Tim Tramnitz' erstes Formel-3-Wochende hätte kaum besser verlaufen können. Der frischgebackene Red-Bull-Junior qualifizierte sich in Bahrain direkt unter den Top 10 und konnte sich im Sprintrennen bis auf Platz fünf vorarbeiten. Im Hauptrennen lief es für den 19-jährigen noch besser. Platz 3 und damit sein erstes Podium in der Formel 3 markierten einen Traumeinstand für die deutsche Formel-1-Hoffnung. Nach dem Rennen stellte sich Tramnitz, der nach dem Auftakt in Bahrain auf Platz 2 der Gesamtwertung steht, Motorsport-Magazin.com für ein Interview zur Verfügung.
Christian Menath: Den Grundstein eigentlich schon im Qualifying gelegt. Erstes Qualifying der Formel 3 und gleich in den Top Ten. Bist du selbst davon überrascht gewesen?
Tim Tramnitz: Ehrlich gesagt nicht so wirklich. Ich denke, gerade unsere Pace im Test vorher war war schon gut. Ich denke, wenn alles gut zusammenkommt, sind die Top Ten eigentlich locker drin. So war unsere Einstellung vorher und mit P7 waren wir echt happy. Allerdings war der Abstand, ich glaube drei Hundertstel zu P4 also...
Christian Menath: Du hast dich ich eher etwas geärgert, oder?
Tim Tramnitz: Ja, also es war wirklich extrem eng und vielleicht hat das heute auch noch mal ein bisschen leichter gemacht. Aber alles in allem ein sehr guter Start in die Saison.
Christian Menath: Sprintrennen schon komplett fehlerlos. Startphase auch überstanden. Reifen gut erhalten. Und das war dann auch der Schlüssel für heute. Dann auch noch ein richtig guter Start, dass von Platz sieben auf Platz vier erstmal vor.
Tim Tramnitz: Genau. In der ersten Runde tatsächlich auf Platz drei sogar vor und dann noch mal einen verloren, weil ich am Anfang gedacht habe, auf die Reifen aufzupassen ist langfristig im Rennen erstmal die bessere Wahl. Von daher bin ich erstmal im DRS geblieben, um die Reifen ein bisschen zu schonen und dann konnte ich am Ende noch mal attackieren. Vielleicht am Ende noch ein bisschen zu viel Reifen übrig gehabt, da hätte ich vielleicht ein bisschen früher attackieren können, aber gut, man lernt natürlich dazu. Gerade jetzt am ersten Wochenende.
Christian Menath: Gerade auf der Strecke ist es wichtig die Reifen aufzuheben...
Tim Tramnitz: Ja, ich denke, gerade was Reifen angeht, ist das wirklich auch dieses Jahr mit das Härteste, weil der Asphalt so rau ist. Gut, wir haben hier die harten Reifen, was natürlich auch noch mal einen Unterschied macht. Budapest wird auch interessant, nach dem, was man letztes Jahr so gesehen hat. Aber wie gesagt, die Reifen zu schonen ist generell extrem wichtig.
Christian Menath: Jetzt am ersten Wochenende schon im Hauptrennen auf dem Podium gelandet. In der Meisterschaft P2 aktuell. Muss man da so ein bisschen die Erwartungshaltung vielleicht sogar nach oben schrauben für die Saison?
Tim Tramnitz: Ich mache mir ehrlich gesagt gar keinen Druck. Wir hatten jetzt einen guten Start in die Saison. Das Wichtige für mich ist einfach weiter dranzubleiben, die Arbeit sauber zu machen. Ich fühle mich super wohl beim Team und ich denke auch für die nächsten Rennen ist das Potenzial auf jeden Fall da. Es wird das erste Mal für mich, dass ich in Melbourne fahre. Aber normalerweise konnte ich mich eigentlich immer relativ schnell adaptieren und an neue Strecken gewöhnen. Also von daher bin ich total entspannt und ich denke, dass wir auf jeden Fall eine gute Performance abliefern können dieses Jahr.
Christian Menath: Jetzt ist die Strecke hier schon 'Outlier' muss man sagen, vor allem durch den aggressiven Asphalt. Wie zuversichtlich bist du, dass nicht nur deine Performance, sondern auch die vom Team sich auch auf die anderen Strecken überträgt?
