Die Formel E sorgte auch bei ihrem vierten Saisonauftritt in Argentinien für reichlich Spektakel - und hinterließ in Buenos Aires einen faden Beigeschmack. Stichwort: Aufhängung. Beim Rennen in Südamerika erwischte es gleich drei Piloten, die infolge einer gebrochenen Aufhängung an ihren Elektro-Boliden in die Mauer einschlugen und aufgeben mussten. Sebastien Buemi und Lucas di Grassi lagen an diesem Samstag jeweils in Führung und waren auf dem Weg zum Sieg, als die Aufhängung den Dienst versagte. Bei Buemi entstand der Schaden offenbar nach einer Mauerberührung, bei di Grassi waren es wohl andere Ursachen.

Ebenfalls erwischte es den früheren Formel-1-Piloten Karun Chandhok, der mit defekter Aufhängung in der 16. Runde in die Streckenbegrenzung knallte und ausfiel. Der Inder verlor kurz nach dem Rennen nicht viel Zeit, der Öffentlichkeit den Grund für seinen Ausfall mitzuteilen. "Verdammter Defekt der hinteren rechten Aufhängung", twitterte Chandhok. "Man kann in der Wiederholung deutlich sehen, dass sie brach bevor ich die Mauer berührte... Lächerlich! Ich habe nicht mal eine Mauer berührt."

Chandhoks medienwirksame Kritik

Wenig später stellte der Mahinda-Pilot auf seinem Twitter-Profil ein Bild des zerbrochenen Teils online, in roter Farbe umkreist. "Da ist der schuldige Bolzen", präsentierte er das Malheur und stellte außerdem fest, dass der Brasilianer di Grassi offenbar das gleiche Problem an seinem Abt-Boliden hatte. Mahindra-Teamchef Dilbagh Gill sprach offen von einem Materialfehler. Der Gesamtführende Di Grassi machte ebenfalls kein Geheimnis aus seinem Schaden: "Nach der Analyse ist klar, dass meine Aufhängung ohne einen Einschlag passierte, während ich das Rennen anführte."

Die Aufhängung der Elektro-Boliden wurde in Argentinien wieder einmal als Schwachstelle aufgetan. Dieses Problem ist schon seit längerer Zeit bekannt, schon bei den letzten Testfahrten vor der Saison in Donington äußerten einige Fahrer hinter vorgehaltener Hand ihre Zweifel. Die Formel-E-Boliden sind Einheitsautos und damit baugleich - die Teams haben also nicht die Möglichkeit, Hand an den einzelnen Komponenten selbst anzulegen. Lediglich gewisse Einstellungen dürfen verändert werden.

Stimmt die Qualität?

Offenbar ereignen sich die Schäden vor allem beim Überfahren beziehungsweise Schneiden der angelegten Kerbs, die auf den künstlichen Stadtkursen stets zum Einsatz kommen. Was in vielen anderen Rennserien an der Tagesordnung ist um eine schnellere Rennlinie zu finden, sorgt in der Formel E anscheinend für Probleme.

"Es liegt in der Verantwortung der Fahrer, dies zu vermeiden, auch wenn man sich vielleicht umstellen muss", sagte der langjährige Boxencrew-Mechaniker bei McLaren und heutige Journalist Marc Priestly gegenüber Current-E. "Auf der anderen Seite: Sollten die Autos auseinanderfallen, wenn sie über Kerbs fahren? Ist die Aufhängung stark genug? Die Komponenten wurden nicht von Dallara gekauft, die Qualitätsteile herstellen. Das Problem daran, wenn man ein bestimmtes Budget hat, ist, dass die Dinge dazu tendieren, am unteren Ende der Qualitätsskala zu liegen."

Ärger schon bei vergangenen Rennen

Beim vorangegangenen Rennen in Punta del Este gab es ebenfalls einige Probleme mit der Aufhängung der Autos. Der ehemalige Formel-1-Pilot Jean-Eric Vergne fiel auf Podiumskurs wegen einer gebrochenen Aufhängung aus, ein ähnliches Problem beim Auto von Stephane Sarrazin hatte zuvor eine Safety-Car-Phase ausgelöst. Auch der Zweitplatzierte Nelson Piquet Junior hatte offenbar Schwierigkeiten, sagte nach dem Rennen: "Auf der ersten Runde bin ich ein bisschen zu hart durch die Schikane gefahren und glaube, dass ich dabei meine vordere Aufhängung beschädigt habe."

Jetzt in Argentinien war es vor allem die Kerbs in der Schikane durch die Kurven 8 und 9, die den Fahrern Probleme bereiteten. "Der wurstartige Kerb reicht aus, um die Aufhängung zu beschädigen", sagte Sieger da Costa während der Pressekonferenz nach dem Rennen. "Ich denke, dass ich eine ordentliche Linie durch die Schikane hindurch hatte, um kein Risiko einzugehen."

Die öffentliche Kritik der Fahrer an der Konstruktion der Autos beziehungsweise der eingesetzten Kerbs ist mit dem Rennen in Buenos Aires noch lauter geworden als bisher. Es ist nicht auszuschließen, dass in diesen Bereichen noch einmal nachgebessert wird. Das fünfte Rennen der Saison findet am 14. März in Miami, USA statt.