Wenn ein rostiges Fahrrad in China umfällt, interessiert das keinen Menschen in Europa. Wenn ein Vulkan in Island ausbricht, dann horchen sechs Deutsche und ein Schweizer im weit, weit entfernten Shanghai auf. Denn die kilometergroße Aschewolke verhindert, dass die Piloten auf das Flugzeug, ihr zweitliebstes Spielzeug nach dem F1-Auto, verzichten müssen. "Das Wetter ist mir nie egal, aber lassen wir uns überraschen. Es kam alles zusammen. Es weiß keiner, was passiert", erklärte Sebastian Vettel.

Teamkollege Mark Webber versuchte ihn zu beruhigen, indem er eine gemeinsame Überlandtour vorschlug. "Sebastian und ich fahren im gleichen Auto zurück", scherzte der Australier. Doch zum Scherzen war Vettel angesichts der "Katastrophe" nicht aufgelegt, denn der Deutsche ist ziemlich abergläubisch, weshalb er auf den gleichen Weg zurück muss wie er hergekommen ist. "Ich bin ein bisschen abergläubisch", spielte Vettel seinen Tick herunter. Allerdings versuchte sich der Deutsche mit allen Mitteln abzulenken.

Rosberg setzt sich im Notfall selbst ins Cockpit, Foto: Sutton
Rosberg setzt sich im Notfall selbst ins Cockpit, Foto: Sutton

"Ich habe meine Schuhe, Socken und Unterwäsche gewechselt", verriet Vettel. Nico Rosberg kommt der Vulkanausbruch samt Aschewolke hingegen ziemlich gelegen, denn damit hat er eine gute Ausrede, um einen Zwischenstopp in Thailand einzulegen und ein bisschen im Meer zu planschen. "Ich bin superhappy, das ist echt cool", jubelte der Deutsche angesichts der gesperrten Lufträume in Europa. "Wir überlegten, ob wir zurückgehen, aber dann wir uns doch anders entschieden. Es war die richtige Wahl." Nico Hülkenberg hingegen hat sich bereits ein Feldbett für Sonntagabend am Flughafen Shanghai reserviert.

Sobald die Aschewolke verschwindet, kann auch der Deutsche so schnell wie möglich aus China abhauen. Adrian Sutil lässt sich sogar stündlich Nachrichten über die aktuelle Lage bringen. "Wir können zufrieden sein", ist der Deutsche zuversichtlich, dass die Aschewolke bis Sonntagabend wieder verschwunden ist. Auf die Idee einen Zwischenstopp auf einem Inselparadies einzulegen wie Rosberg kamen die Beiden erst gar nicht. "Ich weiß auch nicht, wo er das hergezaubert hat. Respekt", gestand Hülkenberg.

Eine weitere Alternative, die sich Sebastien Buemi zurecht gelegt hat, ist ein Flug von Shanghai über Dubai nach Rom. Von da ginge es mit dem Zug weiter in die Schweiz. Allerdings würde sich der Schweizer auch Webber und Vettel anschließen und mit dem Auto retour nach Europa fahren. "Ich habe keine Probleme, mich wieder ins Auto zu setzen", verriet Buemi. Solche beschwerlichen Wege will sich Timo Glock nicht antun, lieber hängt er noch ein paar Tage in China dran. "Ich glaube, das ist schon besiegelt. Ich sollte am Sonntagabend nach Frankfurt fliegen, aber ich denke mal, dass ich hier fest hängen werde", erklärte der Deutsche.

Allerdings sei das besser als irgendwo unter der Vulkanasche in Europa fest zu hängen. Während sich Glock mit seinem Schicksal abgefunden hat, träumt Michael Schumacher weiter von seinem Heimflug. "In meiner Position wünscht man sich natürlich andere Umstände. Das Wetter soll ziemlich unvorhersehbar sein, allerdings stirbt die Hoffnung zuletzt", betonte der 41-Jährige.