Tim Tramnitz: Sehr zuversichtlich. Letztes Jahr konnte das Team auf der Strecke in Melbourne auch ein Rennen gewinnen. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass wir auch da konkurrenzfähig sind. Was die Reifen angeht, macht das manche Sachen sogar noch ein bisschen einfacher, weil das jetzt hier wirklich schon schon sehr schwierig war mit dem Reifenmanagement. Also von daher bin ich sehr, sehr zuversichtlich für die nächsten Rennen.
Christian Menath: Du wirkst so relaxed. Immerhin bist du Dritter geworden und schon auf dem Podium hier, quasi im Umfeld der Formel 1.
Tim Tramnitz: Es fühlt sich schon sehr gut an muss ich sagen. Also es ist auf jeden Fall noch mal was anderes als in der FRECA. Viel mehr Leute um einen herum, mehr Dinge, die es zu tun gibt. Alles noch mal professioneller, aber es macht einfach mega viel Spaß und ich genieße es richtig.
Christian Menath: Aber es hat auch im Auto so gewirkt, als wäre dir das alles völlig egal. Denn man sieht ja oft, wenn Leute, vor allem wenn Rookies da reinkommen und mal auch in einer guten Position sind, in dem Feld mit 30 Autos. Das macht dir gar nichts aus, oder?
Tim Tramnitz: Ich glaube, als ich zum Wochenende gekommen bin, wusste ich ehrlich gesagt noch gar nicht, was mich erwartet und inwiefern das vielleicht auch einen Einfluss auf mich hat. Im Qualifying habe ich dann schon den Druck ein bisschen höher gespürt als normalerweise, weil gerade in der Formel 3 hat man eben auch nur eine Runde, auf die es ankommt oder im Prinzip nur eine Runde im Endeffekt, die dann zählt, die allerletzte Push Runde. Aber eigentlich konnte ich das alles echt super ausblenden und generell während ich fahre, konnte ich das eigentlich immer alles ganz gut ausblenden, auch über die über die letzten Jahre. Von daher war ich eigentlich das ganze Wochenende entspannt und ich wusste, dass wir einen guten Job abliefern können. Ich bin einfach happy, dass ich das Potenzial zeigen konnte.
Christian Menath: Am Ende dann trotzdem noch mal einen richtig schönen Move gemacht, der dich aufs Podium gebracht hat. Geht da zumindest der Puls mal ein bisschen nach oben?
Tim Tramnitz: Ja, auf jeden Fall. Als ich gemerkt habe, dass das Auto vor mir ein bisschen angefangen hat zu struggeln, da wird man dann natürlich schon so ein bisschen aufgeregt. Und gerade dann zum Ende hin wusste ich, ich hatte nicht mehr so viel Zeit. Also wenn, dann muss es jetzt passieren. Ich glaube, dann konnte ich ihn ganz gut überraschen in Kurve 1 und mich sauber vorbeischieben. Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass ich P2 nach dem ersten Wochenende in der Meisterschaft sein würde, wäre ich super zufrieden gewesen. Aber klar, es gibt natürlich immer noch Dinge, die man verbessern kann und das war jetzt nur der Anfang. Von daher freue ich mich einfach auf alles, was noch kommt dieses Jahr.
Teil der Red-Bull-Akademie: Diese Tipps hatte Dr. Helmut Marko
Christian Menath: Das trägst du nicht nur den MP Motorsport Overall, sondern auch Red Bull. Hast du schon Rocky [Guillaume Rocquelin] getroffen? Hast du Dr. Helmut Marko schon getroffen?
Tim Tramnitz: Ja. Ich hatte gestern mit ihm gesprochen. Es gibt natürlich immer Dinge, die es noch zu verbessern gilt.
Christian Menath: Das war klar, dass er nicht so positiv ist nach dem Einstand, sondern er gleich...
Tim Tramnitz: Ja, aber war war alles gut. Er hat mir noch ein paar Tipps mitgegeben für heute.
Christian Menath: Was gibt der Doktor einem so als Tipp mit auf den Weg?
Tim Tramnitz: Tatsächlich auch einfach so was wie nicht zu viel nachdenken, einfach auch so ein bisschen auf sich selbst vertrauen. Ich glaube, ich bin sowieso eigentlich eher man auch ein ruhiger Typ. Deswegen mache ich mich da auch immer nicht so schnell verrückt. Aber natürlich ist man dann doch noch mal ein bisschen nervöser, wenn man sich mit dem Doktor Marko trifft oder mit ihm irgendwas beredet. Aber ja, ich war für heute eigentlich total entspannt und er hat mir wie gesagt noch ein paar Tipps mitgegeben, die die denke ich auch helfen.
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