechsten von zwölf Saisonrennen in Punta del Este, Uruguay. Dabei werden einmal mehr alle Augen auf Audi gerichtet sein.

Das Werksteam hat mit Verspätung die Kurve bekommen und zeigte zuletzt das, was man den Ingolstädtern schon lange zugetraut hatte. Daniel Abt gewann in Mexiko sein erstes Rennen in der Formel E und Champion Lucas di Grassi holte nach einer großen Aufholjagd seine ersten Punkte.

Jetzt steht Uruguay auf dem Plan. Die Strecke, direkt am Strand gelegen, kehrt nach einem Jahr Pause zurück in den Rennkalender. Als Alternative für das abgesagte Rennen in Brasilien. Ein Ort, an dem Abt und vor allem di Grassi auf einige Erfolge zurückblicken. Der Brasilianer stand in den bisherigen beiden Punta-Rennen 2014 und 2015 jeweils auf dem Podium. Teamkollege Abt holte in Uruguay ebenfalls bereits Punkte und eine schnellste Rennrunde.

Abt schreibt Meisterschaft noch nicht ab

Nach dem Triumph in Mexico-City will Abt am kommenden Wochenende an seine Erfolge anknüpfen. Trotz des schwierigen Saisonstarts hat er die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben. In der Gesamtwertung liegt der Kemptener auf dem sechsten Platz. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Jean-Eric Vergne vom vergleichsweise kleinen Techeetah-Rennstall beträgt 44 Punkte. Ein weiterer Sieg von Abt würde die bisherige Hackordnung in der Formel E komplett auf den Kopf stellen.

"Fürs ganze Team war es ein wichtiges Wochenende, damit Ruhe reinkommt und die Diskussionen ein bisschen aufhören", sagte Abt zu Motorsport-Magazin.com. "Man wird natürlich sofort in Frage gestellt und auch Audi muss sich viele Fragen gefallen lassen, wenn es so läuft. Aber jetzt haben wir gezeigt, dass wir es schaffen können. Unser Auto ist stark und ich fühle mich besser denn je. Der Sieg hat mich beflügelt. Ich muss auf dem Boden bleiben, einfach weitermachen und dann kommen auch die Ergebnisse, die wir uns verdient haben."

Audi: Mexiko hat gezeigt, was möglich ist

Abt, jetzt der erste deutsche Rennsieger der Formel E, erzielte gleichzeitig den 25. Podestplatz des Teams. Weitere sollen folgen - und müssen es auch schnell, wenn Audi das Ruder noch einmal komplett herumreißen möchte. "Daniels Sieg und Lucas' starke Aufholjagd in Mexiko haben gezeigt, wozu wir in der Lage sind", sagte Audi-Teamchef Allan McNish, dem ebenso ein Stein vom Herzen gefallen sein dürfte.

Sollte Abt wirklich noch in den Titelkampf eingreifen, darf er sich prominenter Unterstützung erfreuen. Di Grassis Meisterschaftschancen sind mit 78 Punkten Rückstand zur Spitze verschwindend gering - 174 Zähler sind im absoluten Optimalfall noch zu vergeben. Stattdessen könnte er Teamkollege Abt unterstützen, der in den vergangenen drei Jahren stets im Schatten des amtierenden Meisters gefahren war.

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Di Grassi: Technik-Update statt Strafe

Di Grassis aktuelle Punkte-Situation spiegelt nicht im Ansatz seine tatsächliche Stärke wider. In Punta del Este wird er straffrei ins Wochenende starten, nachdem er zuvor in Chile und Mexiko jeweils Startplatzstrafen von 10 Plätzen kassiert hatte. Immer wieder musste Audi den Inverter seines Autos austauschen und damit das FIA-Siegel brechen.

Für Uruguay erhält di Grassi ein Update, das aufgrund der FIA-Regularien mit einer Wartezeit von 30 Tagen belegt war. Teilweise kann dieser Prozess einer Neu-Homologation sogar bis zu 70 Tage dauern. Damit sollten di Grassis extreme technische Probleme aus den ersten Rennen der Vergangenheit angehören - und er kann wieder mit einem der schnellsten Autos im gesamten Feld angreifen.

"Nach Santiago und Mexiko gehe ich in Punta endlich ohne eine Rückversetzung ins Rennen", sagte di Grassi erleichtert. "Für mich ist das wie ein kleiner Neustart in die Saison. Jetzt wollen wir als Team noch mehr Rennen gewinnen."