Theo Pourchaire darf nach einem wilden Formel-2-Hauptrennen in Imola jubeln. Er behielt den kühlen Kopf in einem Rennen, dessen Ergebnis von einer hohen Anzahl an Eigenfehlern beeinflusst wurde. Und es war ein Debakel für Red Bulls Juniorkader: Jüri Vips und Liam Lawson bauten Unfälle, die Jehan Daruvala wiederholt um Chancen brachten, Dennis Hauger wurde durch einen Start-Crash aus dem Rennen gerissen, und Ayumu Iwasa verspielte einen Start aus der ersten Reihe.

Startaufstellung: Bei trockenen Bedingungen und Sonnenschein ging es am späten Vormittag in Imola los. Red-Bull-Junior Jüri Vips startete erstmals von der F2-Pole, neben ihm stand Ayumu Iwasa. Dahinter folgten Jack Doohan, Ralph Boschung, Dennis Hauger, Roy Nissany, Theo Pourchaire und Jehan Daruvala. Ersatzmann David Beckmann nahm sein zweites Rennen dieser Saison von Platz elf.

Start: Vips und Iwasa kamen überhaupt nicht vom Fleck, und von hinten flogen Boschung und Nissany mit Blitzstarts durch die Mitte. Kurz waren sie zu viert nebeneinander, das sorgte für Chaos dahinter. Doohan versuchte nach rechts und weg vom langsamen Vips zu ziehen und rammte erst den zugleich nach links zuckenden Hauger, dann das Heck von Vips. Doohans Flügel und Aufhängung brachen, und auch bei Hauger ging die Aufhängung kaputt. Er rollte aus. Das Safety Car wurde ausgerufen.

Vorne hatte sich Nissany durchgesetzt, vor Boschung, Iwasa, Vips und Pourchaire. In dieser Reihenfolge wurde in Runde fünf neu gestartet. Es hielt aber nur zwei Runden, dann machte Vips zwischen Villeneuve und Tosa einen desaströsen Fahrfehler, kam aufs Kies und drehte sich in die Wand. Wieder kam das Safety Car.

Boxenstopps: In Runde acht kamen alle mit dem weichen Reifen Gestarteten zum Pflichtstopp und zogen so einen Vorteil aus dem Safety Car. Die mit dem härteren Reifen losgefahrenen Fahrer gingen vorbei, waren aber durch diesen effektiven Gratis-Stopp der Soft-Starter nun klar im Nachteil. Jehan Daruvala führte vorerst vor Marcus Armstrong, Liam Lawson und Felipe Drugovich. Nissany kam auf Platz zehn als erster mit bereits absolviertem Stopp wieder raus.

Rennverlauf: Für die neue Spitze hieß es nun lange draußen bleiben und möglichst viel Zeit auf die bereits Gestoppten herausfahren. Daruvala behauptete sich beim Restart in Runde zehn, und machte sofort Tempo, während Nissany und Boschung im Mittelfeld stagnierten.

In Runde 21 überschlugen sich plötzlich die Ereignisse: Nissany warf das Auto ausgangs von Rivazza II selbst weg, als er am Ausgang das Kiesbett berührte und quer in die Mauer abbog. Er schaffte es zwar in die Boxengasse, aber für die dort liegenden Trümmer musste das Virtual Safety Car ausgerufen werden. Kurz davor war dahinter Pourchaire an Boschung vorbeigegangen und befand sich nun in der besten Position, bei den Boxenstopps der Führenden den ersten Platz zu übernehmen, denn die konnten bei geschlossener Boxeneinfahrt nicht stoppen.

Späte Boxenstopps: In Runde 25 von 35 wurde das Rennen wieder freigegeben. Eine Runde kamen die ersten auf dem härteren Reifen gestarteten Fahrer, darunter Liam Lawson, schon zum Stopp, um zum Schluss-Sprint auf den weicheren Reifen anzusetzen. Der führende Daruvala folgte eine Runde später, und fiel hinter alle frühen Stopper zurück und raus aus den Punkten. Die Lücke reichte bei weitem nicht. Für Marcus Armstrong wurde es noch schlimmer, bei seinem Stopp klemmte es links hinten. Das kostete mehrere Sekunden.

Finale: Felipe Drugovich und Marino Sato blieben weiter draußen und hofften auf ein Wunder. Beinahe kam es, denn mit Liam Lawson warf der nächste Red-Bull-Junior das Auto selbst in die Mauer, ihn erwischte es auf dem Weg zur Variante Alta. Aber das Safety Car wurde erst ausgerufen, als Drugovich und Sato gerade an der Boxeneinfahrt vorbeigefahren waren. So mussten sie stoppen, nachdem sich bereits die Safety-Car-Schlange gebildet hatte.

Und es wurde auch nicht mehr neu gestartet. Theo Pourchaire hatte aber ohnehin bis dahin boxenstoppbereinigt alles unter Kontrolle gehabt, er feierte seinen zweiten Saisonsieg. Enzo Fittipaldi hatte sich spät noch vorgeschoben und Boschung vom zweiten Platz verdrängt. Clement Novalak beendete das Rennen auf Platz vier, Ayumu Iwasa rettete noch Platz fünf. Dahinter folgten Frederik Vesti und Logan Sargeant.

Dank der Safety Cars kam so auch David Beckmann bei seinem zweiten Rennen als kurzfristiger Ersatzpilot zu Punkten, er holte Platz acht knapp vor dem heranstürmenden Jehan Daruvala. Drugovich holte den letzten Punkt.