Es war ein starker Abschluss für die deutsche Nachwuchs-Hoffnung Tim Tramnitz. Der Hamburger bestritt als Red-Bull-Junior 2024 seine erste Saison in der Formel 3 für MP Motorsport und krönte die nach drei vorangegangenen Podien schließlich im Sprintrennen von Monza mit seinem ersten Sieg. Motorsport-Magazin.com unterhielt sich danach mit dem 19-Jährigen über sein erstes F3-Jahr, und wie die Zukunftspläne aussehen.

Motorsport-Magazin.com: Erst einmal Gratulation zum Sieg. Wie hat es sich angefühlt, hier in Monza ganz oben zu stehen?
Tim Tramnitz: Sehr gut. Vor allem, nachdem ich diese Saison schon zweimal Zweiter war. Dann hat es ein bisschen länger gedauert, bis ich wieder auf dem Podium war. Aber dann zum Glück ganz oben. Und ja, es war schon ein sehr gutes Gefühl, ganz oben zu stehen. Gerade hier in Monza. Das Podium ist ja auch irgendwie nochmal ein bisschen anders als auf anderen Strecken. Da oben zu stehen und die deutsche Nationalhymne mal wieder zu hören, hat sich sehr gut angefühlt.

Motorsport-Magazin.com: Auch kein einfacher Sieg hier, mit dem Windschatten, dann einem Safety Car und so weiter. Unter Druck hast du keinen Fehler gemacht. Wie hat sich das im Auto angefühlt?
Tramnitz: Ich denke, vor dem zweiten Safety Car habe ich mich eigentlich schon ziemlich safe gefühlt, weil ich auch ganz gut mit ihren Reifen umgegangen bin und sich alles noch gut angefühlt hat. Beim letzten Safety Car wusste ich dann natürlich, dass es entweder eine oder zwei weitere Runden gibt und alles abhängig ist vom Restart. Dadurch, dass es beim ersten Mal so gut geklappt hat, es vor der letzten Kurve zu machen, habe ich es ähnlich probiert. Da war das Auto hinter mir natürlich schon ein bisschen vorbereitet. Aber auch das hat wieder sehr gut funktioniert. Dann wurde es nochmal eng in der zweiten Schikane, aber als ich dann da durch war, wusste ich eigentlich schon, dass es jetzt keinen Weg mehr an mir vorbei gibt.

Motorsport-Magazin.com: Wie lautet jetzt dein Saison-Fazit?
Tramnitz: Ich denke, wenn man sich jetzt anschaut, wie viele Punkte wir gesammelt haben, die Podien und auch die Rennen selbst - wir hatten mal so einen kleinen Durchhänger Mitte des Jahres. Der Triple-Header war sehr schwierig für uns. Da haben wir auch strategisch teilweise falsche Entscheidungen getroffen, was unsere Wochenenden dann irgendwie erschwert hat. Alles in allem leider knapp vorbei am zweitbesten Rookie, aber ich bin dritter Rookie insgesamt, Neunter in der Meisterschaft. Das ist denke ich auf jeden Fall kein schlechtes Rookie-Jahr.

Red-Bull-Junior Tim Tramnitz in Monza
Tim Tramnitz, Foto: Dutch Photo Agency / Red Bull Content Pool

Es ist natürlich auch immer wichtig, es ein bisschen im Vergleich zu den Teamkollegen zu sehen. Und da stehe ich auch ganz gut da. Ja, alles in allem war es ein gutes Jahr. Ich habe mich wohlgefühlt beim Team. Wären diese falschen Entscheidungen nicht gewesen, hätten wir vielleicht noch ein bisschen weiter vorne sein können. Aber nichts desto trotz war es auf jeden Fall schon einmal ein gutes Jahr zum Lernen.

Saison-Fazit von Tim Tramnitz: Rennpace stark, Qualifying in Arbeit

Motorsport-Magazin.com: Was würdest du als gut bewerten, was als weniger gut?
Tramnitz: Gerade auf meiner Seite ist es glaube ich die Quali-Performance, die es uns teilweise ein bisschen schwierig gemacht hat. Jetzt zum Ende hin wurde es konstanter. Am Anfang habe ich relativ stark losgelegt, aber wie gesagt, im Triple-Header ein bisschen nachgelassen.

