Der Malaysia GP ist berüchtigt für enorme Hitze, extreme Luftfeuchtigkeit und das Risiko sintflutartiger Regengüsse. Aber auch aus fahrerischer Sicht hat der Kurs vor den Toren Kuala Lumpurs einiges zu bieten. "Der Kurs hat einen schönen Rhythmus mit vielen flüssigen Kurven, das erinnert mich ein bisschen an den Circuit de Catalunya", sagt Pedro de la Rosa.

Die Strecke stellt sehr hohe Ansprüche an die Autos. "Ich denke, wenn man in Sepang schnell ist, dann ist man überall schnell", glaubt de la Rosa und bemüht erneut den Vergleich mit seiner Hausstrecke in Katalonien. "Wie gesagt, es gibt Ähnlichkeiten mit Barcelona, beide Strecken sind sehr repräsentativ. In Malaysia kommen Fahrer und Autos auf den Prüfstand."

Prüfstand: Fahrzeug

Nach dem Straßenkurs im Albert Park zu Melbourne geht es in Malaysia wieder auf eine permanente Strecke, die 1999 den Trend zu neuen Ländern und bombastischen Streckenanlagen erst ebnete. "Sepang ist eine sehr anspruchsvolle Strecke, die an das Chassis und dessen Abstimmung hohe Anforderungen stellt", erklärt der scheidende Sauber-Technikchef Willy Rampf.

Es gibt schnelle Wechselkurven, in denen Fahrstabilität entscheidend ist. Gleichzeitig verlangen die langsamen und zum Teil ansteigenden Kurven beim Herausbeschleunigen eine gute Traktion. Rampf warnt: "Besonders heikel ist die Rechtskurve vor der Gegengeraden, deren Radius zum Ausgang hin enger wird."

Zudem setzten die Temperaturen nicht nur den Fahrern und Teammitgliedern zu. Sauber erwartet Außentemperaturen um die 35 Grad mit entsprechenden Asphalttemperaturen von deutlich über 40 Grad. "Man muss deshalb für ausreichend Kühlung sorgen und diesen Aspekt auch bei der Abstimmung berücksichtigen, um die Reifen nicht zu überfordern", betont Rampf.

Prüfstand: Motor

Die Spitzkehre ist eine der besten Überholmöglichkeiten., Foto: Sepang Circuit
Die Spitzkehre ist eine der besten Überholmöglichkeiten., Foto: Sepang Circuit

Mit über 310 Kilometern Renndistanz wird auf dem Sepang International Circuit das längste Rennen der Saison gefahren. Rund 25% einer Runde entfallen auf die beiden, jeweils fast einen Kilometer langen Geraden am Ende respektive Anfang einer Runde. Verbunden werden die beiden Geraden durch die bekannte Sepang-Haarnadel rund um eine Ecke der Haupttribüne.

Auf den beiden Geraden geben die Fahrer Vollgas, umso stabiler muss das Fahrzeug auf der Bremse sein. Wenn das gelingt, können die Piloten hier die volle Breite des Kurses ausnutzen, um vielleicht ein Überholmanöver zu starten. Die Spitzkehre ist die wohl beste Überholmöglichkeit des Kurses, auch weil die Strecke hier so breit ist. Dabei benötigen die Fahrer jede Menge Drehmoment und Grip, wenn es aus der Haarnadel die lange Zielgerade entlang geht. Zu einer schnellen Rundenzeit tragen auch eine effektive Beschleunigung aus den Kurven 4 und 9 bei.

Prüfstand: Strecke

Sepang ist eine Mischung aus unterschiedlichen Kurventypen - von sehr langsam bis ultraschnell. "Die Strecke bietet von allem etwas und stellt entsprechend vielfältige Anforderungen an die Fahrzeuge", erklärt der Zweite von Australien, Robert Kubica.

Die Runde beginnt mit einer sehr langsamen Passage. "Die Kurven 1 und 2 sehen auf dem Papier sehr einfach aus, haben es aber in sich", mahnt der Pole. "Der Asphalt am Ausgang von Turn ist wellig, sodass man die Kraft kaum auf den Boden bringt. Gerade in dieser Kurvenkombination zahlt es sich aus, dass die Strecke so breit ist, denn hier kannst du verschiedene Linien fahren, um dir im Zweikampf einen Vorteil zu verschaffen."

Am besten gefällt Kubica der schnelle Mittelsektor. "In den Hochgeschwindigkeitskurven wie den Turns 5 und 6 spürst du die massiven Fliehkräfte", berichtet er. "Dann lenkst du ein für die Turns 7 und 8, die sich wie eine Kurve mit doppeltem Scheitelpunkt fahren. In der Mitte lauert eine kleine Bodenwelle, die das Auto aus dem Gleichgewicht bringen kann."

Kubica findet in Sepang schnell den benötigten Rhythmus. "Die Strecke ist so breit, dass sie dir genug Selbstvertrauen vermittelt, um gleich ans Limit zu gehen", begründet der Renault-Pilot. "In den vergangenen Jahren stellten die Highspeed-Kurven keine besondere Herausforderung dar, aber das könnte in diesem Jahr mit den vollbetankten, schweren Autos anders aussehen. Ob wir beispielsweise in Turn 5 das Gas stehen lassen können, muss sich erst noch zeigen."

Prüfstand: Fahrer

Auch die Fahrer müssen gut gekühlt werden., Foto: Sutton
Auch die Fahrer müssen gut gekühlt werden., Foto: Sutton

Es vergeht kein Malaysia GP, ohne dass über die Schwüle gestöhnt wird. Das extreme Klima hat dem Malaysia-Grand Prix den Ruf als härtestes Rennen des Jahres eingebracht. Die Fahrer verlieren bei Cockpit-Temperaturen von über 40 Grad im Rennen rund drei Kilogramm Gewicht.

Während Renault-Teamarzt Riccardo Ceccarelli dazu rät, sofort nach der Ankunft zu trainieren, gehen es Adrian Sutil und Nico Hülkenberg etwas ruhiger an. "Für die Grundfitness muss man schon im Vorfeld sorgen", sagte Sutil im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Ich bin schon Sonntagnacht direkt nach Malaysia geflogen. Ich mache drei Tage etwas Urlaub und gewöhne mich an die Temperaturen. Er mit einem Entspannungsprogramm und dann wird trainiert. Donnerstag geht es schließlich schon weiter."

Auch Hülkenberg übertreibt es bei der Vorbereitung nicht. "Wir haben den Mittwoch und Donnerstag zum Akklimatisieren, da treibe ich bestimmt noch etwas Sport, aber ich mache nichts Besonderes", sagte er uns. "Da ist man ja noch müde vom letzten Wochenende." Die enorme Hitze bereitet ihm keine Bedenken. "Bahrain war auch heiß, wir waren im Januar zum Fitnesstraining in Malaysia, da hatte ich keine Probleme mit der Luftfeuchtigkeit. Ich habe keine Angst vor der Hitze."