Die Stewards des Formel-2-Hauptrennens von Imola waren am Sonntag mit nur einem einzigen Fahrer wohl fast den ganzen Tag beschäftigt. Van-Amersfoort-Pilot Amaury Cordeel beging in nur diesem einzelnen Auftritt unglaubliche acht Verstöße, von denen sechs eine Strafe nach sich zogen.

Cordeel lieferte ein wahres Chaosrennen ab. Neben sechs fast aufeinanderfolgenden Übertretungen der Track Limits, alle an der gleichen Stelle, schoss er mit 99,3 km/h in der auf 60 km/h beschränkten Boxeneinfahrt dann den Vogel ab. Von den Stewards gab es neben Strafpunkten - hier hält Cordeel jetzt bei neun, nur drei fehlen auf eine Sperre - auch eine deutliche Ermahnung.

Denn für dieses Rennen wurde Cordeel, der nach einer punktelosen Formel-3-Saison 2022 trotzdem in die Formel 2 wechselte und gegenwärtig ohne Punkte auf dem 22. von 23 Plätzen liegt, am Nachmittag auch noch einmal zu einer separaten Besprechung zu den Stewards zitiert, die von ihm genau wissen wollten, wie er derartig viele Verstöße in einem Rennen zusammenbrachte.

Cordeel mit Strafen-Masse im Formel-2-Rennen

Die Zeitnahme registrierte bei Cordeel nämlich um 10:53 Uhr, 10:55 Uhr, 10:58 Uhr, 10:59 Uhr, und dann noch einmal um 11:08 Uhr und 11:10 Uhr Übertretungen am Ausgang der Variante Alta. Wie üblich sprach die Rennleitung nach dem dritten eine Verwarnung aus, nach der vierten griffen die Stewards ein und sprachen fünf Strafsekunden und einen Strafpunkt aus.

Dennoch machte Cordeel 10 Minuten später weiter, und provozierte so schärfere Strafen: Nummer fünf resultierte in 10 weiteren Strafsekunden und zwei Strafpunkten. Nummer sechs dann in einer Durchfahrtsstrafe und noch zwei Strafpunkten.

Als Cordeel zum Absitzen der Strafe an die Box kam, überschoss er die Einfahrt gnadenlos. 99,2 km/h waren um 39,2 km/h erlaubt. Dafür gab es direkt eine zehnsekündige Sto-und-Go-Strafe. Sogar für die hätte es fast Ärger gegeben, denn Cordeel kam kurz vor Schluss noch einmal an die Box, aber saß die Strafe nicht ab, sondern machte einen normalen Stopp. Hier kam er davon - denn nachträglich wurde festgestellt, dass er bereits für diesen Stopp in der Boxengasse war, als die Strafe ausgesprochen wurde. Bei diesem Stopp überschritt Cordeel zusätzlich ein zweites Mal das Tempolimit, diesmal immerhin nur um 3,2 km/h.

Stewards lassen Cordeel mit Warnungen vom Haken

Wie verteidigt sich Cordeel nun? Gegenüber den Stewards gab er an, dass die Track-Limit-Verstöße aufgrund von langsamem Informationsfluss zustande gekommen seien. Wahrscheinlich habe er bereits zusätzliche Verstöße begangen, ehe er die Warnung erhalten habe. Die Stewards wiesen ihn hingegen darauf hin, dass es seine Verantwortung sei, innerhalb der Limits zu bleiben: "Wiederholte Verstöße stellen seine Fähigkeit, das Auto zu kontrollieren, infrage."

Bei den 99,2 km/h in der Boxeneinfahrt entschuldigte sich Cordeel damit, dass das 60-km/h-Schild an der Boxeneinfahrt verschwunden war. Das hatte kurz davor Roy Nissany bei einem Unfall abgeräumt. Daher war Cordeel nun verwirrt, wo genau das Limit begann, und bremste zu spät. Auch das lassen die Stewards nur bedingt gelten: "Der Startpunkt des Boxengassen-Tempolimits ist ein kritischer Punkt und der Fahrer sollte sich das so genau anschauen, damit das Schild nur eine Hilfe ist."

Trotzdem gab es bis auf die bereits ausgesprochenen Strafen für Cordeel keinen weiteren Ärger. Trotzdem muss er aufpassen, denn in Saudi-Arabien hatte er im Qualifying schon vier Strafpunkte für einen einzelnen Zwischenfall kassiert: Er fuhr viel zu schnell an einer Unfallstelle vorbei, obwohl sowohl rote als auch doppelgelbe Flaggen draußen waren. Holt er noch drei Strafpunkte, wird er für ein Rennen gesperrt.

Er wäre nicht der erste unaufmerksame F2-Hinterbänkler, dem dieses Schicksal wiederfährt. 2019 holte Mahaveer Raghunathan neun Strafpunkte in nur einem Rennen, nachdem er drei Mal gegen das Prozedere für das Virtual Safety Car verstoßen hatte. Raghunathan schaffte in einem Jahr damals technisch gesehen durch Strafpunkte zwei Rennsperren - nur die zweite konnte er nicht mehr absitzen, weil er sie aufgrund des letzten Wochenendes erhalten hatte.