Motorsport-Magazin.com: Ging es darum, die Reifen für eine Runde zu verstehen und ins Arbeitsfenster zu bekommen?
Tramnitz: Ja, es geht wirklich viel um Reifen. Vor allem auch darum, das Vertrauen zu haben, dass der Reifen das kann, gerade wenn man beim Aufwärmen fast still stand, um die perfekte Position zu finden, wie hier jetzt auch in Monza, wie man wieder gesehen hat. Es ist sehr abhängig vom Reifen und sehr wichtig, den so schnell wie möglich zu verstehen. Da denke ich, dass ich das jetzt gerade in den letzten Rennen auch immer besser hingekriegt habe. Gut, jetzt war ich im Qualifying an diesem Wochenende auf P12, aber im Endeffekt mit viel mehr Potenzial. Von daher weiß ich auf jeden Fall, was ich für nächstes Jahr zu tun habe. Und auch über die Saison die Lernkurve zu sehen ist sehr wichtig für mich.

Tim Tramnitz (MP Motorsport) auf dem Podium
Tramnitz auf dem Podium in Bahrain, Foto: LAT Images

Motorsport-Magazin.com: Du warst jetzt sehr selbstkritisch, hast die Bereiche mit Verbesserungspotenzial aufgelistet. Was, würdest du sagen, war dafür schon richtig gut?
Tramnitz: Ich denke, ich konnte in jedem Rennen zeigen, dass es immer nach vorne ging, egal von wo ich gestartet bin. Die Rennpace war eigentlich immer recht stark. Bis auf vielleicht ein paar Wochenenden, wo wir einfach auch ein bisschen in Sachen Setup in die falsche Richtung gearbeitet haben. Aber wie gesagt, gerade meine ersten Runden waren immer stark. Und auch im Rennen konnte ich Überholmanöver und Angriffe setzen, ohne größere Fehler zu machen. Ich denke, wenn ich das so beibehalte, wäre das auf jeden Fall schon mal sehr gut.

Tramnitz plant mit zweitem Jahr in der Formel 3 - mit Red Bull?

Motorsport-Magazin.com: Du hast jetzt gerade schon durchblicken lassen, dass du auf diese Saison nächstes Jahr aufbauen willst. Bedeutet das also voraussichtlich ein zweites Jahr in der Formel 3?
Tramnitz: Genau. Im Moment sieht es danach aus. Man weiß ja, es kann sich immer alles irgendwie noch verändern. Wenn sich in der Formel 2 auf einmal doch noch irgendwas tut, kann sich immer noch eine Möglichkeit ergeben. Aber ich denke auch, dass es für mich Sinn machen wird, noch ein zweites Jahr zu fahren, um auch einfach um den Titel natürlich mitzukämpfen.

Motorsport-Magazin.com: Nächstes Jahr kommt in der Formel 3 aber ein neues Auto, macht es das schwieriger?
Tramnitz: Ich bin relativ zuversichtlich. Ich denke, dass sich für den Fahrer gar nicht so viel ändern wird. Es ist immer noch ein Formel-3-Auto mit ähnlich viel Leistung, vielleicht paar Veränderungen von der Balance her und wie man es fahren muss, aber ich denke, es wird kein Unterschied von Tag und Nacht sein. Man sieht es auch mit dem neuen Formel-2-Auto in diesem Jahr. Die, die im letzten Jahr stark waren, konnten das auch wieder zeigen, wie [Isack] Hadjar zum Beispiel, der trotz der Umstellung ja einen guten Job macht. Da muss natürlich auch mein Anspruch dann sein, nächstes Jahr anzuknüpfen und hoffentlich mehr Rennen zu gewinnen.

Motorsport-Magazin.com: Geht es zusammen mit Red Bull weiter?
Tramnitz: Im Moment schaut es auf jeden Fall gut aus. Finale Meetings werden natürlich noch anstehen, aber es sieht auf jeden Fall danach aus, als wäre ich nächstes Jahr auch im Junior-Programm von Red Bull.