Welche Erfahrungen waren ausschlaggebend dafür, dass Williams Advanced Engineering dafür auserwählt wurde, Batterien für die Formel E zu entwickeln und zu fertigen?
Craig Wilson: Williams hat eine Geschichte, die auf die Einführung von KERS in der Formel-1-Saison 2009 zurückgeht, wenn es um die Entwicklung von verschiedenen Formen der Energiespeicherung geht. Williams war eines der wenigen Teams, das die komplette KERS-Einheit sowohl in-house entwickelt, als auch gefertigt hat. Und wir haben zwei verschiedene Varianten entwickelt: eine Batterie und einen Schwungradspeicher. Wir sind nicht nur unser KER-System drei Jahre lang in der Formel 1 gefahren, sondern haben mit der Gründen von Williams Advanced Engineering auch die Entwicklung neuer Varianten für den Verkauf entwickelt. Bislang wurden unsere Technologien in Siegerautos von LeMans eingesetzt, in einem Hybrid-Supersportwagen von Jaguar und auch in Bussen - um nur ein paar Einsatzorte zu nennen. In die Formel-E-Batterien ist das Know-how von vorangegangenen Projekten geflossen, das die Batterien verkleinern konnte, um eine der hochentwickeltsten überhaupt zu bauen.

Wie sehen die technischen Highlight der Batterie aus?
Craig Wilson: Wir haben die Batterie so konstruiert, dass sie spezielle technische Anforderungen der FIA und von Spark Racing Technologies erfüllt. Grundlegende Anforderungen waren zum Beispiel die Gewichtsgrenze von 200 Kilogramm, eine maximale Ausgangsspannung von 1000 Volt, eine Leistungsspitze von 200 Kilowatt und eine nutzbare Kapazität von 28 Kilowattstunden.

Wir mussten eine Komponente produzieren, die von Team zu Team zu 100 Prozent identisch ist und jede Batterie muss ohne Leistung oder Performance zu verlieren, eine ganze Saison lang halten. Deshalb haben wir eine Batterie mit einigen Energiereserven innerhalb der FIA-Regularien entwickelt. Die Rennserie soll die Entwicklung der Batterietechnologie über die nächsten paar Jahre zeigen und diese technischen Spezifikationen sind dafür ein Startpunkt, worauf man aufbauen kann.

Was waren die größten technischen Herausforderungen?
Craig Wilson: Als Williams Advanced Engineering das Programm begonnen hat, war das Chassis bereits designt. Deshalb hatten wir streng vorgegebene Dimensionen oder eine 'Box', in die wir die Batterie hineinbekommen mussten. Das bedeutete von Anfang an eine Herausforderung für Packaging und Installation. Die nächste Herausforderung war die Kühlung der Batterie. Wärmemanagement ist der Kern des Designs, weil die Temperatur in fast allen Rennautos die Performance-Parameter bestimmt - und das ist bei unserer Batterie nicht anders.

Wie lange hatte Williams Engineering Zeit, diese Batterie zu entwickeln und letztendlich herzustellen?
Craig Wilson: Der Zeitplan war sehr aggressiv. Wir haben uns dem Programm im Juni 2013 angeschlossen, also hatten wir etwas mehr als zwölf Monate um die Batterie zu entwickeln und Exemplare für 40 Rennautos herzustellen - und noch einige Ersatz-Exemplare. Das war sehr herausfordernd, aber als Formel-1-erfahrenes Unternehmen sind wir sehr erfahren mit engen Entwicklungszeitplänen. Wir hatten innerhalb von sechs Monaten einen funktionierenden Prototypen und haben die Herstellung der Batterien im März dieses Jahres begonnen. Wir wurden ausgewählt, weil Williams Advanced Engineering für schnell und erfahren genug gehalten wurde, um eine so hochkomplexe Batterie rechtzeitig zum Start der Rennserie zu entwickeln.

Problemfall Lufttransport

Welche Sicherheits-Elemente wurden überlegt?
Craig Wilson: Sicherheit war von Anfang an ein großes Bedenken. Die Batterie ist ein strukturelles Element des Autos und muss den Unerbittlichkeiten des engen Straßenracings standhalten. Die Batterie ist die erste, die den kompletten FIA Crashtest bestanden hat und die UN Richtlinie 38.3 für den sicheren Lufttransport von Lithium-Ionen-Batterien erfüllt - bei der Internationalität der Serie ist das sehr wichtig.

Welche Unterstützung bietet Williams-Personal an der Strecke?
Craig Wilson: Wir werden in dieser Saison einiges Personal an der Strecke haben. Dessen Job ist es, mit den Teams zusammenzuarbeiten, um den angemessenen Betrieb der Batterien sicherzustellen und Unterstützung zu bieten, sollten irgendwelche technischen Probleme auftreten.

Welche Rolle kann der Motorsport dabei einnehmen, die nächste Generation der Elektroautos einzuleiten?
Craig Wilson: Motorsport war schon immer ein fantastischer Weg, die nächste Technology-Generation einzuleiten. Es geht darum, die Grenzen, die uns im Moment gesetzt sind, zu verschieben, um zu versuchen, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Man muss sich nur die Formel 1 ansehen - die diesjährigen Power Units sind hoch innovativ und diese Technology wird in Zukunft auch zu den Straßenautos durchdringen.

Mit der Formel E ist es nicht anders. Diese Batterien sind sehr einzigartig und sie werden von den Teams in einem brutalen Umfeld bis an das absolute Maximum getestet. Das gleiche gilt für die anderen Elemente, die im elektrischen Antriebsstrang verbaut sind. Wir können die Formel E als eine Methode sehen, die Speicherdichte - also mehr Energie bei gleichem Gewicht zu haben -, Ladezeiten und die Lebensdauer zu verbessern. Diese Erfahrung wird auch zu den Straßenfahrzeugen durchdringen.