Man kann in Malaysia die Uhr danach stellen: Kurz vor dem Qualifying öffnete der Himmel über Sepang seine Schleusen. Zwar war der Regen nicht so schlimm wie an den Vortagen um diese Uhrzeit, dann hätte das Qualifying nicht gestartet werden können, trotzdem hatten die Fahrer mit der Gischt und der nassen Bahn zu kämpfen. Nach drei Minuten wurde die dritte Session sogar wegen zu viel Wasser auf der Bahn unterbrochen.

Am besten kam mit den Bedingungen im letzten Qualifying der Australier Mark Webber zurecht. Der Red Bull Pilot holte die dritte Pole seines Teams im dritten Rennen, seines erste in diesem Jahr. In 1:49.327 Minuten war er 1,3 Sekunden schneller als sein erster Verfolger Nico Rosberg auf Position 2. Das Erfolgsrezept des Australiers: Er fuhr mit Intermediates statt mit extremen Regenreifen.

Sebastian Vettel muss die dritte Saison-Pole verschieben., Foto: Sutton
Sebastian Vettel muss die dritte Saison-Pole verschieben., Foto: Sutton

"Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und die Pole gilt meinem Auto und meinem Ingenieur", sagte Webber. "Er hatte die Idee. Ich sagte: Okay, probieren wir es auf Intermediates. An manchen Stellen war es schwierig, etwa in der zweiten und letzten Kurve, da hatte ich Aquaplaning, aber es war der richtige Reifen."

Das erkannte auch Sebastian Vettel an: "Ich sagte ihm gleich nach dem Ende des Qualifyings: Du Pokerface! Die Reifenentscheidung war schwierig, teilweise schwamm man mehr als man gefahren ist. Mark hatte zum Schluss die richtigen Reifen, trotzdem ist Platz 3 ein gutes Ergebnis. Im Rennen ist damit alles drin."

Vier Deutsche in den Top5

Webbers Teamkollege Sebastian Vettel startet neben seinem Landsmann Adrian Sutil aus der zweiten Reihe. Hinter Webber liegen mit Rosberg, Vettel, Sutil und Nico Hülkenberg vier Deutsche. "Es ist gut gelaufen", freute sich Sutil. "Wir wären auch im Trockenen in die Top10 gekommen, aber im Regen fühle ich mich immer wohl. Platz 4 ist super. Das Team hat einen super Job abgeliefert. Ich habe es umgesetzt und bin sehr stolz auf mich."

Der fünfte Deutsche im Q3, Michael Schumacher, startet hinter Robert Kubica und Rubens Barrichello von Platz 8. Die Top10 rundeten Kamui Kobayashi und Tonio Liuzzi ab.

Michael Schumacher hatte sich mehr ausgerechnet., Foto: Sutton
Michael Schumacher hatte sich mehr ausgerechnet., Foto: Sutton

"Es hätte sicher mehr drin sein können", gestand Michael Schumacher. "Die Reifen waren heute das große Thema." Die Fahrer mussten die richtigen Reifen zum richtigen Zeitpunkt aufziehen. "Ich bin auf der ersten Runde verhalten gefahren, um sicher eine Runde zu haben und keinen Fehler zu machen. Das war ein Fehler, denn auf der zweiten Runde waren die Reifen hinüber und auf der dritten Runde ging gar nichts mehr."

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nahm es positiv: "Heute war hopp oder top möglich", sagte er. "Drei Weltmeister starten auf 17, 19 und 20 - Michael Schumacher ist als Achter am besten von allen Champions platziert."

Chaos im Q1: Ferrari & McLaren raus

Felipe Massa, Lewis Hamilton, Fernando Alonso - die Liste der prominenten Opfer des ersten Qualifyings ist lang. Auch Jenson Button landete im Regen im Kiesbett und konnte deshalb nicht am zweiten Qualifying teilnehmen. Mehr als Startplatz 17 gab es für den amtierenden Weltmeister also nicht.

Gleich drei der vier Topteams begingen den Fehler, zu lange zu warten, bevor sie auf die Strecke gingen - McLaren, Mercedes GP und Ferrari rechneten damit, dass der Regen nachlassen und die Strecke besser werden würde. Das Pokerspiel ging nicht auf: Die Bedingungen wurden eher schlechter. Die Fahrer drehten sich über die Strecke, Alonso legte sogar einen 720-Grad-Dreher hin. Nur Sebastian Vettel machte alles richtig und ging früh genug auf Zeitenjagd. Michael Schumacher und Nico Rosberg hatten Glück: Sie schlüpften gerade noch so ins Q2.

Beide McLaren schieden vorzeitig aus., Foto: Sutton
Beide McLaren schieden vorzeitig aus., Foto: Sutton

"Die Wettervorhersage war durchwachsen", sagte Button. "Früh rauszugehen war vielleicht richtig, wir haben gewartet, dass war im Nachhinein wohl falsch. Wir sahen aber kein Risiko. Es ist enttäuschend, dass ich im Kies landete und Lewis auch nicht durchkam."

Falsche Wettervorhersage

Felipe Massa gestand ebenfalls eine falsche Wettervorhersage ein. "Es hat am Anfang so stark geregnet und die Vorhersage meinte, dass es nicht lange so bleiben würde", erklärte der Brasilianer. "Dann hörte es wieder auf und wir sind rausgefahren. Wir haben auf den Regen geachtet, das war ein Fehler. Im Trockenen wird es am Sonntag schwierig, im Nassen noch schwieriger."

Fernando Alonso bestätigte: "Wir haben uns verrechnet und gedacht, es hört nach fünf Minuten auf zu regnen. Das hat es auch ganz kurz, aber dann, als wir draußen waren, hat es wieder angefangen - dann ging nix mehr." Alonso beklagt sich aber nicht. "Was soll's? Das Rennen ist morgen und auch die Punkte gibt es erst morgen."

Heikki Kovalainen konnte Timo Glock schlagen., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen konnte Timo Glock schlagen., Foto: Sutton

Neben den Topfahrern verabschiedeten sich auch Jarno Trulli, Karun Chandhok, Bruno Senna und Lucas di Grassi im ersten Abschnitt. Timo Glock schaffte mit einer frühen Runde als erster Virgin-Fahrer den Sprung ins Q2! Auch Heikki Kovalainen kam in Runde 2 und platzierte seinen Lotus vor dem Deutschen.

"Das Q2 zu erreichen ist optimal", freute sich Glock. "Ich bin direkt raus gegangen und habe eine Knallerrunde probiert - das hat gereicht. Mehr wäre auch nicht gegangen." Im Q2 verspielte er sich mit dem Reifendruck. "Sonst hätte ich Heikki geschlagen. Trotzdem bin ich froh, dass wir ins Q2 kamen und die großen Teams etwas ärgern konnten."

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Regen, Dreher & Abflug Petrov, Abflug Buemi, Abflug Senna, Dreher Hamilton, Abflug Button, Dreher Alonso, Abflug Massa
ausgeschieden: Trulli, Alonso, Hamilton, Massa, Chandhok, Senna, di Grassi
Top-6: Kubica, de la Rosa, Vettel, Petrov, Kobayashi, Alguersuari
2. Session
Zwischenfälle: Dreher Glock
ausgeschieden: Petrov, de la Rosa, Buemi, Alguersuari, Kovalainen, Glock, Button
Top-6: Vettel, Kubica, Sutil, Hülkenberg, Rosberg, Kobayashi
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Webber, Rosberg, Vettel, Sutil, Hülkenberg, Kubica